Duisburg-Homberg. Zwölf Schüler des Franz-Haniel-Gymnasiums aus Duisburg lernen in einem Marketing-Projektkurs die Tricks der Werbung kennen und schätzen.

Ein Sweatshirt von Dsquared 2 oder ein Gürtel von Etienne Aigner - unter 100 Euro sind beide Produkte selten zu finden. Es sei denn, man ergattert ein Schnäppchen bei „Designer Vintage Clothing“, der Schülerfirma des Homberger Franz-Haniel-Gymnasiums, und bezahlt dann jeweils 35 Euro. Zwölf junge Leute der elften Klasse, auch als Qualifikationsphase 1 (Q 1) bezeichnet, sind mit Beginn des Schuljahres als „Inhaber“ eines Second-Hand-Shops aktiv. Ihr Schwerpunkt: Designerkleidung.

Es ist der Projektkurs „Marketing“ für den sich Lion Uhrmann, Niklas Lepper, Dennis Adamczyk, Fenja Rinsche, Lisa-Marie Gottschalk, Azra Yaman, Alexander Braun, Tabea von Hagen, Jonas Berken, Jonas Fischer, Tom Duifhuis und Jannik Hübner freiwillig entschieden haben. „Wir hätten auch eine Facharbeit in Fächern wie Biologie oder Sozialwissenschaften schreiben können“, sagt Lion Uhrmann, Gründer und Sprecher der Schülerfirma sowie zugleich Model und Mitarbeiter der Einkaufsabteilung.

Ein Blick hinter die Kulissen von Werbung

Doch den 17-Jährigen und die übrigen Schüler interessierte Marketing viel mehr. „Wir wollten eine Chance haben, hinter die Kulissen von Werbung zu gucken und Werbung zu verstehen“, macht Lion Uhrmann deutlich. Und inzwischen ist den jungen Leuten Einiges klarer geworden. „Wir haben verstanden, warum wir was kaufen möchten. Werbung erinnert immer wieder an die Marke und an das Produkt. Es sind Assoziationen“, sagt der „Firmensprecher“.

Vor der Corona-Krise hat Lion Uhrmann mit seinen Partnern die Second-Hand-Märkte abgeklappert. Ganz erfolgreich, wie man sieht.
Vor der Corona-Krise hat Lion Uhrmann mit seinen Partnern die Second-Hand-Märkte abgeklappert. Ganz erfolgreich, wie man sieht. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Unterstützung bekamen die Schüler von ihrer Lehrerin Maria Kipp. Sie agiert mittlerweile im Hintergrund. Denn wie Lion Uhrmann erzählte, sei sie stolz auf das Team, weil es inzwischen so gut laufe. Die Schüler haben ihre Firma aufgebaut wie ein richtiges Unternehmen. Alle Abteilungen sind nach den jeweiligen Talenten aufgeteilt: Finanzen, Vertrieb, Einkauf, Rechnungswesen, Social Media, Fotografie und Models. Manche von den Schülern können sogar nähen. Auch die Verkaufstaschen sind selbst entworfen, tragen das Firmenlogo.

Second-Hand-Märkte abgeklappert

Vor der Corona-Krise fuhren die Schüler hauptsächlich zu Second-Hand-Märkten in Düsseldorf, kauften dort die Produkte, inzwischen läuft der Einkauf online. „Wir haben viele Marken, die man kennt. Wir wollen die Produkte schnell an einen Käufer bringen“, erzählt Lion Uhrmann und auch von einer Erfahrung, die er und das Team inzwischen machten: „Unternehmen können jeden Artikel, der belanglos ist, verkaufen, wenn sie eine super Werbung machen.“ Das Geheimnis: Meistens werde versucht, bestimmte Menschentypen in der Werbung darzustellen.

Große Marken für kleine Preise

Die Preise der einzelnen Kleidungsstücke richten sich nach der Differenz zwischen Einkaufs- und Neupreis. Bezahlt „Designer Vintage Clothing“ für eine Kleidung fünf Euro, die neuwertig 150 Euro kosten würden, bezahlt der Kunde bei der Schülerfirma zum Beispiel 15 Euro. „Wir wollen nicht einen teuren Endpreis haben. Wenn ein T-Shirt im Einkauf zehn Euro kostet, verkaufen wir es für zwölf Euro“, nennt Lion Uhrmann ein Beispiel. Mit 35 Euro war zum Beispiel das Sweatshirt von Dsquared 2 eines der teuersten verkauften Artikel.

Die erworbenen Artikel werden nach Hause geliefert (einen Euro Zuschlag), per Post verschickt oder vor der Schule übergeben. Inzwischen haben die Schüler Zuhause drei Lager eingerichtet. Angeboten wird die Kleidung im Online-Shop, die entsprechenden Fotos sind selbst „geschossen“.

Teilnahme am Wettbewerb der IHK Duisburg

Die Schülerfirma nimmt am „IHK-Schülerpreis 2020“ teil, ein Wettbewerb der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg, Kleve, Wesel, und bekam 500 Euro, um dafür die Kosten decken zu können. Hilfe von der IHK erhoffen sich die Schüler für die Zukunft. Die jungen Leuten möchten ihre Firma gerne privat weiterführen, ein Wunsch vieler Mitschüler und Kunden. „Dazu müssen aber rechtliche und steuerliche Belange geklärt werden“, gibt Lion Uhrmann zu bedenken, für den übrigens feststeht, dass er nach dem Abitur im nächsten Jahr gerne Marketing oder Betriebswirtschaftslehre (BWL) studieren möchte. Der Projektkurs hat ihn sozusagen auf den Geschmack gebracht.

Jetzt wird das Team aber erst mal die Schülerfirma bis kurz vor den Sommerferien weiterführen. Und was mit den Einnahmen geschehen soll, steht auch schon fest. Lion Uhrmann verrät: „Wir wollen eine Firmenfeier veranstalten, mit unserer Lehrerin bowlen und essen gehen. Der Rest kommt in die Abikasse für den Abiball im nächsten Jahr.“

Kontakt und weitere Information

Der Shop der Schülerfirma „Designer Vintage Clothing“ ist online unter https://designer-vintage-clothing.de oder zudem ist es über den Instagram-Account designer.vintage.clothing_fhg zu finden. Dort stellt sich das Team der Schülerfirma vor und präsentiert ihre Artikel, 60 Stück sind durchschnittlich im Sortiment. Auch Kundenreaktionen sind dort zu finden. In 65 Tagen wird der Verkauf beendet.

Der Projektkurs „Marketing“ ist nicht der einzige, den das Franz-Haniel-Gymnasium durchführt. Zudem wird ein Technik-Projektkurs angeboten, hier bauen die Teilnehmer einen Roboter. Im Projektkurs „Film ab“ wird ein kleiner Film gedreht.