Duisburg. Die Pläne der Uni Duisburg-Essen auf dem einstigen Waggonwerk der Bahn werden konkret: Ingenieurwissenschaften sollen nach Wedau-Nord umziehen.
Die Planung für die 30 Hektar große Fläche des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn in Wedau nimmt konkrete Züge an. Rund um die historischen Gebäude an der Werkstättenstraße sollen sich die ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Duisburg-Essen (UDE) ansiedeln. „Das ist der Plan“, bestätigte Uni-Kanzler Jens Meinen am Freitag.
Uni-Kanzler: Umzug der Fakultäten innerhalb Duisburgs ist ein Zehn-Jahres-Plan
In Arbeit ist ein Hochschulstandort-Entwicklungsplan (HSEP), in diesem Zug werden alle Gebäude untersucht.
Noch aus vor-universitären Zeiten stammt etwa die Immobilien zwischen Ost-/Bismarck- und Memelstraße, die von den Ingenieuren genutzt werden. Ihre Sanierung, bestätigen Fachleute, wäre nicht wirtschaftlich. „Ein Umzug einzelner Institute nach Wedau würde keinen Sinn ergeben. Wenn wir etwas machen, dann vernünftig“, so Meinen.
Finanzierung ist noch zu klären
Die Umsiedlung sei „ein Zehn-Jahres-Plan“, sagt der UDE-Kanzler. Nicht zuletzt sei dabei die Frage der Finanzierung zu klären. Hier ist das Land gefragt, auch die Stadt könnte mit im Boot sein.
Aus den Strukturmitteln für Kohle-Rückzugsregionen soll ein Teil auch in die Entwicklung der Wedauer Nordfläche fließen. Auch für Planung und Bau der Gebäude benötigt die Uni einen Partner. Das ist bislang der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW. Genannt wird aber auch die Aachener Landmarken AG – sie verfügt über Expertise für Forschungsbauten.
Sanierung des Denkmal-Bestandes kann bald beginnen
Der Abriss einiger Gebäude des Waggon-Werkes ist bereits gelaufen, die Sanierung des Denkmal-Bestandes und die Entwicklung des Gesamtareals übernimmt die Gebag über die ihre neue Flächenentwicklungstochter Gebag FE, über die am Dienstag im Rat beschlossen wird. Zunächst liegt der Fokus auf der Südfläche, auf der bereits die Bagger rollen für den Bau von rund 3500 Wohneinheiten.
Seit der Schließung des Werks sind 16 Jahre vergangen, in denen sich die Bahntochter Aurelis zwischenzeitlich vergeblich an der Entwicklung versucht hatte. „Eine Nutzung für Uni und Technologie war von Anfang an unser Ziel“, sagt Baudezernent Martin Linne, „in Neudorf gibt es für die Hochschule keine Entwicklungsfläche.“
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Einen städtebaulichen Rahmenplan soll das damit beauftragte Büro Albert Speer + Partner (Frankfurt) im kommenden Frühjahr entwickeln, dann beginnt die Arbeit am Bebauungsplan. „Ziel ist ein Campus mit viel Uni und viel Technologie“, so Wortmeyer. Sobald die Abstimmung mit Uni gelaufen ist, können die Umbauarbeiten am historischen Bestand beginnen. Im Kesselhaus soll ein Blockheiz-Kraftwerk stehen, dass Nord- und Südfläche versorgt. Der erste Spatenstich für ein Hochleistungs-Rechenzentrum, dass der DVV-Konzern für 18,5 Millionen Euro auf dem Grundstück der ehemaligen Schmiede baut, erfolgte am Donnerstag (wir berichteten).
Ehemalige Bahnwerker: Endlich passiert hier etwas
Beeindruckend ist der Blick in die 40.000 Quadratmeter große Ausbesserungshalle. Erhalten bleibt die ältere Hälfte. Unter einem neuen Dach auf den filigranen Stahlstützen, soll das Herzstück des neuen Campus entstehen. „Eine Bibliothek, die Mensa, Container-Büros für Startups könnten da untergebracht werden“, sagt der Gebag-Chef, „auch ein Wohnheim kann ich mir vorstellen“.
Zahllose Geschichten aus dem Waggonwerk können Bruno Sagurna (SPD), heute Aufsichtsrat der Gebag und Michael Boland (SGU) erzählen. Beide haben Jahrzehnte lang hier gearbeitet. Wehmut spüren beide doch die Freude überwiegt beim Rundgang: „Wir sind froh, dass jetzt endlich was passiert.“
>>> GEBAG: HABEN AUF DEN KAUF DER NORDFLÄCHE BESTANDEN
- Gut 50 Millionen Euro hat die Gebag der Bahn für die 80 Hektar nördlich und südlicher der Wedauer Brücke überwiesen. „Kein Schnäppche-Preis“, sagt Geschäftsführer Bernd Wortmeyer mit Blick auf die Entwicklungskosten, die nochmal einen ähnlichen Betrag erfordern.
- In den Verhandlungen mit der Bahn habe die Gebag auf den Kauf der Nordfläche bestanden, so Wortmeyer. „So können wir sie so entwickeln, wie es für Duisburg am besten ist und müssen keinem Investor hinterherlaufen.“