Duisburg. Ercan E. hat in Duisburg gestanden, seine Frau Mine O. erwürgt zu haben. Vor ihrer Familie erklärt er: „Ich wollte sie nicht verlieren.“
Sie war die Mutter des gemeinsamen Sohnes und trug den Namen ihres Ehemannes auf dem Handgelenk tätowiert. Am 7. September tötete Ercan E. (29) seine Ehefrau Mine O. (26) in ihrer Wohnung im Stadtteil Kaßlerfeld. Am 5. Dezember verriet der 29-Jährige der Polizei unter Tränen, wo er ihre Leiche vergraben hat. Beim Prozessauftakt vor dem Duisburger Schwurgericht am Dienstag hat der Angeklagte von seiner Verteidigerin eine Erklärung verlesen lassen. Darin berichtet er von einer unglücklichen Ehe und den Geschehnissen am Tatabend.
Mit gesenktem Kopf sitzt Ercan E. auf der Anklagebank. Er trägt ein schwarzes Hemd und weicht den Blicken des Vaters und der Brüder seiner toten Frau aus, die ihn anstarren und im Prozess als Nebenkläger auftreten. Als seine Verteidigerin Simone Dahlmann-Ludwig direkt zu Beginn der Verhandlung sein Geständnis vorliest, beginnt er zu weinen.
Prozess gegen den Mann von Mine O. in Duisburg: „Ich konnte nicht loslassen“
Das Paar, das 2013 heiratete, habe den Septembertag zunächst getrennt verbracht: Ercan E. sei mit dem Sohn bei seinen Eltern und auf dem Spielplatz gewesen, seine Frau mit Freundinnen auf einem Städtetrip in Belgien. Als sie um 20.30 Uhr in die gemeinsame Wohnung heimkehrte, soll es im Schlafzimmer zum folgenschweren Ehestreit gekommen sein.
Ercan E. war nach eigenen Angaben wütend darüber, dass seine Frau direkt wieder zum nächsten Treffen aufbrechen wollte und dem Sohn keine innige Umarmung schenkte.
Ein alter Konflikt sei wieder aufgeflammt. Seine Frau habe ihn als „Versager“ und „Schlappschwanz“ beleidigt. „Das hat mich so verletzt, dass ich rot gesehen habe“, zitiert die Strafrechtlerin den 29-Jährigen.
Er habe sie am Hals gepackt und zugedrückt. „Ich konnte nicht loslassen“, erklärt er in dem Geständnis. Erst nach Minuten habe er den Würgegriff gelockert, seine Frau sei leblos zu Boden gesackt. Der damals fünfjährige Sohn habe während der tödlichen Auseinandersetzung im Wohnzimmer nebenan gespielt.
Ercan E. berichtet von einer Ehe voller Streit und Eifersucht
„Ich bereue die Tat“, lässt Ercan E. verlesen. „Ich habe sie geliebt und wollte sie nicht verlieren.“ Die Staatsanwaltschaft geht von einer Affekttat aus, Mord wirft sie dem Angeklagten nicht vor. Er führt an, vor der Tat Alkohol getrunken zu haben. Davon hatte er allerdings bei seinem Geständnis vor den Ermittlern der Polizei am 5. Dezember noch nichts gesagt.
Schon damals berichtete der Lagerist von einer unglücklichen Ehe voller Streitigkeiten und Eifersucht. Seine Frau sei gerne feiern gegangen, er habe sich neben der Arbeit um den Sohn gekümmert. Zärtlichkeit und Intimität habe es in der Ehe schon seit vier Jahren nicht mehr gegeben. So die Darstellung des 29-Jährigen. Mehrfach habe eine Scheidung im Raum gestanden. Man habe sich wegen der streng religiösen Familie seiner Frau jedoch dagegen entschieden. Der Vater sei von Anfang an gegen die Beziehung gewesen.
Nach Erkenntnissen der Ermittler soll Mine O. mindestens eine Affäre gehabt haben. Ihr Liebhaber sollte am Nachmittag vor dem Schwurgericht aussagen, fehlte dann aber unentschuldigt.
Die Zeit nach der Tat: Ercan E. muss seinen Plan ändern
Zum Prozessauftakt berichtete Ercan E. über seine Anwältin auch von den Stunden und Tagen nach der Tat: Noch am Abend des 7. September habe er die Leiche in einen Koffer gepackt. Anschließend sei er zu seinen Eltern gefahren, schlief später mit seinem Sohn im Arm ein. Zwei Tage danach habe er am 9. September eine Garage in Wanheim-Angerhausen angemietet und die Leiche dort versteckt. Ein Mietvertrag belegt das.
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Als die Geruchsentwicklung dort zu stark wurde, fasste Ercan E. einen neuen Plan: Er verpackte den Leichnam seiner Frau in eine Tüte und vergrub ihn in einem Waldstück im Bereich der Tunnelstraße in Untermeiderich. Das Material dafür kauft er im Baumarkt, das Gelände kennt er aus seiner Kindheit.
Ehemann von Mine O. bricht mehrfach in Tränen aus
Warum er seine Frau bei der Polizei vermisst meldete? „Ich wollte nicht wahrhaben, was ich getan habe. Ich hatte Angst vor der Reaktion ihrer Eltern, meiner Eltern – und der meines Sohnes“, führt der 29-Jährige in der Erklärung aus. Noch während der Suche nach seiner Frau sprach der Duisburger, der mit zwei Geschwistern aufwuchs, mit der Bild-Zeitung. Die zitierte ihn so: „Wie soll ich meinem Sohn beibringen, was passiert ist? Aber wir halten zusammen, sind ein gutes Team.“
Auf Fragen zum Tathergang und zur Zeit danach will Ercan E. am ersten Prozesstag nicht antworten. Noch mehrfach bricht er am Dienstag in Tränen aus: Unter anderem, als der Leiter der Gerichtsmedizin über den Zustand des stark verwesten Leichnams spricht. Dazu werden auf einem Bildschirm Fotos des Frauenkörpers gezeigt, der einmal Mine O. gehörte.
Großes Medieninteresse im Duisburger Landgericht
- Das Medieninteresse an dem Fall ist groß, den Prozessauftakt verfolgte in Duisburg ein gutes Dutzend Kamerateams und Journalisten.
- Vier Fortsetzungstermine sind angesetzt, der nächste am 8. September. Dann soll endlich auch der Mann aussagen, der ein Verhältnis mit Mine O. gehabt haben soll.