Duisburg. Die Duisburger Dichterin Lütfiye Güzel hat beim Verein für Literatur aus ihrem Buch „Nahezu nichts gelingt“ gelesen. Mit einer Prise Galgenhumor.
Mit ihrem Buch-Titel „Nahezu nichts gelingt“ erinnert die Duisburger Autorin Lütfiye Güzel an Piet Klockes Philosophie vom „Scheitern als Weg“. Doch während Klocke ein heiterer Kabarettist ist, schaut die 1972 in Hamborn geborene und in Marxloh aufgewachsene Lütfiye Güzel in ihren inzwischen zahlreichen Büchern auf die stets dunklen Wolken ihres grauen Alltags, in dem heitere Sonnenstrahlen und freudvolle Texte noch immer keinen Platz haben.
Jetzt war die mit dem Fakir-Baykurt-Kulturpreis der Stadt Duisburg und dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnete Poetin am Montagabend mit ihrem neuen Buch wegen strenger Corona-Auflagen vor nur kleinem Publikum in der Stadtbibliothek zu Gast.
Ihre Familie in Duisburg hat sie nicht vergessen
Mit Büchern wie „Herz-Terroristin“, „Pinky Helsinki“ und „Nix Meer“, „Bonus“ und „Faible“ pendelt die nicht nur in der jungen Literatur-Szene längst erfolgreiche Schriftstellerin nun schon seit einigen Jahren zwischen ihrer Heimatstadt Duisburg und Berlin, um hier und dort ihre anspruchsvollen Literaturfreunde mit ihren unter anderem vom „Dirty Old Man“ Charles Bukowski inspirierten Texten zu erfreuen. Ihr schmales Büchlein eröffnet sie einleitend mit der reizenden Hommage „Für den Rest der Welt“.
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Die inzwischen routiniert vortragende Sprach-Künstlerin hat wie immer in ihren knappen Gedichten ihre Familie nicht vergessen: „Vater kauft nur Klamotten aus 100 Prozent Baumwolle. Alles andere ist Betrug. Seine Mäntel sind so schwer, dass sie einen unter sich begraben, wenn man sich zum Mittagsschlaf auf das Sofa legt und sich mit ihnen zudeckt.“
Jeglicher Optimismus scheint Lütfiye Güzel fremd
Sie formuliert lakonisch und pointiert, jeglicher Optimismus scheint ihr fremd: „Ich würde so gerne einmal über etwas anderes schreiben als über diese nackte Birne an der Decke, die sich selbst erhängt hat, aber das ist Automatik. Auf der Bettkante sitzen und in sich rein vergreisen.“ Aber wer Sätze liebt wie „Vater hat das Rauchen nach 40 Jahren aufgegeben und gesagt: Ich habe meinen besten Freund verloren“, der liebt auch den Witz von Groucho Marx oder Woody Allen.
Die Frage von Bibliotheksdirektor Jan-Pieter Barbian, ob sie sich eher in Berlin als in Duisburg inspirieren lasse, beantwortete sie knapp: „Duisburg mit seiner charmanten Tristesse kommt mir sehr entgegen.“ Viel Beifall für Lütfiye Güzel. Ihre Bücher, darunter auch „Nahezu nichts gelingt“, sind bei go-güzel-publishing erhältlich.