Duisburg. Hitze und Corona: Die Nachfrage nach Swimmingpools im eigenen Garten ist stark gestiegen. Die Fachfirmen sind bis ins nächste Jahr ausgebucht.
Oft haben sich zuletzt vor den Toren der Duisburger Freibäder in diesem Sommer lange Schlangen gebildet. Der Wunsch nach Abkühlung angesichts zwischenzeitlich großer Hitze war groß. Doch aufgrund einer beschränkte Besucherzahl in Corona-Zeiten, Chaos beim Einlass in Verbindung mit einer zunächst fehlenden Möglichkeit zur Online-Buchung mussten so manche Wartenden teils nach Stunden unverrichteter Dinge wieder den Heimweg antreten. Wohl denen, die einen eigenen Pool besitzen. Der Wunsch nach einem Schwimmbad im Garten hat den Fachfirmen in diesem Jahr viele Aufträge beschert – doch die Lieferzeiten betrugen oft mehrere Monate.
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Eine deutlich höhere Nachfrage hat Hardy Höffges’ Gartenbaufirma zu verzeichnen: Er und seine Mitarbeiter haben sich vor zwei Jahren komplett auf den Bau von Pools spezialisiert. „Wir können keine Kunden mehr annehmen – wer jetzt einen Pool kauft, muss mindestens bis Mai 2021 warten“, sagt er.
Gartenbaufirmen in Duisburg erhalten 20 bis 30 Anfragen pro Woche
„Die Leute können nicht in Urlaub fahren und wollen von dem gesparten Geld stattdessen einen Pool im Garten haben. Im März hatten wir 20 bis 30 Anfragen in der Woche, dafür haben wir aber einfach keine Kapazitäten – wir bauen gerade mal rund 20 bis 25 Schwimmbecken jedes Jahr und je nach Größe dauert das bis zu sechs Wochen.“
Ob Folienpools, solche aus Fiberglas oder Stahlbecken: jede Art von Pool ist derzeit gefragt. Billig sei der private Badespaß jedoch nicht, der Bau kostet zwischen 30 000 und 100 000 Euro. „Da geht’s ja nicht nur um das Becken, man braucht auch eine Filteranlage, eine Wärmepumpe, eine Abdeckung, gegebenenfalls auch eine Jalousie, damit die Kinder nicht hineinplumpsen, oder man macht was mit Licht. Das ist wie beim Auto, je nach Sonderausstattung wird’s teurer“, sagt Höffges.
Einen Pool selber zu bauen, ist kompliziert und birgt Risiken
Von Pools der Marke Eigenbau rät er jedoch ab. Ein Stahlbecken einzusetzen, sei zwar relativ unkompliziert. „Das bekommt man auch schon ab 10 000 Euro. Aber was machen Sie, wenn der Kran nicht zu Ihnen in die Straße kommen kann? Dann müssen Sie das Becken selbst bauen. Und bei einem Becken von vier mal zehn Metern und anderthalb Metern Tiefe hat man einen Erdaushub von 60 Kubikmetern – das sind 130 Tonnen Erde, die man entsorgen muss.“
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Wer sich einen dauerhaften Pool nicht leisten kann oder nicht so lange warten will, greift oft auf aufstellbare Becken zum Selberbauen zurück. Diese gibt es zum Beispiel in Baumärkten „Auch hier gibt es eine stärkere Nachfrage als im Vorjahr, teilweise müssen unsere Kunden vier Wochen auf bestellte Ware warten“, sagt Monique Brachmann von der Hellweg-Filiale in Meiderich.
Lieferengpässe durch Corona – Stillstand in Italien und Spanien: Vier Monate Wartezeit auf Material
Das Problem der langen Lieferzeiten kennt auch Mike Birnbaum vom Sanitärbetrieb Birnbaum & Sohn in Rumeln. „Materialien zu kriegen, war dieses Jahr die Hölle“, beschreibt er. „Wärmepumpen haben eine Lieferzeit von zehn Wochen. auf Folien wartet man sogar bis zu 16 Wochen. Das kommt aus Italien oder Spanien und da stand die Produktion wegen Corona ja lange Zeit still. Auch in Internetshops ist alles abgegrast“, sagt er.
Bis Ende September dauert bei Birnbaum und Sohn die Poolbau-Saison, ausgebucht sind auch sie bereits seit Monaten. Um etwa 50 Prozent seien die Aufträge gestiegen. „Das liegt aber auch an der Hitze der letzten beiden Sommer“, glaubt er. Und doch machte sich die Pandemie auch in seinem Arbeitsalltag bemerkbar: „Ich hoffe, dass die Industrie bald wieder flexibler wird, denn lange Wartezeiten fallen am Ende immer auf uns zurück.“
>> WANN EINE BAUGENEHMIGUNG BEI GARTENPOOLS ERFORDERLICH IST
• Wer anderen eine Grube gräbt, braucht in Deutschland meist eine Baugenehmigung: Im Falle eines Pools im Garten ist diese jedoch nicht notwendig. Dies gilt bis zu einem Gesamtvolumen von 100 Kubikmetern.
• Sind Pools jedoch mit dem Hauptgebäude verbunden oder besitzen eine Überdachung, unter der Menschen laufen können, gelten sie laut Landesbauordnung als Gebäude und sind genehmigungspflichtig. Andernfalls gelten sie als Nebenanlagen.
• Der Bauherr ist damit aber allein für die Einhaltung aller Vorschriften verantwortlich. Dazu gehört, dass die gesamte Anlage standsicher ist.
• Darüber hinaus sind die Vorschriften des Denkmalschutzes oder der Baumschutzsatzung zu beachten. Weitere Informationen hat die Stadt Duisburg auf www.duisburg.de als Download zur Verfügung gestellt.
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