Duisburg. Javkhlan Ariunbold eröffnet am Sonntag eine Ausstellung. Die Kunststipendiatin der Stadt Duisburg macht sich Sorgen wegen ihres Visums.

Corona und die Folgen spiegeln sich auch in der Kunst wider. Javkhlan Ariunbold ist die aktuelle Kunststipendiatin der Stadt. Am Sonntag, 13. September, wird ihre Ausstellung „Weiße Gazelle“ im Atelierhaus Goldstraße und bei „Mimi e Rosa“ an der Dellstraße eröffnet.

Javkhlan Ariunbold stellt ihre Kunstwerke im Atelierhaus an der  Goldstraße aus.
Javkhlan Ariunbold stellt ihre Kunstwerke im Atelierhaus an der Goldstraße aus. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Die Namensgebende „Weiße Gazelle“ stammt aus einer mongolischen Sage, der Heimat von Javkhlan Ariunbold. Die 30-Jährige wurde in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, geboren. Sie studierte zunächst an der Hochschule für Bildende Künste in der Mongolei, später dann in Münster.

Mitten im Lockdown zog sie nun von Paris nach Duisburg, wo sie dank des Aufenthaltsstipendiums der Stadt ein Atelier in Rheinhausen sowie eine Wohnung zur Verfügung gestellt bekommt. „Doch dann kam der Lockdown und in Paris durfte man nur einmal am Tag eine Stunde seine Wohnung verlassen und sich auch nur im Umkreis von einem Kilometer bewegen“, erinnert sie sich. Javkhlan Ariunbold nutzte die Zeit, um kleine Videos zu drehen, die dem Betrachter einen Eindruck von dieser Zeit in Frankreich vermitteln.

Umzug nach Duisburg kurz nach dem Corona-Lockdown

Im Mai gelang es ihr schließlich doch, nach Deutschland zu kommen. Ihre Habseligkeiten gelangten mit der Post nach Duisburg. Hier wurde sie allerdings wieder an das Sprichwort „Frauen und weiße Gazellen haben kein eigenes Land“ erinnert. Auf einem Tuch ist eine gestickte weiße Gazelle samt Landschaft zu sehen. „In der Mongolei lernen wir Sticken in der Schule“, erinnert sie sich. Für die Schau hat sie sich extra nochmal mit Handarbeiten beschäftigt.

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Sie selbst vergleicht ihr Leben momentan mit den Gazellen, die, wie die Nomaden, umherzogen. Der Sage nach, haben die zentralasiatischen Männer, ihre Frauen auf Reisen kennen gelernt und dann mit in die Heimat gebracht. „Ich weiß gerade nicht, ob ich in Deutschland bleiben kann, weil die Ausländerbehörde meine Arbeit nicht als Job anerkennt“, erklärt sie. Dabei habe ihr doch die Stadt das Stipendium gegeben.

Dies ist allerdings nicht dotiert, sondern nur mit einem Atelier und einer Wohnung verknüpft. Ursprünglich sei es geschaffen worden, erinnert sich Elisabeth Höller von der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler, um Kunstschaffende nach Duisburg zu holen. Seitdem an der Uni keine Künstler mehr ausgebildet würden, sei es schwierig gewesen, die Szene zu beleben. „Dabei haben wir eine gute Ausgangslage mit unseren Ateliers.“ Inzwischen habe sich herumgesprochen, dass Duisburg so ein Stipendium ausschreibt und es gebe regelmäßig Interessenten für die Förderung.

Ausländerbehörde will Lebensverhältnisse für Aufenthaltungserlaubnis prüfen

„Als ich bei der Ausländerbehörde war, wurde mir gesagt, dass ich einen Businessplan für freiberufliche Künstler vorlegen müsse, weil ich kein regelmäßiges Einkommen habe – sonst würde ich kein Visum bekommen“, wundert sich Javkhlan Ariunbold. „Wird Kunst in Deutschland nicht als Arbeit anerkannt?“

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Auf Nachfrage verweist die Stadt auf die Aufenthaltserlaubnis, die sich noch auf das Studium bezog und die „nach der Höchststudiendauer von zehn Jahren“ nicht mehr verlängert werden könne. „Um zu prüfen, ob eine Aufenthaltserlaubnis als selbstständiger Künstler erteilt werden kann, müssen die Lebensverhältnisse des Künstlers geprüft werden. Hierzu sind entsprechende Unterlagen einzureichen, die wir schriftlich und auch im persönlichen Gespräch anfordern.“

Das Stipendium von Javkhlan Ariunbold läuft noch bis Ende des Jahres. Die Ausstellung „Weiße Gazelle“ wird am Sonntag, 13. September, um 15 Uhr an der Goldstraße 15 und um 16 Uhr bei „Mimi e Rosa“ (Dellstraße 36) eröffnet. Die Kunst ist bis zum 25. Oktober zu sehen. Wer die Ausstellung nicht am Eröffnungstag besuchen möchte, muss sich vorher anmelden: 0203/27277.