Duisburg. Weil die Fußballergewerkschaft VDV eine Kündigung wegen Eigenbedarf bekommen hat, suchte sie eine neue Bleibe. Das war gar nicht so leicht.

Der Sportpark Wedau ist nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet für Freizeitsportler, die hier joggen, schwimmen oder kicken. Aktuell trainieren im einem Camp der „Vereinigung der Vertragsfußballspieler“ (VDV) 35 vertragslose Fußballspieler. Sie werden von Peter Neururer gecoacht und hoffen, bei Sichtungsspielen auf sich aufmerksam zu machen und so vielleicht einen neuen Profi-Vertrag zu bekommen. Die Profifußballer-Gewerkschaft hat ihren Sitz in Duisburg, bisher befand sich die Geschäftsstelle in der Sportschule Wedau. „Allerdings haben wir dann eine Kündigung wegen Eigenbedarf bekommen“, erklärt VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky. Eine neue Bleibe war hingegen gar nicht so einfach zu finden. Untergekommen ist die Gewerkschaft nun in einem Ein-Familien-Haus mit Blick auf den See. Früher wurde es bereits als Architekturbüro genutzt.

Geschäftsstelle nun im ehemaligen Einfamilienhaus im Duisburger Süden

Ulf Baranowsky ist der Geschäftsführer der Fußballspieler-Spielergewerkschaft VDV.
Ulf Baranowsky ist der Geschäftsführer der Fußballspieler-Spielergewerkschaft VDV. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Wenn die Stadt selbst für sich deklariert, eine Stadt für den Sport zu sein, dann muss sie auch entsprechende Angebote vorhalten“, betont Ulf Baranowsky. Via „Immobilienscout“ sind er und seine Mitarbeiter auf die Immobilie aufmerksam geworden, die dem Architekten Peter Poelzig gehört. „Wir wollten gerne etwas haben, was in der Nähe des Sportparks ist, um einen Fuß in der Sportschule zu haben. Ansonsten hätten wir uns gezwungen gesehen, Duisburg zu verlassen“, so Baranowsky.

Nun ist er froh, das für eine Geschäftsstelle zugegeben außergewöhnliche Objekt gefunden zu haben. In den Schränke stehen zahlreiche Pokale. Devotionalien und Erinnerungen aus Spielen, die die VDV-Mannschaften bestritten haben.

Die meistensportlichen Termine finden ohnehin im Sportpark statt. In die Geschäftsstelle kommen beispielsweise Mitglieder, die sich beraten lassen wollen. „Wir drängen darauf, dass sich die Sportler frühzeitig Gedanken machen, wie es weitergeht, wenn die Karriere nicht mehr läuft.“ Für viele sei das ein schwieriger Prozess, weil die meisten in den unteren Ligen früh gehört haben, dass sie zu den guten Spielern gehören. Beim Karriereknick falle es vielen nicht unbedingt leicht, sich einzugestehen, dass es nicht mehr so laufe.

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In Zusammenarbeit mit dem DFB und der DFL führt die Spielergewerkschaft in den Nachwuchsleistungszentren und bei den Profiteams deshalb Schulungen zum Thema „Karriere nach der Karriere“ durch. Außerdem kooperieren die VDV-Experten mit Job-Datenbanken. Dadurch könnten die Chancen einzelner Bewerber bei der Jobsuche deutlich erhöht werden.

Stadt will neue Flächen auf dem Gelände des alten Ausbesserungswerks schaffen

Zahlreiche Devotionalien erinnern an Spiele, die die VDV-Mannschaften bestritten haben.
Zahlreiche Devotionalien erinnern an Spiele, die die VDV-Mannschaften bestritten haben. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Die Stadt betont auf Nachfrage, dass sie sehr daran interessiert sei, Verbände an Duisburg zu binden. „Auch deshalb befindet sich die Stadt regelmäßig im Austausch mit vielen Verbänden und Organisationen und leistet entsprechende Hilfestellungen“, erklärt Stadtsprecher Jörn Esser.

Im Sportpark befinden sich neben der Sportschule „mehr als 30 Vereine und kommerzielle Anbieter, Sitze von 30 Verbänden und Organisationen, der Sitz des Landessportbundes NRW sowie ein Dutzend Bundes-/Landesleistungsstützpunkte“, zählt Esser auf.

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Mit Blick auf den Platzmangel verweist Esser auf laufende Pläne im Bereich des alten Ausbesserungswerks Wedau. „Diese ehemalige Bahnfläche ist bereits seit mehreren Jahren in der Diskussion, die sportliche Klammer um die Regattabahn abzubilden.“

Dieser Gedanke werde mit der aktuellen Planung wieder aufgegriffen. Der Rahmenplan beinhalte Flächen zur Erweiterung des Sportparks, die je nach Bedarf multifunktional nutzbar seien, so Esser: „In der geplanten Bebauung können zum Beispiel auch Verbände eine Geschäftsstelle einrichten und sich so mit ihrer Verwaltung im direkten Umfeld des Sports niederlassen.“

„VEREINIGUNG DER VERTRAGSFUSSBALLSPIELER“ WURDE 1987 GEGRÜNDET

•Die „Vereinigung der Vertragsfußballspieler“ wurde 1987 von aktiven Profis gegründet und zählt rund 1400 Mitglieder.

• Die Gewerkschaft habe die verpflichtenden Herzuntersuchungen im Lizenzbereich miteingeführt, heißt es auf der Internetseite, außerdem die sportpsychologische Betreuung der Spieler mitverbessert.

• Und weiter: „Die VDV fordert einen fairen Interessenausgleich zwischen Profis, Klubs und Verbänden als Grundlage für eine erfolgreiche Vermarktung des Profifußballs.“