Duisburg. Gut zwei Jahre nach dem Tod der kleinen Mia gibt es in Duisburg eine zweite Babyklappe. Sie wurde an den Sana-Kliniken eingerichtet.
Die Fälle hatten im Herbst 2018 nicht nur die Duisburger bewegt: Zwei tote neugeborene Mädchen. Das eine, Mia, aufgefunden in einer Altkleider-Sortieranlage in Polen, die aus Duisburg kam. Das andere Mädchen wurde in einer Wohnung in Rumeln-Kaldenhausen gefunden; die Mutter, eine 35-jährige Frau, hatte bereits drei Kinder und wurde vom Jugendamt betreut. Die Fälle dieser toten Babys hatten in Duisburg die Diskussion um eine zweite Babyklappe entfacht. Der Kinderschutzbund kämpfte für ihre Errichtung. Gut zwei Jahre später ist sie nun an den Sana-Kliniken eingerichtet worden.
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Damit hat Duisburg neben der Babyklappe an der Helios-Kinderklinik Hamborn nun ein zweites Hilfsangebot für junge Mütter, die in einer schweren Krise erwägen, ihr Kind auszusetzen oder zu töten. Eigentlich wollten die Sana-Kliniken, der Kinderschutzbund und das Jugendamt als gemeinsamer Träger der neuen Babyklappe diese Mitte Dezember offiziell vorstellen. Aufgrund der verschärften Corona-Schutzmaßnahmen wurde der Termin kurzfristig ins Neue Jahr verschoben und die zweite Duisburger Babyklappe ohne große Aufmerksamkeit in Betrieb genommen. Hinweisschilder an den Sana-Kliniken (Zu den Rehwiesen 9-11, 47055 Duisburg) sind bereits angebracht.
Ein Angebot auch für Frauen in der Region
Gerhild Tobergte, Vorsitzende des Duisburger Kinderschutzbundes, begrüßt es "sehr", dass Duisburg nun die zweite Babyklappe hat. Sie sei ein wichtiges weiteres Hilfsangebot - nicht nur für junge Mütter und Eltern in der Stadt, sondern auch in der Region. Tobergte hatte im November 2018 gehofft, dass die große Anteilnahme an dem Fall Mia nicht nur „ein Augenblickhall“ ist. Die Gesellschaft müsse sich fragen: "Machen wir genug, um die Babys zu schützen und schwangeren Frauen, die schwer unter Druck stehen, zu helfen", hatte sie damals gesagt. Mit einer Babyklappe nun im Norden und Süden der Stadt gebe es "eine gute Verteilung".
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Auch der ärztliche Direktor der Sana-Kliniken Duisburg, Prof. Markus Schmidt, ergriff nach den beiden Fällen der getöteten Mädchen die Initiative zu einer Fachdebatte über die Einrichtung einer zweiten Babyklappe in Duisburg. Er bat das Jugendamt eine Expertenrunde aus Kinderärzten der Duisburger Krankenhäuser, den Schwangerschafts-Beratungseinrichtungen und Fachleuten des Jugendamtes zusammenzurufen.
Duisburg: Viele Befürworter einer zweiten Babyklappe
In die Babyklappe an der Helios-Kinderklinik Hamborn (An der Abtei 7-11, 47166 Duisburg) waren zu diesem Zeitpunkt seit 2001 insgesamt 19 Babys gelegt worden. Die Zahl, so sagte damals Prof. Peter Seiffert, Chefarzt der Helios-Kinderklinik, sei "vielleicht nicht viel." Aber: "Zu vier Müttern habe ich Kontakt bekommen. Sie sagten, sie hätten akut Panik bekommen und die Kinder dann in der Klappe abgelegt. Die Babyklappe war in diesem Fall sogar nur das lebensrettende Zwischenlager, denn danach haben drei Mütter ihre Babys zurückgenommen, zu einem vierten besteht jetzt Kontakt zwischen Mutter und dem Kind in einer anderen Familie", blickte Seiffert im Gespräch mit dieser Zeitung zurück. Auch er befürwortete eine zweite Babyklappe in Duisburg. "Ja", so sagte Seiffert: "Es ist nicht gut, wenn Kinder ihre Herkunft nicht kennen, aber es ist noch schlechter, wenn sie nicht leben."
Keine neue Spuren im Fall Mia
Und dieser Gedanke ist es auch, mit dem der Kinderschutzbund auf seiner Homepage auf das neue Hilfsangebot aufmerksam macht: "Ihr Kind möchte so gerne leben" ist neben dem Logo der Babyklappe zu lesen.
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Die Chance zu leben hatten Mia und das zweite getötete Mädchen nicht. Während die Mutter des in der Wohnung in Rumeln gefundenen Neugeborenen im Oktober 2019 vom Schwurgericht in Duisburg wegen fahrlässiger Tötung zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde, gibt es im Fall Mia noch immer keine Spur, die zur Mutter oder den Eltern der Kleinen führt.
"Wir sind allen Spuren nachgegangen und haben in alle Richtungen geschaut", erklärt Jaqueline Grahl, Pressesprecherin der Polizei Duisburg. Auch der jüngste Beitrag über den Fall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" brachte keine neuen Erkenntnisse. "Aber wir bleiben dran und im regen Austausch mit der Rechtsmedizin", so Grahl. Die Polizei nimmt nach wie vor Hinweise zu "Baby Mia" unter 0203 2800 oder per Mail an mia@polizei.nrw.de und in jeder Polizeidienststelle entgegen. Man habe noch immer die Hoffnung, "dass sich die Mutter doch noch meldet" - egal wie.