Duisburg. 400 Jahre lang war Ruhrort ein verschlafenes Nest. 1780 wurde die Ruhr durchgehend schiffbar. Damit schlug an ihrer Mündung die große Stunde.
Als einzige weitere städtische Siedlung hat es vor dem Industriezeitalter auf Duisburger Gebiet nur Ruhrort gegeben. Ruhrort aber konnte es von der Bedeutung her nie mit Duisburg aufnehmen. Erst als sich sein Hafen im 19. Jahrhundert immer mehr ausdehnte, gerieten beide Städte in Konkurrenz.
Am Beginn der Geschichte Ruhrorts stand nach dem früheren Stadtarchivar Joseph Milz 1371 die Entscheidung Kaiser Karls IV., dem Adligen Johann von Moers wegen erworbener Verdienste Einkünfte aus dem Rheinzoll zuzugestehen.
Ruhrort: Der Rhein floss östlich vorbei
Nun floss der Rhein im Jahresverlauf unterschiedlich breit. Damit die Segelschiffe zum Verzollen ihrer Waren anlanden konnten, wurde auf einer hochwasserfreien Stelle, dem Homberger Werth, einer Rheininsel also, eine Burg als Zollstation errichtet.
Ein fürstlicher Amtmann residierte in Haus Ruhrort. Der Name stand für eine Landspitze an der Ruhr, die zu dieser Zeit einen Nebenarm des Rheins nutzte. Der Rhein floss damals östlich an Ruhrort vorbei.
Ruhrort wurde 1473 als Siedlung bezeichnet
1391 wird erstmals erwähnt, dass bei der Burg eine Fischer- und Handwerkersiedlung entstanden ist. Sie erhielt bald eine Kapelle. 1489 wurde sie zur eigenständigen Pfarrei erhoben, war ab 1551 evangelisch.
Im Gegenzug zu der Verpflichtung, ihre Siedlung zu befestigen, was ab 1437 geschah, erhielten die Ruhrorter die Zusage, ihre Waren auf dem Rhein zollfrei befördern zu können. Etwa 100 Häuser wurden daraufhin auf einer Fläche von 120 mal 115 Metern mit einer Mauer umgeben. Bereits 1473 wurde diese Siedlung als Stadt bezeichnet. Sie erhielt aber nie eine Urkunde, die sie zur Stadt erhob.
Der Kurfürst von Brandenburg hatte schon 1636 den Abbruch der Burg befohlen. Sie hatte nie richtig Schutz gewährt. 1666 kam Ruhrort mit dem Herzogtum Kleve endgültig zu Brandenburg.
Weder die Zollerhebung noch das Recht, Märkte abhalten zu dürfen, steigerten den Wohlstand der Ruhrorter. Erst nach 1756 wurde erstmals außerhalb der engen Grenzen der Stadtmauer gebaut, in der sogenannten Neustadt.
Erster Bauherr war der Großvater von Franz Haniel. Damals entstand das Stammhaus der Firma Haniel. König-Friedrich-Wilhelm-Straße, Harmoniestraße, Fabrik- und Landwehrstraße, sie liegen alle in der Ruhrorter Neustadt. Die Altstadt blieb nicht erhalten.
Mit der Kohle setzte 1780 der Aufschwung ein
Die Stadtbefestigung war 1853 bereits abgetragen. Eine katholische Kirche hat Ruhrort erst wieder 1785 erhalten, St. Maximilian. Von 1825 bis 1938 existierte auch eine Synagoge.
Den entscheidenden Schub brachte der Hafen. Schon 1563 wurde in Ruhrort Kohle aus dem Raum Witten-Hagen umgeschlagen. Bereits 1665 gab es eine Schiffergilde. 1716 wurde der kleine Hafen erstmals ausgebaut. Damit das neue Hafenbecken nicht trockenfallen konnte, wurde der Lauf der Ruhr 1777/78 verkürzt und an die Stadt gebunden. Als ab 1780 die Kohle durchgehend auf der Ruhr befördert werden konnte, setzte für Ruhrort ein gewaltiger Aufschwung ein. Der Hafen sprengte die Stadtgrenzen.
Mit dem Hafen ging der Schiffbau einher. Den Anfang machte 1712 der Betrieb von Barten und Lamertz. Von 1828 bis 1899 bestand die Werft von Jacobi, Haniel & Huyssen. Dort lief 1830 der erste in Deutschland gebaute Rheindampfer vom Stapel und 1845 das erste deutsche Segelschiff, das ganz aus Eisen bestand. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts wuchs auch der Ort, dann waren die Ausdehnungsmöglichkeiten erschöpft.
Ab 1848 Anschluss an Köln-Mindener Eisenbahn
1848 erhielt Ruhrort Anschluss an die Köln-Mindener Eisenbahn, war ab 1852 über eine Fähre auch ans linksrheinische Bahnnetz angebunden. 1903 wurden die Landgemeinden Beeck, Laar und Beeckerwerth nach Ruhrort eingemeindet – zwei Jahre später Ruhrort selbst nach Duisburg.
Historische Fotos aus Duisburg-Ruhrort
Von den Folgen des Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg blieb Ruhrort weitgehend verschont. Nur 15 Prozent aller Wohnhäuser wurden zerstört. Die Ruhrorter Altstadt, wie sie sich heute präsentiert, ist das Ergebnis einer Sanierungsmaßnahme aus den 1960er Jahren. Seit 1975 gehört Ruhrort zum Stadtbezirk Homberg-Ruhrort-Baerl.
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Franz Haniel (1779 bis 1868) gehörte 1808 zu den Gründern des Vorläufers des Oberhausener Konzerns Gutehoffnungshütte (GHH). Mit der erstmaligen Förderung hochwertiger Fettkohle, die zu Koks verarbeitet werden konnte, war er 1834 in Essen-Borbeck Pionier der modernen Stahlindustrie an Rhein und Ruhr. Bis heute hat die Holding Franz Haniel & Cie. ihren Sitz in Ruhrort.
Die Landanbindung Ruhrorts war bis ins 19. Jahrhundert miserabel. Nach Meiderich gab es sie erst ab 1802 über einen Damm, nach Duisburg ab 1864 und nach Homberg seit 1907 jeweils über Brücken.
Die Einwohnerzahl Ruhrorts stieg von 500 (1700) über 931 (1800) auf 12407 (1900), liegt heute bei knapp 6000 Personen.