Duisburg. Die Kirchen machen sich Gedanken über den Heiligabendgottesdienst, erste Ideen gibt es bereits, wie den Gottesdienst aus einem Lkw heraus.

Die Adventszeit und Weihnachten wird in diesem Jahr eine andere sein. Nur wie kann sie aussehen, angesichts immer weiter steigender Corona-Zahlen. Die Weihnachtsmärkte sind in Duisburg bereits abgesagt. Aber wie sieht es bei den Gottesdiensten aus? „Für uns ist klar, dass der Weihnachtsgottesdienst stattfinden wird, die Frage ist nur wie“, sagt Rolf Schotsch von der evangelischen Stadtkirche Duisburg. Natürlich unter der Voraussetzung, dass die Coronazahlen nicht weiter so exorbitant ansteigen, dass alle Gotteshäuser schließen müssen. Doch so oder so ist sicher: Einen normalen Gottesdienst wird es nicht geben.

Zugelassen sind 60 Besucher statt 600

Die Hygienekonzepte lassen eine maximale Auslastung von rund zehn Prozent zu. „Wenn momentan Feiern in der Salvatorkirche sind, dann müssen wir genau schauen, dass wir die Abstände einhalten. Familien dürfen natürlich enger beieinandersitzen, doch wenn nur Einzelpersonen kämen, dann dürften unter Einhaltung der Abstände maximal 60 Personen am Gottesdienst teilnehmen“, erklärt Rolf Schotsch. Und das in einem Bau, der normalerweise 600 Menschen fasst. Das sind keine guten Perspektiven für die proppevollen Weihnachtsgottesdienste.

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Deswegen laufen die Planungen in den einzelnen Gemeinden auf Hochtouren. Nicht zuletzt, weil im kommenden Gemeindebrief schon genau stehen soll, wie und wann genau die Gottesdienste abgehalten werden sollen. „Auf jeden Fall müssen die Besucher sich vorher anmelden. Wer in die Kirche gehen möchte, kann nicht einfach vorbeikommen, wir brauchen Planungssicherheit“, konstatiert Schotsch.

Mit viel Abstand und der Truhenorgel

Maskenpflicht herrscht während des gesamten Gottesdienstes und Singen in geschlossenen Räumen geht natürlich selbst im Hause Gottes nicht. Dafür aber später draußen. „Nach der Christmette um 23 Uhr gehen die Besucher in Hamborn alle zusammen raus und dann wird mit der Truhenorgel und viel Abstand draußen gesungen. Da kann dann jeder auch unangemeldet vorbeikommen.“ In einigen Pfarreien sind die Planungen schon recht weit gediegen: Die Salvatorgemeinde beispielsweise plant das Krippenspiel mit schauspielerischem Abstand und Zuschauern auf dem Vorplatz und betet jetzt schon um gutes Wetter. Selbiges gilt für Duissern. Auch diese Gemeinschaft feiert komplett draußen. Wanheimerort denkt noch größer und verlegt ihren Gottesdienst direkt ins Leichtathletikstadion an der Wedau. Natürlich auch dort mit Maskenpflicht und vorheriger Anmeldung.

Die Friedenskirche in Hamborn plant vier Gottesdienste, die zusätzlich per Videostream live auf Youtube übertragen werden sollen. Das klappt momentan auch schon sehr gut, die daheimgebliebenen Gottesdienstbesucher können sogar durch die Kommentarfunktion bei Youtube aktiv den Gottesdienst mitgestalten. Das wird auch an Heiligabend so gemacht werden.

Mobile Gottesdienste auf unterschiedlichen Plätzen

Die wohl kreativste und ungewöhnlichste Idee stammt aus Alt-Duisburg mit den Stadtteilen Kaßlerfeld/ Neuenkamp. Hier basteln Pastor Martin Winterberg und sein Team gerade an einem Lkw Gottesdienst. „Ein gemieteter Lkw wird so umgebaut, dass wir damit von Ort zu Ort fahren können und auf unterschiedlichen Plätzen mobile Gottesdienste abhalten können“, erläutert Schotsch diese Idee. Corona macht halt erfinderisch. Wann und wo der Truck genau halten wird, steht noch nicht fest, wird aber alsbald bekannt gegeben.

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Und wie sieht es in der katholischen Gemeinde aus? „Das Einzige, das wir jetzt schon 100-prozentig sagen können ist, dass es die traditionelle Christmette an Heiligabend in der herkömmlichen Form nicht geben wird“, spricht Stadtdechant Roland Winkelmann ebenfalls das aus, was alle schon ahnen. An Heiligabend hat Winkelmann in seiner Kirche schon mal gut und gerne 600 bis 800 Besucher. Viele davon sind die berühmten U-Boot-Christen, die ausnahmslos einmal im Jahr länger als zehn Minuten im Gotteshaus auftauchen. Doch auch die sind natürlich Christen und sollen ihr Weihnachtserlebnis bekommen.

Online-Umfrage zu den Wünschen der Gottesdienstbesucher

Coronabedingt ist auch hier guter Rat teuer. Deshalb hatte die katholische Stadtkirche vor ein paar Wochen eine Online-Umfrage ins Netz gestellt, um zu erfahren, welcher spezielle Moment des Gottesdienstes denn das berühmte Weihnachtsgefühl auslöst. „Wenn wir das wissen, dann können wir flexibel darauf reagieren und die Besucherzahlen etwas entzerren“, erklärte Pressereferentin Eva Wiczorek-Auer optimistisch zu Beginn der Umfrage. Leider ist bis dato nicht viel Resonanz gekommen. „Wir haben vier E-Mails erhalten, in denen klipp und klar drinsteht, dass die Besucher dringend an einer traditionellen Christmette festhalten wollen, zur Not auch per Videostream“, sagt Winkelmann und zuckt leicht mit den Schultern.

Techniker für Heiligabend gesucht

Das ist nämlich hier leichter gesagt als getan. „Wir haben die Kommunion in diesem Jahr auch schon gestreamt, das klappt theoretisch super und ich wäre absolut dafür.“ Bis hierhin ist die winkelmannsche Weihnachtswelt noch in Ordnung. „Doch momentan finde ich keinen Techniker, der Lust hat, an Heiligabend sein Equipment in der Kirche aufzubauen und dort zu filmen. Das ist terminlich ganz schwer zu besetzen“, erklärt er die momentane Misere. Und selber filmen sei auch keine Option. „Wer Zeit und Lust hat, uns dabei zu unterstützen, der soll sich bitte gerne melden, wir sind dankbar.“

Während die evangelische Gemeinde an der Kür feilt, ackert das katholische Pendant noch an den Pflichtelementen. Klar ist nur eins: Am 24. Dezember ist Heiligabend und das kommt natürlich immer viel zu schnell und überraschend – diesmal auch für die Kirchen.