Duisburg/Berlin. Sprachprobleme und große Hochzeitsfeiern: Bei einer Videokonferenz hat sich Kanzlerin Merkel besonders für die Probleme in Marxloh interessiert.

Aufregender Wochenstart für Patricia Scicolone: Die 26 Jahre alte Polizistin aus Duisburg hat sich am Montagnachmittag in einer Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Corona-Lage ausgetauscht. In ihrem „Bürgerdialog“ interessierte sich Merkel im Austausch mit der jungen Kommissarin besonders für die Sprachbarrieren in Marxloh.

Zwölf Polizisten aus ganz Deutschland hatte die Regierungschefin zur Video-Schalte geladen. Merkel fragte die Beamten aus Erfurt, München, Berlin und Göttingen nach Problemen mit Maskenverweigerern, Hygieneausstattung und Betroffenen in den eigenen Reihen.

Corona: Polizistin berichtet von Sprachproblemen und Unverständnis in Marxloh

Besonders intensiv tauschte sich Merkel aber mit Patricia Scicolone aus Duisburg aus. Die 26-Jährige ist im Wach- und Wechseldienst auf der Polizeiwache Hamborn eingesetzt – und berichtete der Kanzlerin von speziellen Herausforderungen in Marxloh : „Wie soll ich einem Mitbürger, der unsere Sprache nicht spricht, die Coronaschutzverordnung erklären?“, fragte die Polizistin. Schließlich wolle man die Maßnahmen transparent erläutern.

Aufgrund der Sprachprobleme sei jedoch häufig Unverständnis und Aggressivität das Resultat. „Viele Bürger erreicht man aber nicht“, konstatierte die junge Polizistin, der im Gespräch mit der Kanzlerin keine Nervosität anzumerken war.

Patricia Scicolone ist für die Polizei im Duisburger Norden unterwegs.
Patricia Scicolone ist für die Polizei im Duisburger Norden unterwegs. © Polizei Duisburg

„Ich kenne die Problemlage in Marxloh“, erklärte die Kanzlerin und verwies auf ihren Besuch des Stadtteils im Jahr 2015. „Glauben Sie, dass wir Sie besser ausstatten könnten?“, hakte Merkel aus dem Kanzleramt nach. Als Idee nannte sie gesprochene Texte, die sich Polizisten auf ihr Smartphone laden könnten. „Die könnte man den Menschen vorspielen und zeigen: So sieht die Coronaschutzverordnung auf Rumänisch aus“, schlug Merkel vor. „Das würde uns ungemein helfen“, antwortete Scicolone.

Kanzlerin Merkel sieht „Doppel-Herausforderung“ in Duisburg-Marxloh

Mit ihren Schilderungen aus Marxloh hatte sie offenbar tieferes Interesse bei der Kanzlerin geweckt. „Wenn ich mich recht erinnere, haben sie dort auch diese Doppel-Herausforderung. Sehr viele Türkischstämmige, die super Deutsch sprechen und die in einem bestimmten Spannungsfeld zu Menschen aus Südosteuropa leben, die gekommen sind. Spielt das eine Rolle bei ihrem Dienst?“, wollte die CDU-Politikerin wissen.

Auch interessant

Und die Duisburger Polizeikommissarin beantwortete die Frage unaufgeregt und eloquent: „Wir haben belebte Straßen im Norden . Wenn man da die Corona-Streife macht, bekommt man das direkt mit, wird direkt angesprochen und merkt den Unmut der Bürger.“

Feten und große Hochzeitsfeiern hätten sie und ihre Kollegen regelmäßig auflösen müssen. Da sei noch viel „Uneinsicht“, so Scicolone. Oft werde die Polizei auch zu Partys in Wohnungen gerufen. „Da fragt man sich schon oft, warum da noch so ein großes Defizit an Informationen ist.“

Massive Präsenz von Polizei und Ordnungsamt

Anfang November hatte die Stadt zuletzt von einer Häufung von Corona-Fällen in Marxloh berichtet. Viele Anwohner beschwerten sich über Passanten, die die Maskenpflicht in Einkaufszonen, zum Beispiel an der Weseler Straße nicht einhalten würden. Mit massiver Präsenz pochten Polizei und Ordnungsamt in den folgenden Wochen auf die Einhaltung der Maskenpflicht . SPD-Bezirksvertreter Claus Krönke (SPD) hängte zudem mehrsprachige Hinweisschilder in den betroffenen Straßen auf.

>>MERKEL SPRICHT 90 MINUTEN MIT POLIZISTEN

■ 90 Minuten tauschte sich die Bundeskanzlerin in der Reihe Bürgerdialog mit den zwölf Polizisten aus. Die Videokonferenz wurde live auf der Facebook-Seite der Bundesregierung übertragen.

  • „Es war spannend für mich, mit der Bundeskanzlerin und Polizisten aus ganz Deutschland ins Gespräch über Auswirkungen der Pandemie zu kommen. Corona hat viel Einfluss auf die Polizeiarbeit, die ja sonst schon von vielfältigen Herausforderungen geprägt ist“, erklärte Patricia Scicolone nach der Videokonferenz.