Duisburg. Bildungschancen: In Duisburger Kitas müssen sich Erzieher um mehr Kinder kümmern als anderswo, stellt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung fest.

82,8 Prozent der Duisburger Kinder zwischen drei und sechs Jahren gingen 2019 in einen Kindergarten, 1,3 Prozent von ihnen waren in einer Tagespflege. Das hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben, die frühkindliche Bildungssysteme stadtscharf analysiert hat.

2016 waren es noch 87,5 Prozent aller Duisburger Kinder. Beide Zahlen liegen aber deutlich unter dem Landesschnitt. In NRW wurden 2019 92,2 Prozent der Kinder in einer Kita betreut.

Bertelsmann-Stiftung empfiehlt in U3-Gruppen pro Betreuer drei Kinder

Viele Kitas in NRW würden „ihrem Bildungsauftrag aufgrund unzureichender Rahmenbedingungen nicht oder nur eingeschränkt“ gerecht werden, heißt es in der Studie. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt einen Personalschlüssel von 1 zu 3 bei Kindern von 0 bis 4 Jahren, sowie 1 zu 7,5 bei Kindergartengruppen. In Duisburg ist das Betreuer/Kinder-Verhältnis in allen Altersgruppen höher.

In Krippengruppen mit Kindern unter 3 Jahren kümmert sich eine Fachkraft um 4,5 Kinder, in Gruppen mit Kindern bis 4 Jahren ist das Verhältnis 1 zu 4,3. Bei den klassischen Kindergartengruppen von 3 bis 6 Jahren ist das Verhältnis 1:10.

Damit ist die Situation in Duisburg verglichen mit den Nachbarstädten besonders schlecht, weil die Erzieher allein in Kitas rein rechnerisch mit zwei bis drei Kindern mehr hantieren müssen als etwa in Düsseldorf (7,9 Kinder).

Neun neue Kitas in Duisburg im Bau - bis zur Eröffnung wird überbelegt

Im Interview hatte Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke zuletzt gesagt, dass im laufenden Kindergartenjahr zwar neun neue Kitas gebaut werden. Bis dahin sei eine Überbelegung der Gruppen aber nötig, rund 800 Ü3- und 100 U3-Plätze könnten nur durch eine Gruppenstärkenüberschreitung angeboten werden. Insgesamt 17.295 Kita-Plätze stehen in Duisburg zur Verfügung.

Dass Duisburg im landesweiten Vergleich für 2019 so schlecht abschneidet, begründet Köpcke damit, dass die Zahl der Drei- bis Fünfjährigen mit 670 neuen Kindern zwischen 2018 und 2019 so stark wie nie gewachsen sei. Das sei aber nicht nur auf die Zuwanderung zurückzuführen, betont der Jugendamtsleiter. Von diesen Kindern hätten mehr als die Hälfte einen deutschen Pass.

In jeder dritten Familie ist Deutsch nicht die Muttersprache

Analysiert wurde von Bertelsmann auch die Familiensprache der betreuten Kinder. Gut die Hälfte spricht daheim vorwiegend Deutsch. Die unter Dreijährigen wachsen zu rund 30 Prozent in einer Familie auf, die nicht Deutsch spricht. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es in der Kita 46,2 und in der Tagespflege 50,8 Prozent, die eine andere Sprache als Deutsch als Muttersprache haben.

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Entsprechend ist das Verhältnis der Kinder mit Migrationshintergrund. Bei den Unter-Dreijährigen haben in der Kita 33,6 Prozent mindestens ein Elternteil mit ausländischer Herkunft, in der Tagespflege sind es 22 Prozent. Bei den Drei-bis Sechsjährigen stammen in Kitas 49,5 Prozent aus einer Familie mit Migrationshintergrund, in der Tagespflege sind es 23,6 Prozent.

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  • Der Ländermonitor hat außerdem ergeben, dass 15,2 % der 198 Duisburger Kitas keine eigenen Zeitkontingente für Leitungsaufgaben vorhalten.

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Der allergrößte Teil des pädagogischen Personals in Duisburger Kitas hat einen Fachschulabschluss (71,1 %), ist also ausgebildete Erzieherin. lediglich 3,1 % der Mitarbeiter haben einen Hochschulabschluss, 17 % bringen einen einschlägigen Berufsfachschulabschluss mit und 8,8 % sonstige Qualifikationen.
  • Weitere Details zur Studie gibt es unter: https://www.laendermonitor.de/de/vergleich-bundeslaender-daten/kinder-und-eltern/bildungsbeteiligung