Duisburg. Durch Corona wurden 20 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. In Duisburg hat die Nachvermittlung begonnen. Wo gute Chancen bestehen.

Wegen der Corona-Pandemie ist auch der Start in die Ausbildung um einige Monate verschoben. Zum 31. Juli suchten nach Angaben der Agentur für Arbeit noch 889 junge Duisburger einen Ausbildungsplatz, ihnen standen 1006 Angebote zur Auswahl.

Der Vermittlungsprozess sei „noch gut im Gange“, sagt Heike Börries, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit. Das gelte für alle Branchen. Allerdings würden die Berufsberater schon spüren, dass etwa Reisebüros zurückhaltender sind und weniger Ausbildungsplätze als in den Vorjahren anbieten, sagt Börries. Umgekehrt sind auch Berufsanfänger in manchen Branchen zögerlicher.

Duisburg: Hotel-Geschäftsführer ist glücklich, Azubis gefunden zu haben

Frank Pechmann ist happy, bei dem Direktor des Ibis Hotels am Duisburger Hauptbahnhof haben zwei Azubis ihre Ausbildung begonnen. „Letztes Jahr haben wir niemanden gefunden“, bekennt er. Problematisch ist seine Branche auch vor Corona schon gewesen. Auf Wochenend- und Schichtdienste hätten viele junge Leute keine Lust. „Früher haben sich 30 bis 40 beworben, heute können wir die Interessenten an einer Hand abzählen.“

Seit der Hotelbetrieb wieder läuft, kann das Haus zur Hotelfachkraft ausbilden. Die Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe sei indes schwierig. „Wir haben aktuell keine Tagungen, keinen Restaurant-Betrieb - und nur mit dem Frühstücksservice können nicht alle prüfungsrelevanten Themen geschult werden“, sagt Pechmann.

Corona: Ausbildungsmarkt hinkt drei Monate hinterher

Aus Sicht der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve hinkt der Ausbildungsmarkt rund drei Monate hinterher. Seit zwei Wochen beobachtet der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Matthias Wulfert aber wieder einen spürbaren Zulauf. „Ich hoffe auf ein geringes Delta am Ende.“

Im Kammerbezirk sind in den Vorjahren im Schnitt 3500 bis 4000 Ausbildungsverträge geschlossen worden. Während landesweit pandemiebedingt 2020 rund 20 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen wurden, sind es in Duisburg und am Niederrhein „bis zu 22 Prozent weniger“.

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Seine Botschaft an die Jugendlichen: „Es ist überhaupt kein Problem, noch mit einer Ausbildung zu beginnen.“ Die Kammer sei bereits aktiv in die Nachvermittlung eingestiegen und versuche jetzt nachzuholen, was vor den Ferien durch die Schulschließungen kaum möglich war: den direkten Kontakt zu den jungen Menschen. Die Bewerber-/Stellen-Relation sei gut: „Wer sucht, hat hohe Chancen in allen Branchen!“, versichert Wulfert. In der Internet-Lehrstellenbörse seien aktuell rund 700 Angebote zu finden.

„Ich bin beeindruckt, wie die Betriebe der Krise trotzen“

Matthias Wulfert, stellv. Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK in Duisburg, zollt den Betrieben in der Krise Anerkennung.
Matthias Wulfert, stellv. Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK in Duisburg, zollt den Betrieben in der Krise Anerkennung. © Niederrheinische IHK/Michael Neuhaus

Durch die Pandemie seien der Catering- und Eventbereich sowie der Messebau am härtesten getroffen. Insgesamt sei das Ausbildungs-Engagement der Betriebe dennoch hoch, lobt Wulfert. „Ich bin beeindruckt, wie die Betriebe der Krise trotzen.“

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Er motiviert auch Betriebe, die pandemiebedingt ihre Arbeit extrem heruntergefahren haben, auszubilden. Die Ausbildungspläne könnten individuell für die Azubis umgestellt werden, solange Betriebe manche Teilbereiche nur eingeschränkt abdecken könnten. Ausbildungsunterstützende Maßnahmen aus dem Konjunkturprogramm des Bundes seien auch hilfreich.

Allen Bemühungen zum Trotz geht Wulfert davon aus, dass der Fachkräftemangel ein Thema bleibe. Und wie viele Betriebe am Ende überleben und wer Insolvenz anmelden müsse, werde sich erst ab Herbst zeigen.

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>>SERVICE-ANGEBOTE DER AGENTUR FÜR ARBEIT UND DER IHK

  • Die Agentur für Arbeit hat eine Extra-Hotline zur Berufsberatung eingerichtet: 0203 302-1647
  • Auf der Webseite https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/duisburg/ausbildungtop10 unterstützt die Agentur für Arbeit bei der Suche nach der richtigen Ausbildung mit dem #ausbildungklarmachen
  • Die IHK unterstützt Bewerber, eine Ausbildungs-Hotline informiert unter 0203 2821-0