Duisburg-Neudorf. Bedürftige können sich mit Lebensmitteln oder Hygieneartikeln versorgen. Wer etwas übrig hat, spendet. Limonadenbaum ist nun auch wetterfest.
Am Ludgeriplatz in Duisburg-Neudorf gibt es einen neuen Limonadenbaum. Dabei handelt es sich um eine Spenden-Initiative der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG), die während des ersten Corona-Lockdowns entstanden ist. Nachbarn und alle, die beispielsweise haltbare Lebensmittel übrig hatten, konnten diese am hübsch dekorierten Baum deponieren. Wer etwas brauchte, nahm es sich. Allerdings wurde im Laufe der Zeit immer mehr Müll dort abgestellt. Deshalb gibt es nun ein neues Konzept.
Duisburger Limonadenbaum von Pippi Langstrumpf inspiriert
„Wir wollten eine Lösung, bei der die Spenden für den Winter wetterfest abgestellt werden können und haben auch noch einmal genau überlegt, an wen sich unser Angebot richtet“, erklärt Mit-Initiatorin Lina Wirth. Sie hatte vor ein paar Monaten, nach dem Vorbild der Erzählung von Pippi Langstrumpf, den Limonadenbaum ins Leben gerufen. „Pippi Langstrumpf liebte es, die Kinder mit allerlei Leckereien zu beschenken. Mit Euch gemeinsam möchten wir die Geschichten von Pippi in Duisburg weiterschreiben“, heißt es auf einem Plakat.
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Statt die Waren in eine Kiste zu packen oder an einer Wäscheleine aufzuhängen, funktionierten Lina Wirth und andere Ehrenamtliche nun einen Gastro-Kühlschrank um, den sie gespendet bekommen haben. Beim Bauen wurden sie etwa vom Street-Art-Künstler Piranha unterstützt, der in der Vergangenheit bereits einige seiner Kunstwerke zur Verfügung stellte, die für einen guten Zweck versteigert wurden. Mit den Einnahmen wurde nun der Umbau des Limonadenbaums finanziert.
Haltbare Lebensmittel sind willkommen, Müll oder Deko-Artikel nicht
In einer angeschraubten Flyer-Box ist genau beschrieben, was dort hineingehört: Konserven, Trockenprodukte wie Reis oder Nudeln, verschlossene Getränke, Thermoskannen, Schlafsäcke, Isomatten, Klopapier, Seife und andere Hygieneartikel sind gerne gesehen. Auch Pfandflaschen dürfen gespendet werden. Hohe Schuhe, Dekoration, Sperrmüll, offene Lebensmittel oder schnell Verderbliches sind nicht gefragt. „Wir haben ein Team mit Paten zusammengestellt. Jeder hat einen Tag pro Woche übernommen, an dem er vorbeigeht und schaut, dass an dem Limonadenbaum alles in Ordnung ist.“
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In den vergangenen Monaten habe sich herauskristallisiert, dass sich bei Obdachlosen und Bedürftigen der Standort herumgesprochen hat. Der eine oder andere wurde gesichtet, der sich dort etwas zu essen am Limonadenbaum geholt hat. Bei einigen war danach Kritik laut geworden, dass sich dort auch Personen bedienten, die es gar nicht bräuchten. „Natürlich ist ,bedürftig sein’ ein weiter Begriff. Aber einigen sieht man es nicht an, dass sie wenig Geld haben. Wir wollen zum Beispiel den Studenten, der während seiner Krise den Nebenjob verloren hat, nicht ausschließen“, betont Lina Wirth. Oder Ältere, bei denen die schmale Rente kaum reicht und die sich während der Corona-Krise nicht bei der Tafel versorgen können. Aus diesem Grund setzen Lina Wirth und die anderen auf Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir wollen bei den Betroffenen keine Flyer verteilen und sie outen, weil sie vielleicht wenig Geld haben.“
Bei allen, die den Limonadenbaum unterstützen, hätten die positiven Momente in den vergangenen Monaten überwogen. Und beim Spenden seien sich zahlreiche Nachbarn begegnet und miteinander ins Gespräch gekommen. Ein bisschen Geld ist beim Umbau auch noch übrig geblieben. Damit wollen die Helfer demnächst zum Beispiel Feuchttücher und Desinfektionsmittel besorgen. Beides wartet ebenfalls in dem umfunktionierten Kühlschrank.
>>> Mobiler Waschbus soll ab kommendem Jahr rollen
Bei der Kunstauktion am Ludgeriplatz im Sommer ist auch Geld für den „Mowabu“, den sogenannten „Mobilen Waschbus“ gespendet worden. Arne Buschmann, Malte Petry und einige Mitstreiter rüsten einen ausrangierten Sprinter um, wollen ihn mit einer Waschmaschine ausstatten und dann zu den Orten in Duisburg fahren, wo sich Obdachlose aufhalten. Die können dann vor Ort ihre Kleidung waschen und bekommen ersatzweise auch Wechselwäsche.
„Die Maschine gibt es schon, die Pumpen haben wir besorgt und inzwischen haben wir auch einen Verein für den ,Mowabu’ gegründet“, erklärt Arne Buschmann, Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde. Allerdings stocken die Umbauarbeiten momentan wegen Corona. „Weil wir den Bus nicht herumstehen lassen wollen, überlassen wir ihn erst einmal dem Verein City-Wärme für deren Essensausgabe.“ Er rechnet damit, dass der Waschbus dann in voller Funktion im kommenden Februar oder März starten kann.