Zuletzt trifft den dämonischen Magier Cipolla in seiner Schaubude die tödliche Kugel. „War das das Ende?“, fragt Thomas Manns Tochter in seiner Novelle „Mario und der Zauberer“, in der er 1930 als Ich-Erzähler den düsteren Geist des italienischen Faschismus literarisch spürbar macht. Die Bremer Shakespeare Company und das Metropol-Ensemble sind mit ihrer grandiosen Bühnenfassung des Stoffes im Foyer III des Theaters zu Gast.

Dabei imponierte vor allem der ungeheuer wandlungsfähige Darsteller und Regisseur Sebastian Kautz, dem mit der Puppenmaske des hässlichen Zauberers ein Meisterwerk gelingt, das den Hauch des Bösen atmet. Was den erfahrenen Theaterbesucher nicht verwundert, denn Kautz gehört als Ideengeber und Gestalter zur berühmten Maskenfamilie „Flöz“.

Zur Cello-Musik von Gero Jahn, der mit schneidenden Dissonanzen den alptraumhaften Auftritt des glatzköpfigen Zauberers in seiner Jahrmarktbude atmosphärisch verstärkt, macht Cipolla die Zuschauer zu seinen willfährigen Marionetten. Womit dieser ganz im Sinne seines literarischen Vaters Thomas Mann den fleischgewordenen Verführer spielt, der als Diktator auf der politischen Bühne in Italien zum großen Manipulator der Massen wird

Auf der originell bestückten Bühne präsentiert sich das Ein-Mann-Schauspiel als virtuoses Kabinett aus Puppentheater und Maskenspiel. Kautz trägt die Fratze des Cipolla wie einen grausamen Vogel über die Bühne und verleiht ihm mit leichter Hand und präziser Sprache die ätzende Schärfe des Bösewichts. Dazu erzählt er zu klassischen Melodiebögen und vertrackten Rhythmen auf dem Cello die Geschichte eines verunglückten Italienurlaubs.

Erst dem schüchternen Kellner Mario, der vom Zauberer während seiner Vorstellung hypnotisiert wird und diesen sogar für seine Geliebte hält und ihn küsst, gelingt der Befreiungsschlag. In panischer Flucht erschießt er seinen Peiniger, wird aber dann verhaftet. Viel Beifall für einen ungewöhnlichen Theaterabend, der mit dieser Inszenierung auch ein junges Publikum in Schüleraufführungen begeistern kann.