Duisburg. Der Ex-Bochumer leitet erneut das Camp für vertragslose Fußballprofis in Duisburg. Die Vermittlung könnte in diesem Jahr schwerer werden.
Peter Neururer (65) ist zum dritten Mal Cheftrainer des Camps der vertragslosen Fußball-Profis der Spielergewerkschaft VDV. Aufgrund der Corona-Pandemie könnte die Vermittlung der Spieler in diesem Sommer besonders schwierig werden.
Herr Neururer, noch ist auf dem Transfermarkt relativ wenig Bewegung. Die Sportdirektoren haben an vielen Standorten eine Liste mit Spielern, die zunächst verkauft werden müssen, bevor neue Profis verpflichtet werden können. Was bedeutet das für die vertragslosen Fußballer?
Peter Neururer: In der jetzigen Situation Optimismus zu verbreiten, ist besonders schwer. Man muss den Spielern eines klar machen: Die Lage des Fußballs von der ersten Liga bis in die unteren Klassen war in Deutschland nie so dramatisch. Sie von Luftschlössern träumen zu lassen, wäre mit Frustration in Verbindung zu bringen und sicherlich nicht gut. Allerdings muss man ihnen auch Lösungsmöglichkeiten anbieten. Sie haben aufgrund ihres Verhaltens und der Trainingsbedingungen hier im Camp die Möglichkeit, wieder irgendwo unterzukommen, sich zu präsentieren. Die VDV und ich mit meinen Kontakten können helfen, Brücken zu schlagen. Horst Hrubesch hat mich bereits gefragt, ob Spieler dabei sind, die für die U21 des Hamburger SV interessant sein könnten.
Der Druck auf die Spieler ist dennoch immens.
Neururer: Problematisch wird es vor und nach den Trainingseinheiten, wenn sich die Spieler Gedanken machen. Mental ist das nicht mit einem normalen Training zu vergleichen: Die Spieler, die hier sind, stehen mit dem Rücken zur Wand.
Worauf kommt es bei einer Vermittlung an?
Neururer: Jeder einzelne muss sich den Scouts zeigen und eigentlich egoistisch sein, um persönlich weiter zu kommen. Dann zeigt er aber, dass er kein Mannschaftssportler ist. In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass sich diejenigen schnell durchgesetzt haben, die Mannschaftsspieler waren.
Jürgen Kramny, der eigentlich das Camp betreuen sollte, hat kurzfristig einen neuen Posten bei der U19 von Eintracht Frankfurt bekommen. Sie sind für ihn spontan eingesprungen, obwohl Sie in Deutschland eigentlich nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehen. Was treibt Sie an?
Neururer: Das ist für mich selbstverständlich, um den Spielern Dankbarkeit zu zeigen. Ich hatte in meiner Karriere sehr viel Glück in Bezug auf meinen Job – das haben nicht viele. Da ist es eine Sache der Ehre, ein klein wenig zurückzugeben.