Duisburg. Schüler, Eltern und Lehrer versuchen, sich trotz Corona auf das Abitur im kommenden Frühjahr vorzubereiten. Drei von ihnen berichten.

Eine Herausforderung war das Corona-Abitur in diesem Jahr für Schüler, Eltern und Lehrer. Doch den kommenden Abschlussjahrgang trifft die Pandemie viel härter, da noch ein ganzes Jahr Unterricht bevorsteht. Hier erzählen drei Protagonisten von ihren Sorgen, Bedenken und darüber, wie sich sich vorbereiten.

Lion Uhrmann, Schüler, Franz-Haniel-Gymnasium:

Die Maskenpflicht gilt auch am Homberger Franz-Haniel-Gymnasium nicht mehr, trotzdem tragen Lion Uhrmann und seine Stufenkameraden der Q2 einen Mund-Nasenschutz im Unterricht – sofern er denn stattfindet. „Bei uns fällt ziemlich viel Präsenzunterricht aus, da manche Lehrer als Risikopatienten nicht in die Schule kommen“, beschreibt der 17-jährige.

Manche Pädagogen stellten Aufgaben über den Schulserver, andere treten ihrem Leistungskurs von einem Bildschirm aus gegenüber – während dieser im Klassenzimmer sitzt. Für Lion, der im nächsten Jahr Abitur machen will, bedeutet das eine veränderte Vorbereitung auf die Prüfungen:

Lehrer bewerteten während des Lockdowns schlechter – obwohl das Ministerium das untersagte

„Ich habe das Gefühl, dass die Themen, die während des Lockdowns nicht durchgenommen werden konnten, nun ganz schnell nachgeholt werden müssen. Oft sagen die Lehrer auch: Das Thema müsstet ihr längst kennen.“ Einige Lehrer des Haniel-Gymnasiums hätten die Leistung der Schüler während der Corona-Hochphase schlechter bewertet – entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Schulministeriums.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Duisburg. Den Duisburg-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Er habe momentan keine Probleme mit dem Lernen, sagt Lion. „Andere in meiner Stufe sagen dagegen ganz offen, sie wissen nicht, wie sie das Abi schaffen sollen – zu Hause haben sie keine Ruhe zum Lernen. Einige haben außerdem eine weite Anreise und kommen zum Beispiel aus Krefeld. Wenn die in der Schule ankommen, sind sie schon total kaputt.“ Hinzu kommt: Das Thema Corona lenkt ab.

Lehrer bieten Treffen in Pausen oder ihrer Freizeit an, um Themen zu wiederholen

Und doch unterstützten die Lehrer die Schüler, so gut es eben geht. Einige bieten Treffen in Pausen oder in ihrer Freizeit an, um die Inhalte zu wiederholen. „Die Voraussetzungen sind eben von Schule zu Schule anders. Ich will aber auch nicht gegenüber anderen Jahrgängen bevorzugt werden – das Abitur sollte so normal wie möglich sein“, meint der 17-Jährige.

Kerstin Schwabe, Mutter, Mercator-Gymnasium

Die Prüfungen unter Corona-Bedingungen sind das geringste Problem: Komplizierter ist der Weg dahin.
Die Prüfungen unter Corona-Bedingungen sind das geringste Problem: Komplizierter ist der Weg dahin. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Vor den Sommerferien gab es lange Diskussionen darüber, ob und in welcher Form die Abiturprüfungen stattfinden sollen. Kerstin Schwabe weiß, dass auch dem nächsten Jahrgang eine schwierige Phase bevorsteht. Tochter Sophia besucht das Mercator-Gymnasium.

Schwabe ärgert sich, dass die Schule die freie Zeit nicht genutzt hat, um bauliche Hygienemaßnahmen zu treffen. „Jeder Kiosk kriegt es hin, eine Plexiglasscheibe einzubauen, nur die Schule nicht“, sagt sie. „Dabei könnte das helfen, damit Lehrer aus Risikogruppen wieder unterrichten können.“

Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei der Abiturprüfung

Der Unterricht daheim sei stark vom der einzelnen Lehrkraft abhängig gewesen: „Einige haben online unterrichtet, von manchen kam in drei Wochen nur ein Arbeitsblatt – das hängt immer davon ab, wie technikaffin man ist und ob man alle Möglichkeiten hat“, sagt Schwabe.

Für die Prüfungen ihrer Tochter im kommenden Frühjahr wünscht sie sich mehr Mitbestimmung von Seiten der Schulen. „Es konnten ja nicht alle Themen gleich durchgenommen werden. Die Schüler sollten deshalb ein zusätzliches Thema im Zentralabi auswählen dürfen, das im Unterricht intensiver dran kam“, meint sie.

Keine Sorge, dass die Abiturnote der Tochter schlechter werden könnte

Sorgen, dass Sophias Abitur schlechter werden könnte als erwartet, hat sie aber nicht. „Durch den ausgefallenen Unterricht fehlten andererseits die Noten aus der Mitarbeit im Unterricht. Wer eine bestimmte Punktzahl im Abitur für ein Studienfach braucht, könnte hier benachteiligt sein“, sagt sie und betont aber: „Die Schule gibt aber ihr Bestes, um die Kinder vorzubereiten.“

Gabriele Rüken, Schulleiterin, Max-Planck-Gymnasium:

Gabriele Rüken, Schulleiterin des Max-Planck-Gymnasiums, versucht mit ihrem Kollegium, den Schülern bestmöglich unter die Arme zu greifen.
Gabriele Rüken, Schulleiterin des Max-Planck-Gymnasiums, versucht mit ihrem Kollegium, den Schülern bestmöglich unter die Arme zu greifen. © Udo Gottschalk

Das Schuljahr begann für Gabriele Rüken, Schulleiterin des Max-Planck-Gymnasiums in Meiderich mit der denkbar schlechtesten Nachricht: Bereits am zweiten Tag gab es einen positiven Corona-Test in der Schülerschaft.

Einige Wochen nach dem Ende der Sommerferien bekam die Schule eine Mail mit Anweisungen für den Umgang mit den angehenden Abiturienten. „Die sind allerdings für jedes Fach anders – wir sind gerade dabei, sie umzusetzen und hoffen, dass das Erleichterung schafft“, sagt Rüken.

Auslassen von Themen in der Abiturprüfung unmöglich

Den Vorwurf vieler Eltern und Schüler, die Ferien nicht als Vorbereitung auf das neue Schuljahr unter Corona-Bedingungen genutzt zu haben, will sie nicht gelten lassen. „Das gilt für Schulen ja genauso wie für das Schulministerium. So einfach ist es aber nicht, da spielen auch viele äußere Faktoren eine Rolle“, betont Rücken.

Die Kollegen seien damit befasst, die Lücken in der Abiturvorbereitung nun aufzuarbeiten. „Viele wünschen sich, einfach Themen auszulassen. Das geht aber nicht, weil die Reihenfolge der Themen bis um Abitur nicht vorgegeben ist. Der eine Lehrer hat das Thema dann schon durchgenommen, ein anderer nicht.“ Das Ministerium hat die Aufgabenauswahl in der Prüfung deswegen angepasst und neu strukturiert (siehe Infokasten).

Positiv sei, dass alle Kollegen gesund und im Präsenzunterricht tätig seien, sogar Risikopatienten. „Wir versuchen alle gemeinsam, den Bildungsausfall bestmöglich zu kompensieren und dabei allen Vorgaben gerecht zu werden.“

>>> ABITUR 2021: VERSCHOBENE TERMINE, VERÄNDERTE VORGABEN

  • Die Abiturtermine sind im Jahr 2021 um zwei Wochen nach hinten verschoben worden. Die Prüfungen finden zwischen dem 23. April und dem 5. Mai statt, zwischen dem 7. und 21. Mai laufen die Nachschreibetermine.Am 7. Mai beginnt auch die Phase der mündlichen Prüfungen.
  • Mehr Auswahl bei den Themen in der Prüfung gibt es 2021 in Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Ernährungslehre, Französisch, Griechisch, Italienisch, Lateinisch, Mathematik, Musik, Niederländisch, Physik, Spanisch, Technik und Türkisch.
  • Einsehbar sind die veränderten Vorgaben unter standardsicherung.schulministerium.nrw.de und dem Reiter Zentralabitur GOSt.
  • Auch für das Jahr 2022 gibt es bereits veränderte Vorgaben, und zwar in Chinesisch, Italienisch, Niederländisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Dass es nur diese Fächer sind, hat den Grund, dass bei der gerade erst beginnenden Q1-Phase noch in den Lehrplan eingegriffen werden kann.