Duisburg. Die Bühne Cipolla aus Bremen bringt als Premiere in Duisburg „Keller“ heraus. Das Figurentheater zeigt eine bitterböse Gesellschaftsstudie.
Die Masken und Figuren des Bremer Theaters Cipolla wirken im dämmrigen Licht wie geheimnisvolle Wesen aus einem düsteren Kosmos voll finsterer Poesie. Vor fast zehn Jahren begannen der Cellist und Keyboarder Gero John, der Schauspieler Sebastian Kautz und die kreative Bühnenbildnerin Melanie Kuhl mit einer für sie inzwischen typischen Theatersprache die Abgründe der menschlichen Psyche auszuleuchten.
2011 war das kleine Ensemble erstmals mit seiner Adaption von Thomas Manns Novelle „Mario und der Zauberer“ in Duisburg zu Gast und gehört seither zu den künstlerischen Stammgästen. Mit virtuoser Kammerspiel-Kunst aus einem schauspielerisch-musikalischen Schattenreich begeistert das eigenwillige Trio auch in Duisburg stets ein großes Publikum.
Premiere auf der großen Bühne vor kleinem Publikum
Am Mittwoch gab es die neue Inszenierung „Keller“ nach Fjodor Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“. Das wegen der Corona-Auflagen nicht im bewährten Foyer III auftretende Ensemble konnte auf der großen Bühne des Theaters vor leider nur kleinem Publikum sein ungeheuer facettenreiches und faszinierendes Figurentheater als Premiere präsentieren.
Zwischen Monolog und Novelle folgt die Bühne Cipolla den Abgründen einer gesellschaftlichen Psychoanalyse aus dem Jahre 1864 und einem namenlosen Beamten im Dickicht der Großstadt, der in einem sozialen Experiment mit einer kleinen Erbschaft seine Existenz in einem Keller fristet. Konfrontiert mit den Fallstricken des Alleinseins kehrt er dabei aber immer wieder in die Außenwelt zurück.
Die Bühne Cipolla beantwortet die großen Fragen des Lebens
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Dabei sucht er unter anderem Streit mit einem hochrangigen Offizier und mischt ein Klassentreffen auf. Doch auch wenn er Ruhm und Prestige verachtet, so schämt sich der schwierige Kellerbewohner, der hier als erstaunliches Geschöpf von Sebastian Kautz als streitsüchtiger Widerling zur zentralen Figur wird, dennoch für seinen bescheidenen Lebensstil. Dostojewski gelang mit diesem Text eine bitterböse Gesellschaftsstudie.
Mit einer eigenwilligen und zauberhaften Mischung aus Figurentheater, Schauspiel und Musik beantwortet die Bühne Cipolla mit ihren liebevoll arrangierten kleinen Inszenierungen und hier in einer Koproduktion mit dem Metropol Ensemble und Schaulust e.V. die großen Fragen des Lebens. Dazu sorgt Gero John mit seinem virtuosen und atmosphärischen Cello für einen musikalisch tiefgründigen Rahmen. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit ganz viel Applaus.
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Weitere Aufführungen sind am 11. Oktober und am 22. November jeweils um 19.30 Uhr im Stadttheater.