Duisburg. Aktueller DAK-Gesundheitsreport zeigt: Fehltage wegen Rückenerkrankungen und Depressionen gingen 2020 in Duisburg um bis zu zwölf Prozent zurück.
Mehr Homeoffice, mehr Kurzarbeit, Einschränkungen in der Freizeitgestaltung: Die Folgen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt haben auch Auswirkungen auf die Krankschreibungen. Im ersten Halbjahr 2020 waren im Schnitt 4,7 Prozent der Duisburger Arbeitnehmer krankgeschrieben. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und noch immer liegt Duisburg damit wie seit Jahren deutlich über dem Landesschnitt von 4,2 Prozent. Dies geht aus dem jetzt veröffentlichten DAK-Gesundheitsreport 2020 hervor.
Zahl der Fehltage wegen Atemwegserkrankungen stieg um 26,5 Prozent
Auffällig ist aber ist aber: Die Ausfalltage bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden nahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund elf Prozent ab (193 Fehltage je 100 Versicherte). Die Fehltage bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände verursachten in den ersten sechs Monaten noch immer den zweitgrößten Anteil am Krankenstand in der Region, gingen aber um fast zwölf Prozent zurück (171 Tage). Und: Die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen Atemwegserkrankungen und den typischen Corona-Symptomen zu Hause geblieben ist, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 26,5 Prozent – blieb aber leicht unterhalb des Wertes aus dem Grippejahr 2018.
Auch interessant
Einen Grund dafür sieht die DAK in der telefonischen Krankschreibung, die im Frühjahr während des Lockdowns für Patienten mit leichten Atemwegserkrankungen eingeführt wurde. Ein Beleg, „dass einfache Lösungen für das Krankschreibungs-Geschehen sehr sinnvoll sind“, sagt Alexander Ochtrop, DAK-Chef in Duisburg und findet: „Wir müssen nicht nur bei Covid-19, sondern bei vielen Erkrankungen generell die Ansteckungsgefahr für das Praxispersonal und für andere Patienten mit bedenken. Wenn neue Formen der Kommunikation die persönliche Begegnung in der Arztpraxis ersetzen, ist das ein wichtiger Fortschritt.“
Einen genauen Blick auf den Gesundheitsreport hat auch der DGB. Angesichts der hohen Zahl an Homeoffice und Kurzarbeit – im April waren 18.700 Beschäftigte in Duisburg davon betroffen, im Sommer wurde für 50.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt – liegt die Vermutung nahe, dass viele Arbeitnehmer mit leichten Krankheitssymptomen daheim gearbeitet haben und nicht zum Arzt gegangen sind, „weil sie die Praxen meiden. Und es gibt weniger Ansteckungsherde“, sagt Angelika Wagner, Geschäftsführerin des DGB-Region Duisburg-Niederrhein mit Blick auf wegfallende Pendelwege und mögliche Ansteckungen unter Kollegen am Arbeitsplatz.
Auch interessant
Dies würde aber bedeuten, dass die Zahl der statisch erfassten Fehltage nicht unbedingt auch jener der tatsächlichen Krankheitstage von Arbeitnehmern entspricht.
Rückgänge um elf Prozent bei den Rückenerkrankungen und fast zwölf Prozent bei den Depressionen könnten Rückschlüsse auf eine Arbeitsverdichtung zulassen, die im Homeoffice anders und als weniger stressig empfunden wird. Oder aber auch, dass psychisch Erkrankte derzeit den Weg in die Therapien scheuen. „Da müssen wir noch einen genaueren Blick drauf haben“, sagt Angelika Wagner. Auch die Gewerkschaften werden zum Jahresende eine Bilanz über die Auswirkungen von Corona auf die Arbeitswelt ziehen.