Duisburg. Der Ev. Kirchenkreis Duisburg hat am Freitagabend Dr. Christoph zum ersten hauptamtlichen Superintendenten gewählt. Er folgt auf Armin Schneider.

In einer virtuellen Synode hat der Ev. Kirchenkreis Duisburg am Freitagabend Dr. Christoph Urban mit deutlicher Mehrheit zum ersten hauptamtlichen Superintendenten gewählt. Für Urban stimmten 58 der 90 Synodalen. Auf Rainer Kaspers, den zweiten Bewerber, entfielen 26 Stimmen. Der 42-jährige Christoph Urban, bislang als Pfarrer in Konz (Rheinland-Pfalz) tätig, wird im November die Nachfolge von Pfarrer Armin Schneider antreten, der sich nach 16 Jahren als Superintendent im Nebenamt in den Ruhestand verabschiedet. „Ich nehme die Wahl gern an“, sagt Urban, nachdem er im einzigen Wahlgang eine klares Votum für seine Kandidatur erhalten hatte, Rainer Kaspers gratulierte seinem Mitbewerber.

Kirchenkreis Duisburg erhielt vier Bewerbungen für das Superintendenten-Amt

Der Nominierungsausschuss hatte aus vier Bewerbungen Rainer Kaspers (51), Pfarrer der Ev. Auferstehungsgemeinde im Duisburger Süden, als lokalen Bewerber ausgewählt. Mit ihm trat Dr. Christoph Urban (42) an, promovierter Theologe und bei dieser Zeitung als Redakteur ausgebildet. Er ist seit 2013 Pfarrer der Gemeinde Konz. Mit Probepredigten in der Salvatorkirche hatten sich beide im August vorgestellt. Nach einer kurzen Andacht von Pfarrerin Ute Sawatzki hatten sich die beiden Kandidaten in kurzen Reden zur vorgegebenen Frage geäußert: Wie können wir heute und in Zukunft in Duisburg erkennbar Evangelische Kirche vor Ort sein?

Rainer Kaspers: Menschen mit neuen Gemeindeformen für Kirche begeistern

„Die Menge der Gläubigen ist ein Herz und eine Seele“ nahm Rainer Kaspers dabei Bezug auf die Apostelgeschichte. Diese Vision habe nichts von ihrer Kraft verloren. Kirche müsse sich durch Teamarbeit auszeichnen, die von Zuversicht und ansteckender Begeisterung geprägt sei und von Ehren-, Neben- und Hauptamtlichen in einer Dienstgemeinschaft gelebt werde: „Nur so können wir auf dem Evangelium als Fundament Kirche in Duisburg bauen.“

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Das Evangelium müsse die Kirche „mit großer Kraft“ bezeugen, im Mittelpunkt sollten dabei vielfältige und bunte Gottesdienste und Andachten stehen. Neue Projekt- und Zielgruppengemeinden könnten sich dabei immer wieder bilden, digitale Formate zu attraktiven Angeboten werden. Neue Gemeindeformen, glaubt Kaspers, können dazu führen, „dass sich Menschen neu für das kirchliche Leben begeistern“. Die Salvatorkirche solle dabei nicht nur ein Ort der Verkündigung, sondern zum Zentrum der Kultur, des gesellschaftlichen Dialogs und der Begegnung werden.

Nicht ängstlich auf die kommenden Jahre blicken

Der Kirchenkreis sei „gut aufgestellt. Wir müssen nicht ängstlich auf die kommenden Jahre blicken“, so Kaspers, allerdings werde der Mitgliederschwund künftig die finanziellen Möglichkeiten beschränken. Schon jetzt gebe es „Baustellen“: Reduzierte Stellen zu besetzen, sei schwierig, die Kinder- und Jugendarbeit unterfinanziert, die Verwaltungskosten zu hoch.

Dr. Christoph Urban: Orientierung auf das Gemeinwesen als Chance für Kirche

„Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“, betonte auch Dr. Christoph Urban den Teamgedanken. Es brauche „eine grundsätzliche Orientierung kirchlichen Handelns auf das Gemeinwesen hin“. Kirche müsse dazu „gemeinsame Sache“ mit anderen Konfessionen, der Stadt, Zivilgesellschaft, Diakonie und Caritas machen. „Gerade das ist ihre Chance und eine gute Alternative zu immer größer werdenden Einheiten.“

Verkündigung und Seelsorge bleibe aber ein Schwerpunkt: „Kirchen sind Orte, die Menschen gerne aufsuchen, offen und schön. Die frohe Botschaft Jesu Christi kommt dort vielfältig zur Sprache: Durch Gebet, Gemeinschaft,Musik, Kunst und Engagement.“ Dabei, so Urban, solle die Verbindung von institutionalisierter Diakonie und gemeindediakonischem Engagement vor Ort intensiviert werden.

Akzente setzen in der Diskussion um Migration, Digitalisierung und Klimaschutz

Urban sieht einen politischen Kirchenkreis: Dessen Akteure erheben die Stimme für diejenigen, die keine haben, begleitet den Strukturwandel kritisch, aber auch tatkräftig und setzt Akzente in der Diskussion um Migration, Digitalisierung und Klimaschutz.

Der 42-Jährige begrüßte Überlegungen, den Kirchenkreis auf die Stadtgrenzen zu erweitern. „Wir müssen den Kirchenkreis groß denken. Ansonsten kommt es bei den anstehenden Prozessen, insbesondere bei der Suche nach Kooperationspartnern, zu Schieflagen und der Kirchenkreis gerät zu einem Fusionskandidaten, und das kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sein.“ Duisburg, so Urban, „ist weder allein Ruhrgebiet noch allein Niederrhein, sondern es ist Drehkreuz der 10-Millionen-Region Rhein-Ruhr und das muss sich auch kirchlich widerspiegeln“.

>>> STICHWORT: KREISSYNODE

  • Die Kreissynode leitet den Kirchenkreis. Sie ist vergleichbar mit dem Parlament auf politischer Ebene. Die Kreissynode setzt sich zusammen aus Pfarrern und gewählten Presbytern, die von den einzelnen Kirchengemeinden als Delegierte entsandt werden, sowie berufenen Mitgliedern.
  • Laut Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland dürfen Theologen in einer Kreissynode nicht in der Mehrzahl sein. Die Kreissynode trifft sich in der Regel zweimal im Jahr für einen oder zwei Tage.