Duisburg. Beim Philharmonischen Konzert in Duisburg spielt der Residenzkünstler Simon Höfele vier Konzerte pro Abend. Und kitzelt Gefühle aus dem Stahl.

Mit gleich zwei der beliebtesten Trompeten-Konzerte der Musikgeschichte hat sich Simon Höfele als der neue „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker am Mittwoch und Donnerstag in der ausverkauften Mercatorhalle vorgestellt. Geleitet wurde der Abend von Jan Willem de Vriend, der in dieser Saison den Posten des ersten Gastdirigenten bekleidet und insgesamt drei Konzerte dirigiert.

Die beiden Trompeten-Konzerte von Joseph Haydn und Johann Nepomuk Hummel entstanden 1796 und 1803 für den Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger. Mit jeweils ungefähr 20 Minuten Aufführungsdauer sind es kompakte Werke, die an den Solisten höchste Anforderungen stellen. Gleich in den ersten Tönen des Haydn-Konzertes präsentiert sich Simon Höfele mit einer ebenso glanzvollen wie warmen Trompetenklang.

Der Ausnahmemusiker Simon Höfele wird in Duisburg besonders gefordert

Wenn der junge Musiker lang angehaltene hohe Töne spielt, bringt er sein Instrument zum Leuchten. In den Läufen, Verzierungen und Kadenzen, die er mit scheinbar müheloser Leichtigkeit spielt, stellt Höfele seine Virtuosität unter Beweis. In den langsamen Mittelsätzen beider Konzerte phrasiert er die Melodien klug und zeigt, wie viel Gefühl im kalten Stahl der Trompete liegen kann.

Im Hummel-Konzert hat Höfele besonders starke Momente, wenn die Trompete ihre Melodien plötzlich im doppelt so schnellen Tempo spielt oder wenn das Andante in eine Molltonart wechselt und die Trompete einen Trauergesang anstimmt. Lungen und Lippen des gerade einmal 26 Jahre alten Ausnahmemusikers werden in Duisburg besonders gefordert, denn an jedem Abend gibt es zwei Konzerte, insgesamt spielt er pro Abend also vier Trompeten-Konzerte; verständlich, dass er trotz großen Beifalls auf eine Zugabe verzichtet.

Dirigent Jan Willem de Vriend findet bei Beethoven den idealen Klang

Zwischen den beiden Trompeten-Konzerten erklingt Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 4 B-Dur, so dass Simon Höfele eine gut 40-minütige Verschnaufpause zwischen seinen Auftritten hat. Jan Willem de Vriend gelingt ein gut organisiertes Wechselspiel zwischen kammermusikalischen Momenten und den großen Tutti-Passagen. Die Introduktion schleicht sich geheimnisvoll an, dann steigert es sich zu dramatischen Dialogen.

Erster Gastdirigent der Duisburger Philharmoniker in der Saison 20/21 ist Jan Willem de Vriend.   
Erster Gastdirigent der Duisburger Philharmoniker in der Saison 20/21 ist Jan Willem de Vriend.    © Duisburger Philharmoniker | Marie Laforge

Trotz der vergrößerten Abstände der gut 40 Musiker auf der Bühne verschmelzen die Stimmen der einzelnen Instrumente unter dem Dirigat von Jan Willem de Vriend zu einem homogenen Gesamtklang. Kommt es bei großen Sinfonien mit großer Orchesterbesetzungen in der Mercatorhalle manchmal zu ohrenbetäubenden Dynamik-Ausbrüchen, so findet de Vriend mit einer kleineren Besetzung die ideale Lautstärke für den Saal. Bis in die hinterste Reihe des Rangs ist ein sehr präsenter, aber nie ausgedünnter Klang zu hören.

Der Dirigent ist ein Experte für die historische Aufführungspraxis, aber bei diesem Konzert versucht er erst gar keine Annäherung an einem aufgerauten oder geschärften Originalklang, da die Duisburger Philharmoniker auf modernen und nicht auf historischen Instrumenten spielen. Stattdessen spürt er eher in der Gestik der Musik dem Geist der Wiener Klassik nach und zeigt, wie jung und frisch diese Epoche immer noch klingt. – Man darf auf die nächsten Konzerte mit Simon Höfele und Jan Willem de Vriend gespannt sein.

>>DIE NÄCHSTEN MUSIKALISCHEN BEGEGNUNGEN

  • Jan Willem de Vriend leitet auch das 3. Philharmonische Konzert am 4. und 5. November. Dann stehen Ludwig van Beethovens 2. Klavierkonzert und Robert Schumanns „Frühlingssinfonie“ auf dem Spielplan.
  • Trompeter Simon Höfele ist am 25. April 2021 in einem Kammerkonzert zu erleben. Am 5. und 6 Mai spielt er das Trompeten-Konzert „Aerial“ des 1943 geborenen österreichischen Komponisten HK Gruber.