Duisburg. Josef D. (90) ist sterbenskrank und konnte nicht zur Beerdigung seiner Ehefrau. Wie der Wunsch eines persönlichen Abschiedes doch wahr wurde.

Aufs Meer blicken, ein Tanz mit dem Lieblingsmenschen oder eine Fahrt im Karussell – für Menschen, die sich auf der Zielgerade des Lebens befinden, sind solche gewöhnlichen Sehnsüchte oftmals der letzte Wunsch. So auch für Josef D. aus Duisburg, der im Hospiz auf seinen Abschied wartet. Sein letzter Wunsch: Zum ersten Mal an das Grab seiner verstorbenen Frau.

Josef D. aus Duisburg ist sterbenskrank. Der 90-Jährige lebt im Hospiz St. Raphael in Huckingen. Seine Pfleger beschreiben ihn als „sehr humorvoll“ – „Karnevalist durch und durch“, so Christiane Thomas, stellvertretende Pflegedienstleitung am Malteser Hospiz St. Raphael. „Er ist sehr positiv gestimmt und lebensbejahend.“ Und das, obwohl er weiß, dass seine Tage gezählt sind.

90-Jähriger verpasst Beerdigung der Ehefrau – Wunschwagen ermöglicht Abschied

44 Jahre war er verheiratet, bis der Tod seiner Frau im Juli die Wege trennte. Damals lag auch Josef D. schwer krank im Krankenhaus. Aufgrund seines Gesundheitszustandes war es ihm verwehrt, die Beerdigung seiner Frau mitzuerleben.

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Dank des Herzenswunschwagens des Malteser Hilfsdienstes aus Essen, mit dem das Hospiz eng zusammenarbeitet, konnte dem 90-Jährigen der große Wunsch eines persönlichen Abschiedes erfüllt werden. Zusammen mit seiner Enkelin und Tochter ging es unterstützt von Pflegern ans Grab auf einem Friedhof in Duisburg.

„Das ist das letzte, was ich noch für dich tun kann“

„Er hatte die Lieblingsblumen seiner Frau mit zum Grab genommen“, erinnert sich eine Pflegerin. Rosen und Orchideen. Mit den Worten „das ist das letzte, was ich noch für dich tun kann“, legte er die Blumen aufs Grab nieder. „Er hat Fotos vom Grab gemacht, die nun in seinem Zimmer stehen. Ihm war der Besuch ganz wichtig“, sagt Christiane Thomas.

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Jährlich begleitet das Hospiz St. Raphael rund 200 Menschen stationär und 150 Patienten im ambulanten Palliativdienst auf der letzten Lebensetappe. Im Kinder- und Jugendhospizdienst werden jährlich 20 bis 25 Familien mit unheilbar erkrankten Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren begleitet. Ein großer Teil der Patienten lebt bis zu zwei Wochen im Hospiz, manche aber auch länger als 3 Monate.

Erfüllte Wünsche: Discobesuch, der MSV und eine Fahrt an die Nordsee

Umso schöner ist es für die Pfleger und Angehörigen zu sehen, wenn ein letzter Wunsch erfüllt werden kann. So wurde im St. Raphael schon der letzte Discobesuch erfüllt, ein MSV-Fan konnte noch einmal zu einem Spiel der Zebras und eine Fahrt an die Nordsee wurde möglich gemacht. Auch eine Band, in der ein Patient jahrelang selbst Mitglied war, spielte im Hospiz schon ein Konzert.

„Wir spüren immer wieder, wie sehr wir unseren Patienten auch mit kleinen Gesten besondere Freudenmomente bereiten“, berichtet Mechthild Schulten, Leiterin des Malteser Hospizzentrums St. Raphael. „Das zu erleben, ist sehr erfüllend.“

>>> DREI FRAGEN AN DAS HOSPIZ ST. RAPHAEL IN HUCKINGEN

  • Wie viel kostet die Unterbringung im Hospiz? Die Krankenkassen bezahlen den größten Teil der stationären Hospizversorgung, ein weiterer Teil wird über Spenden finanziert. So werden etwa zusätzliche Gelder für die Anschaffung neuer Betten oder die Renovierung der Hubbadewanne benötigt, so das Hospiz. Auch die Trauerberatung der Angehörigen nach Versterben der Patienten werden vollständig über Spenden finanzieren. (Spendenkonto: IBAN: DE31 350 500 000 200 207 207; BIC: DUISDE33XXX; Sparkasse Duisburg)
  • Werden derzeit ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter gesucht? Das Hospiz St. Raphael ist immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern. Interessierte können sich jederzeit an die Leitung wenden. „In einem Kennenlerngespräch sprechen wir über ihre Motivation, ihre Talente und ihre Möglichkeiten“, so das Haus. Alle Ehrenamtler erhalten einen Befähigungskurs. Der nächste Vorbereitungskurs beginnt im April 2021 in Homberg. Der darauffolgende startet im September 2021 in Huckingen. Interessierte melden sich per E-Mail an ineke.rockhoff@malteser.org
  • Was sind Aufgaben eines ehrenamtlichen Hospizbegleiters? „Sie schenken im Rahmen Ihrer Möglichkeiten Zeit“, sagt die Hospizleitung. Im ambulanten Hospizdienst besuchen Ehrenamtler die betroffenen Familien und sind in erster Linie Gesprächspartner. Ziel sei es, Entlastung zu bringen. Auch Spaziergänge und die Begleitung bei Ausflügen gehören zu den üblichen Aktivitäten. Im stationären Hospiz sind sie Begleiter und unterstützen mit Gesprächen. „Sie bringen Abwechslung, hören zu, sind auch in schwierigen Momenten da und halten sie aus.“