Duisburg. Nun versucht es erneut ein E-Scooter-Verleiher in Duisburg. Das sollte nicht als Beitrag zur Verkehrswende verherrlicht werden. Ein Kommentar.

Duisburg war bislang nahezu verschont geblieben von all dem Ärger über und um die E-Scooter. In Bochum, Essen und Düsseldorf etwa kommen die Elektro-Roller seit über einem Jahr vor allem Fußgängern und Radfahrern in die Quere, was zu einem neuen Unfalltyp und viel Streit führt. Um Duisburg machten Anbieter derweil einen Bogen. Als es im Februar doch eine Firma wagte, begleitete die „Smart City“ den Markteinstieg mehr als wohlwollend. Derlei Euphorie und unkritische Verherrlichungen der Scooter durch Möchtegern-Umwelt-, Verkehrs- und Innovationsexperten sind noch ärgerlicher als zehn umgeschubste E-Roller auf dem Gehweg.

E-Scooter in Duisburg: Niemand fährt deshalb weniger Auto

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Verleiher Bird, der nach vier Monaten Corona-Krise in Duisburg aufgab, hatte branchentypisch „eine umweltfreundliche Mobilitätsalternative zum Auto in der Stadt“ versprochen, die „CO2-Emissionen, Staus und Parkdruck reduziert“. Dabei attestierte etwa die University of North Carolina den E-Rollern früh die CO2-Bilanz eines Neuwagens, besonders wegen ihrer meist kurzen Lebensdauer.

Philipp Wahl, Redaktionsleiter der WAZ Duisburg, kommentiert den E-Scooter-Verleih in Duisburg.
Philipp Wahl, Redaktionsleiter der WAZ Duisburg, kommentiert den E-Scooter-Verleih in Duisburg.

Vor allem aber eines zeigen die Erfahrungen inzwischen auch hierzulande: Kaum ein Mensch fährt weniger Auto oder mehr Bus und Bahn, weil er auf der ersten oder letzten Meile E-Scooter fahren kann. Die Roller sind stattdessen ein neues Extra-Angebot – ein Freizeitspaß, vor allem für Jüngere. Der Verdacht liegt nahe, dass sie vielfach nur dazu beitragen, dass Menschen weniger Meter im ÖPNV zurücklegen, sich weniger zu Fuß oder auf dem Rad bewegen.

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Apropos Rad… …wege: Wegen der vielen holprigen und fehlenden Radwege ist Duisburg ein besonders gefährliches Pflaster für E-Scooter-Fahrer. Das ist es, was Duisburg braucht: mehr nutzbare Radwege – und ein ganzheitliches Verkehrskonzept, das Radverkehr und ÖPNV-Nutzung einfacher und praktischer macht. Wer meint, er brauche einen E-Roller, soll sich einen kaufen – und überlegen, ob ein Fahrrad der eigenen Gesundheit und der Umwelt nicht zuträglicher wäre.