Duisburg. Die ersten Christmetten in Duisburg sind am Dienstag abgesagt worden. Viele Gemeinden beraten noch über die Weihnachtsgottesdienste.
Volle Kirchen zu Weihnachten sind im Jahr 2020 wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie ohnehin undenkbar, doch auch die geplanten Gottesdienste unter Hygienebedingungen stehen in Duisburg aufgrund des Lockdowns auf der Kippe: Während in den katholischen Pfarreien noch keine Klarheit herrscht, tendiert der evangelische Kirchenkreis Duisburg dazu, alle Präsenzgottesdienste bis zum 10. Januar abzusagen.
Davon wären auch die Messen an den Weihnachtstagen betroffen. An der Salvatorkirche muss Pfarrer Stephan Blank den Gläubigen am Dienstag die traurige Nachricht überbringen. Das Pfarrkonvent des evangelischen Kirchenkreises Duisburg hatte sich am Montag in einer Online-Konferenz beraten. Eine große Mehrheit der teilnehmenden Pfarrer befürwortete dabei eine Absage aller Präsenzgottesdienste während des Lockdowns – ohne Ausnahme an Heiligabend und den Feiertagen. Das Pfarrkonvent sprach eine Empfehlung gegenüber den 15 Gemeinden des Kirchenkreises aus, die bis Ende der Woche nun die endgültige Entscheidung treffen sollen.
Christmetten: Erste Absagen Duisburg wegen Corona
Als eine der ersten entschied sich die Gemeinde Alt-Duisburg am Dienstagmittag dazu, die mit aufwändigen Hygienekonzepten geplanten Gottesdienste an Weihnachten abzusagen. Eigentlich sollte am Nachmittag in der Salvatorkirche die Anmeldephase für die dortige Messe und jene in der Duisserner Lutherkirche beginnen.
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Stephan Blank, Pfarrer der Salvatorkirche, hat stattdessen die schwere Aufgabe, allen Gemeindemitgliedern, die sich nach und nach vor seiner Tür versammeln, die Absage mitzuteilen. Anstatt eines Tickets überreicht er den Anwesenden nur einen Zettel mit den Terminen für die Online-Gottesdienste. „Eigentlich sollten hier fünf Tische stehen, an denen sich die Leute anmelden können“, sagt Blank mit Blick auf die Leere vor dem Altarbereich. Die Entscheidung sei erst wenige Stunden vorher am Mittag gefallen.
Einheitliche Regelung entspricht nicht der „Realität der Kirche“
Die Empfehlung des Kirchenkreises betrifft auch die Gottesdienste am 4. Advent und allen weiteren Tagen in der Zeit bis zum 10. Januar. Superintendent Christoph Urban betont, dass die Empfehlung gegenüber den Gemeinden nicht deren Hygienekonzepte in Frage stellen solle. „Gesellschaftlich geht es um mehr: Wir tragen als Kirche eine Gesamtverantwortung und wollen ebenfalls Kontakte reduzieren und Solidarität mit anderen Gruppen zeigen, die sich ebenfalls momentan nicht treffen können“, sagt er. „Das ist auch eine Frage der christlichen Nächstenliebe.“
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Das Pfarrkonvent überlasse die endgültige Entscheidung bewusst den Gemeinden: „Es entspricht nicht der Realität der Kirche, eine einheitliche Regelung zu haben. Die Gemeinden haben alle mit so einer Entwicklung gerechnet und einen Plan B und C in der Tasche. Den müssen sie jetzt abrufen“, sagt Urban.
Noch keine Entscheidungen in den katholischen Pfarreien
Auch der Kirchenkreis Moers, dem die linksrheinischen Protestanten-Gemeinden angehören, berät über das weitere Vorgehen. Mehrere Gemeinden hätten ihre Messen bereits abgesagt beziehungsweise ins Internet verlagert, teilt ihr Sprecher Egbert Schäffer mit.
Die acht katholischen Pfarreien im Stadtgebiet befinden sich derzeit in Abstimmung über das weitere Vorgehen, sagt Eva Wieczorek-Traut, Pressesprecherin des Stadtdekanats. „Ob Gottesdienste an den Weihnachtstagen stattfinden, verantwortet jede Pfarrei für sich. Die Beratungen laufen noch.“ Das Anmeldeverfahren für die Gottesdienste laufe vorerst weiter.
Absage an der Salvatorkirche: Verständnis und Wut
Die Besucher der Salvatorkirche reagieren überwiegend verständnisvoll auf die Absage. „Ich bin allerdings sehr enttäuscht und kann mir den Heiligabend allein in der Wohnung nur sehr schwer vorstellen“, sagt Horst Nerm, der in der Altstadt lebt. „Das letzte Mal, dass ich nicht in die Christvesper gegangen bin, ist bestimmt 20 Jahre her.“ Den Online-Gottesdienst wolle er sich nicht ansehen.
„Sehr wütend“ ist dagegen Sarah Werner. „Das Hygienekonzept hat jeden Sonntag funktioniert, das ist vorauseilender Gehorsam“, schimpft die Seniorin. Nicht nur die Absage an sich ärgere sie, auch die kurzfristige Entscheidung. „Das hätten man früher bekanntgeben müssen“, kritisiert sie. Pfarrer Stephan Blank hört sich all ihren Ärger und all die Bekundungen der Kategorie „Ich hab’ mir das schon gedacht“ an und findet, wie es seinem Beruf inne liegt, dennoch tröstende Worte: „Wenigstens können wir online miteinander singen.“
>>KEINE VORGABEN VON DER STADT DUISBURG
- Die Entscheidung über die Gottesdienste an Weihnachten liegt auch weiterhin bei den Gemeinden selbst – die Stadt Duisburg plant in dieser Hinsicht keine Verschärfung. „Die Gemeinden orientieren sich an den Regeln der Corona-Schutzverordnung NRW“, so Stadtsprecher Peter Hilbrands.
- Kirchen müssten gemäß der Verordnung eigene Regeln aufstellen und seien aufgerufen, das lokale Infektionsgeschehen zu berücksichtigen. Dabei gebe es keine Unterscheidung zwischen Freiluft-Messen oder solchen in Gebäuden, so Hilbrands weiter. Die Redaktion informiert in den kommenden Tagen über weitere Einzelheiten zu den Plänen der Gemeinden.