Duisburg. Kurz vor dem Lockdown schieben die Friseure in Duisburg Sonderschichten, damit die Kunden mit frischem Haarschnitt unter dem Tannenbaum sitzen.

Im Friseursalon „Haarem“ in Duisburg-Neudorf öffnet sich im Viertelstunden-Takt die Tür – an einem Montag wohlgemerkt. Wegen des nahenden Lockdowns schieben Lana Salih, Kirsten Hamacher und Chefin Tuba Bicilir Sonderschichten. Neben Geschäften müssen ab Mittwoch auch Dienstleister schließen.

„Wir haben Sonntag alle Stammkunden abtelefoniert. Es wäre schön gewesen, wenn wir eher hätten planen können“, sagt Tuba Bicilir. Bis Mittwoch bleibt eben wenig Zeit. Und auch in den anderen Salons wird eifrig frisiert. Die Coiffeure sorgten sich um ihren Umsatz und die Kunden, dass sie mit Wallemähne unter dem Tannenbaum sitzen müssen. Die meisten sind entsprechend froh, dass die Termine umorganisiert werden konnten. Tuba Bicilir hat ihr System fein austariert, um fast alle, die vor Weihnachten vorbeigekommen wären, in zwei Tage zu packen.

Friseure in Duisburg legen Extraschichten ein

Mitarbeiterin Lana Salih zieht bei einer Kundin die Strähnen nach. Einen Stuhl weiter – natürlich mit 1,50 Metern Abstand – wird eine wilde Mähne neu durchgestuft. Aber: Ansätze zu färben dauert, dazu kommen noch mindestens 20 Minuten Einwirkzeit. Dafür ist ein aufwendiges Abschluss-Styling heute nicht drin.

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„Ich arbeite Gleitzeit, hab mich auf Pause gestempelt, um schnell zum Friseur zu können“, verrät Jessica, die vor kurzem die ersten graue Haare bei sich entdeckt hat. Sie kommt extra aus Mülheim und gehört zu den Stammkundinnen, die in den Genuss des Extra-Termins gekommen sind. Bei einer anderen Dame ist die Farbe gerade fertig eingezogen, sie wechselt zum Waschbecken. Währenddessen wird ein Mann, der eben noch neben der Kasse wartete, auf seinen Platz gesetzt und bekommt einen Kurzhaarschnitt.

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Small Talk dreht sich um Weihnachten und Corona

Der Small Talk kreist um die Weihnachtsvorbereitungen, den Lockdown und das Jahr, das die meisten eher in mäßiger Erinnerung behalten. „Meine Geschenke muss ich online bestellen. Ich habe ja jetzt keine Zeit mehr, in die Stadt zu gehen“, erklärt Friseurin Lana Salih.

Irene Panse im Salon am Philosophenweg. Damals im April wurden schnell die notwendigen Maßnahmen für mehr Corona-Schutz umgesetzt. (Archivfoto)
Irene Panse im Salon am Philosophenweg. Damals im April wurden schnell die notwendigen Maßnahmen für mehr Corona-Schutz umgesetzt. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Innungs-Obermeisterin Irene Panse weiß zu berichten, dass einige Kollegen schon am Samstag bis spät abends öffneten, weil sie ahnten, dass sie vor Weihnachten wieder schließen müssen. Vor den Feiertagen wollen alle noch einmal die Haare frisch gesträhnt und geschnitten bekommen. „Bei uns sind alle im Einsatz. Wir haben einen recht großen Salon und können genügend Abstand halten“, sagt Panse, die einen Salon am Innenhafen betreibt.

Ungewisse Zukunft: Was passiert nach dem 10. Januar?

Seit 53 Jahren ist Panse im Friseurhandwerk tätig, seit 20 Jahren hat sie ihren Salon am Philosophenweg. So eine Zeit habe sie noch nicht erlebt. Die beiden verbleibenden Tage werden die wirtschaftlichen Einbußen wohl nicht auffangen können, da die Termine zwischen Weihnachten und Neujahr oder auch Anfang Januar entfallen, so die Innungs-Obermeisterin.

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Beim ersten Lockdown wurden auch Friseure für die geschlossenen Wochen entschädigt. „Wir wissen ja leider nicht, ob es wirklich beim 10. Januar bleibt oder es doch länger dauert“, erklärt Tuba Bicilir. Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, habe sie nicht – auch wenn sie nah an den Kunden arbeitet. Wer Erkältungssymptome hatte, musste ohnehin zu Hause bleiben. Ein bisschen freut sie sich auf die Weihnachtspause, hofft aber, dass sich die Lage im Januar schließlich wieder normalisiert.

Irene Panse sieht es so: „Das Gute ist ja, dass wir für unser Handwerk keine Werbung machen müssen. Wenn es wieder losgeht, kommen die Leute von alleine, weil die Haare zu lang geworden sind.“

>> STRENGE AUFLAGEN FÜR FRISEURE

  • 110 Betriebe gehören zur Friseur-Innung in Duisburg. Eine Mitgliedschaft ist keine Pflicht, insgesamt arbeiten in Duisburg rund 330 Friseure.
  • Zu Zeiten von Corona gelten für einen Besuch im Salon strenge Auflagen: Aufgrund des direkten Kontakts zwischen Friseur und Kunde und somit einem erhöhten Infektionsrisiko, sind Mund-Nase-Bedeckungen für Mitarbeiter und Kunden verpflichtend. Die Mitarbeiter tragen zudem Einmalhandschuhe.