Duisburg. Die Duisburger Innenstadt wirkt am Wochenende leer, bloß vor dem Knüllermarkt gibt es eine lange Schlange. Händlern beklagen schlechten Umsatz.

Samstagmittag auf der Königstraße , die Duisburger Einkaufsmeile ist voll. Voller zumindest als unter der Woche, keine Überraschung also, auch nicht an einem „Lockdown light“ -Wochenende. Doch nach vorweihnachtlichem Einkaufsstress fühlt sich die Duisburger Innenstadt zwischen Forum, Münzstraße und Sonnenwall wirklich nicht an, gemessen am Konsummaßstab der Weihnachtszeit wirkt die Innenstadt leer.

Das hilft natürlich beim Abstand halten, lediglich vor den Ständen des Wochenmarkts wird es manchmal eng. Wie die Händler mit der Situation umgehen und warum Handelsverbände apokalyptische Szenarien für die Branche malen.

Königstraße: Duisburger sind diszipliniert, Händler frustriert

Die gute Nachricht vorneweg: Maskensünder können bei einem Streifzug über die Königstraße an einer Hand abgezählt werden, die Duisburger sind äußerst diszipliniert. Mit den Abständen funktioniert es in der Innenstadt auch ganz gut – außer an den neuralgischen Ballungspunkten wie dem Eingang des Forums oder vor Marktständen. Auch Raucher, die entgegen dem Verbot quarzend in der Ecke stehen, sind am Samstag eine äußerst seltene Spezies im Innenstadtrevier.

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Alles in Butter also? Nur auf den ersten Blick, wie ein Verkäufer in einem Bekleidungsgeschäft erklärt. „Wir haben kaum Kunden, schon im Vergleich zum Spätsommer. Und mit Blick auf den November 2019 haben wir quasi überhaupt keine Kunden.“ Das sähen auch andere Händler im Innenstadtbereich so, Zahlen habe er dazu aber nicht. Die hat dafür der Handelsverband Textil, 40 Prozent unter dem Umsatz der ersten Novemberwoche 2019 bewegten sich die Händler gerade, sagt Verbandschef Steffen Jost in einer Pressemitteilung.

Lange Schlange vor dem Dekoparadies Knüllermarkt

Das Bild entlang der Königstraße setzt sich auch im Forum fort, Betrieb herrscht schon, weit entfernt von den Dimensionen aber, die der Handel sonst zu dieser Jahreszeit annimmt. Das bestätigt auch ein Verkäufer aus dem Forum. Wo er genau arbeitet, möchte er nicht sagen, nur so viel: „Normalerweise rennen uns die Kunden in diesen Tagen die Türen ein. Das ist für uns jetzt zwar angenehmer, aber auch bedrohlich. Wer weiß, ob wieder Kurzarbeit kommt.“

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Die wenigen Menschen in der Königsgalerie wirken beinahe verloren auf den weiten Fluren des Einkaufszentrums. Dass es dort so leer ist, mag natürlich außer Corona noch andere Gründe haben .

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Über wenig Kundschaft kann sich der Knüllermarkt an der Münzstraße ganz und gar nicht beklagen, gut 50 Meter lang ist die Schlange, die vor dem Dekoladen auf Einlass wartet. Gehen zwei raus, dürfen zwei rein – das ist zwar einfach, aber nicht schnell. „Wir stehen hier seit 20 Minuten“, berichtet ein Kunde in spe, gemessen an der Länge der Schlange dürfte es bis zum Einlass noch einmal 20 Minuten dauern.

Handelsverband appelliert an Bundesregierung

Der Handelsverband betrachtet die Situation in den Innenstädten mit großer Sorge. Nothilfen solle die Bundesregierung auch für den Einzelhandel bereitstellen, fordert der Verband, und malt ein düsteres Bild: „Es veröden ganze Innenstädte“, warnen die Experten; „Die Erholung des Konsums vom Sommer ist endgültig vorbei“, erklärte das Marktforschungsinstitut GfK dem Spiegel .

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Laut dem Handelsverband Textil ist der „stationäre Fashionhandel“ handelsweit die Branche, die am stärksten unter der Corona-Pandemie leidet. Viele Läden könnten mit ihrem Umsatz nicht einmal ihre Kosten decken, Onlinevertrieb sei keine Alternative. Händler wie Amazon schlucken 20 Prozent des Umsatzes . „Für die Innenstädte ist diese Entwicklung dramatisch. Das Ladensterben wird viele Standorte zu Geisterstädten machen und auch in den Lauflagen der Großstädte werden viele Lichter für immer ausgehen“, befürchtet der Verband.

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Ein wenig Galgenhumor können die Duisburger der seltsamen Stimmung in der City dann aber doch abgewinnen. Als ein Polizist der Hundertschaft auf der Königstraße rauchend vor seinem Mannschaftswagen steht, erntet er nicht nur böse Blicke, sondern auch einige schnippische Kommentare. Flugs ist die Kippe ausgedrückt – verkehrte Welt.