Duisburg. Der Duisburger Nahverkehr ist eines der zentralen Themen bei der Kommunalwahl. Das sagen die Parteien zu den Resultaten des ÖPNV-Stadtteil-Checks.

Der neue Nahverkehrsplan, seit Ende Oktober 2019 in Kraft, hat quer durch Duisburg zu viel Kritikgeführt. Dies hat sich in den Ergebnissen des Stadtteil-Checks rund drei Monate später widergespiegelt. 10.535 Bürger haben mitgemacht und den Nahverkehr nach Schulnoten bewertet. Insgesamt gab es ein „Befriedigend“ (3,14) – aus Bruckhausen (5,.03) die schlechteste, aus Buchholz und Kaßlerfeld (jeweils 2,26) die beste Note. Wir haben SPD, CDU, Grüne, FDP, Linke, Judu/DAL, SGU, Bürgerlich-Liberale und AfD mit Blick auf die Kommunalwahl gebeten, die Resultate unserer ÖPNV-Umfrage einzuordnen sowie den Nahverkehr der Zukunft in Duisburg zu beschreiben.

Die Umfrage habe gezeigt, so die SPD, dass es in einzelnen Stadtteilen noch Optimierungsbedarf gebe. Es sei wichtig, dass die Schüler von den ersten nachträglichen Verbesserungen des Nahverkehrsplans besonders profitieren, weil sie täglich Bus und Bahn nutzen.

SPD in Duisburg: Ganzheitliches Mobilitätskonzept für Verkehrs- und Klimawende nötig

Um die Verkehrs- in Verbindung mit einer Klimawende weiterzuführen, sei ein ganzheitliches Mobilitätskonzept beantragt worden – mit folgenden Kernthemen: attraktiver ÖPNV, emissionsarme beziehungsweise -freie Mobilität und verstärkte Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote. Die Bestellung moderner Straßenbahnen, das innovative „MyBus“-Konzept und ein verbessertes Nachtbus-Angebot seien gute Beispiele, dass es in die richtige Richtung geht.

Zu einem modernen Nahverkehr gehören laut SPD neben Komfort, digitalen Angeboten und direkten Verbindungen auch bezahlbare Preise. Die Duisburger Sozialdemokraten unterstützen deshalb den Vorschlag der SPD-Bundestagsfraktion, ein 365-Euro-Ticket für das ganze Jahr einzuführen. Damit könnten Duisburger für nur einen Euro am Tag mit Bussen und Bahnen fahren.

ÖPNV: Duisburg ist auf finanzielle Unterstützung von Land und Bund angewiesen

Der finanzielle Spielraum der Kommune sei angesichts von notwendigen Millionen-Investitionen für einen attraktiven Nahverkehr begrenzt. Hier ist Duisburg laut SPD auf die Unterstützung von Land und Bund angewiesen.

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Die CDU sieht das genau so und freut sich darüber hinaus zunächst mal darüber, dass das Nahverkehrsangebot im Stadtteilcheck in der Bevölkerung insgesamt als befriedigend angesehen wird. Dass die Versorgung in der Randbereichen nicht so gut sei wie in der City, liege in der Natur der Sache.

CDU: Kein Stadtteil darf beim Nahverkehr abgehängt werden

Dennoch dürfe kein Stadtteil abgehängt werden, gegebenenfalls müsse hier nochmals geprüft werden. Mit der Optimierung des Nahverkehrsplans sei jüngst ein Prozess politisch in Gang gesetzt worden, der genau da ansetze. „Es ist selbstverständlich stets auch zu prüfen, ob strukturell das Nahverkehrsangebot auch in der Breite nachgebessert werden kann und muss“, so Thomas Susen, verkehrspolitischer Sprecher der CDU.

Die CDU verweist ebenso wie die SPD auf den Antrag an die Verwaltung, den Nahverkehrsplan unter dem Leitgedanken „Mobilität 2030“als ganzheitliches Konzept weiterzuentwickeln – mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung als zentrale Aspekte.

Lücken im Duisburger Nahverkehrsnetz

Für die Grünen zeigen die Ergebnisse der WAZ-Umfrage, dass jene Stadtteile eine bessere Note bekommen haben, die mit einem Angebot für eine Schienenverbindung aufwarten können. Auf der anderen Seiten zeigten sich die Lücken im Nahverkehrsnetz: Einige Orte wie beispielsweise Bruckhausen, Baerl oder Ungelsheim verfügten über keine verlässlichen Verbindungen – oder nicht mehr durch die Änderungen im Zuge des neuen Nahverkehrsplans.

Im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten seien in Duisburg grundsätzlich wenige schienenbasierte Nahverkehrsverbindungen vorhanden. So wie der ÖPNV derzeit aufgestellt sei, biete er in den meisten Stadtteilen keine attraktive Alternative, um Menschen zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu bewegen.

Grüne fordern „klügere Verwaltungsstruktur“ bei DVG und VRR

Um die Verkehrswende zu schaffen, müssen Bund und Land laut Grünen bei der Finanzierung endlich unterstützend eingreifen. „Wir sind davon überzeugt, dass durch eine klügere Verwaltungsstruktur bei DVG und VRR, dem konsequenten Nutzen der Möglichkeiten der Digitalisierung und zusätzlichen Einnahmen bei höherer Akzeptanz des ÖPNV eine Finanzierung insgesamt möglich ist.“

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Für die Linke sind die Ergebnisse der Umfrage nicht überraschend. Die Stadtteile entlang des schienengebundenen ÖPNV mit S-, U- und Straßenbahn sowie die innenstadtnahen Ortsteile seien noch relativ gut bewertet worden. Die abgelegeneren Stadtteile wie zum Baerl und Beeckerwerth und jene wie Ungelsheim, die mit dem neuen Nahverkehrsplan die größten Einschnitte und den Verlust direkter Verbindungen hinnehmen musten, liegen am unteren Ende der Skala.

Linke: Missglücktes Netz im Duisburger Süden, ausgedünnte Querverbindungen im Norden

Die jüngst beschlossenen Optimierungen seien wichtig wie etwa die bessere Anbindung Bruckhausens an Alt-Hamborn, aber bei weitem nicht ausreichend. Mehrere wirklich kritische Punkte werden laut Linke überhaupt nicht behandelt: „Das missglückte neue Netz im Süden, die unsinnigen Konkurrenzangebote zur 911 und 912 im Westen, die missglückten Ringlinien sowie die ausgedünnten Querverbindungen im Bereich Hamborn sind einige Beispiele dafür.“

Der Schienenverkehr müsse weiter ausgebaut, Takte verdichtet und die Walsum-Bahn reaktiviert werden. Die Linke fordert dazu eine massive Unterstützung vom Bund, um einen guten und kostenfreien ÖPNV mit mehr Personal als Investition in die Zukunft zu realisieren.

FDP bezeichnet Verbesserungen zum Nahverkehrsplan als absolutes Stückwerk

Die FDP haben die Ergebnisse des Stadteilchecks zum ÖPNV offenbar überrascht. „Der Duisburger Bus- und Straßenbahnnutzer scheint insbesondere bei seiner DVG ein sehr, sehr geduldiger und nachsichtiger Bürger zu sein“, so der Fraktionsvorsitzende Wilhelm Bies. Die bisher beschlossenen Verbesserungen zum Nahverkehrsplan sind aus seiner Sicht absolutes Stückwerk.

Die in Teilen umgesetzte Digitalisierung und Mobilität - multimodal, also mit verschiedenen Verkehrsmitteln – sei eine Zukunftsherausforderung. „Der Kunde von morgen möchte voraussichtlich vom Bike über den Bus, Schiene und gegebenenfalls auch mit einem Mietauto sein Ziel ,aus einer Hand’ erreichen“, so Bies.

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Mit Blick auf die Finanzierung gebe es einen breiten politischen Konsens, den ÖPNV zu stärken. Die DVG als Aktiengesellschaft sollte laut FDP aber ernsthafter als bisher über Öffentlich-Private-Partnerschaften nachdenken, um „die vorhandenen Infrastrukturdefizite wirksam zu bekämpfen“.

Die Fraktion Junges Duisburg/DAL fordert die Stadt dazu auf, Konsequenzen aus den Ergebnissen des Stadtteilchecks zu ziehen. Sie müsse sich fragen, wie Bewohner der Randgebiete mit Bus und Bahn besser ins Zentrum Duisburgs kommen. Insgesamt sei der Nahverkehrsplan noch meilenweit von der Realisierung entfernt – was besonders an den ständig defekten Straßenbahnen und dem damit verbundenen Schienenersatzverkehr liege.

Junges Duisburg/DAL: Auch die Interessen von Auto- und Fahrradfahrern berücksichtigen

Gut sei, dass die DVG damit begonnen hat, ihren Fuhrpark klimafreundlicher zu positionieren. Aber Duisburg müsse noch mutiger Strukturen reformieren, investieren, modernisieren sowie Linienführungen und Taktungen anpassen. Der Fraktionsvorsitzende Stephan Wedding betont: Es seien insgesamt auch die Interessen von Auto- und Fahrradfahrern oder Fußgängern zu berücksichtigen. Was die Finanzierung des ÖPNV betrifft, müssten Stadt und Land weiter Gelder zuschießen.

Für die AfD zeigt die ÖPNV-Abfrage der Redaktion ein nicht repräsentatives Stimmungsbild. Während in innenstadtnahen Lagen die Zufriedenheit überwiege, sei dies in den Randbereichen nicht der Fall. Deshalb setze sich die AfD für eine Verbesserung des Angebotes in Verbindung zu den angrenzenden Städten ein.

AfD: Eine leeren Gelenkbus darf es nicht mehr geben

Optimierungsmöglichkeiten sieht sie auch beim Fuhrpark. Einen leeren Gelenkbus dürfe es nicht mehr geben. Wendige Kleinbusse mit weniger Spritkosten sollten demnach als Ergänzung angeschafft werden. Die AfD fordert darüber hinaus unter anderem ein einfaches Ticketsystem und Angebote für Pendler mit mehr Park & Ride-Plätzen.

Der hoch defizitäre ÖPNV sei immer verbesserungsfähig. Es sei am Ende immer alles ist eine Frage der zugebilligten Subventionen und längerfristiger strategischer Entscheidungen der Politik als Taktgeber.

Bürgerlich-Liberale: Massive Probleme mit Anschlüssen zur Tram durch neuen Nahverkehrsplan

Die Bürgerlich-Liberalen fordern einige Verbesserungen im Nahverkehr – für den Duisburger Süden etwa die komplette Rückkehr zu den alten Linien. Durch den neuen Nahverkehrsplan gebe es dort massive Probleme mit den Anschlüssen zur Tram.

Das Straßenbahnnetz wiederum müsse dringend reformiert werden. Die Bürgerlich-Liberalen sind aber der Meinung, dass dies mit dem jetzigen Fuhrpark, ohne Umbauten im Netz und damit ohne unnötige Kosten zu schaffen ist. Kleinere Linien sollen demnach für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sorgen.

>> DUISBURGER NAHVERKEHRSPLAN WURDE MIT BREITER POLITISCHER MEHRHEIT BESCHLOSSEN

• Der seit Ende Oktober 2019 geltende Nahverkehrsplan war zuvor mit breiter politischer Mehrheit, angeführt von SPD und CDU, verabschiedet worden.

• Nach der starken Kritik hat es inzwischen erste Nachbesserungen gegeben – etwa für Schüler.

Die SGU war trotz mehrmaligen Nachhakens der Redaktion zu keiner Stellungnahme zum ÖPNV bereit.