Duisburg. Ob Masken im Unterricht oder die digitale Ausstattung der Schüler: Den Schulstart in Duisburg sehen Schulleiter wie Eltern als Herausforderung.

Bernd Beckmann, Leiter der Gesamtschule Meiderich, blickt mit gemischten Gefühlen auf den Schulstart nächste Woche. Zuletzt hatte er auf einer Zugfahrt knapp vier Stunden einen Mund-Nase-Schutz auf. Eine Herausforderung, „und dabei habe ich da nur gesessen und nicht unterrichtet“. Seine Schüler hält er für durchaus einsichtig, aber die Verpflichtung sei schwer durchzuhalten, zumal eine warme Wetterlage vorhergesagt ist. „Machen wir dann direkt hitzefrei?“, fragt der Pädagoge und designierte Schulformsprecher.

Bernd Beckmann, Schulleiter der Gesamtschule Meiderich in Duisburg.
Bernd Beckmann, Schulleiter der Gesamtschule Meiderich in Duisburg. © privat

Ihn sorgt auch die Anordnung dass es für die bessere Nachverfolgbarkeit nach Infektionen feste Lerngruppen geben soll. Durch Erweiterungskurse, Wahlpflichtbereiche, unterschiedlich gewählte Fremdsprachen sei das im Gesamtschulsystem schwierig. Neben den internen Vermischungen gebe es auch externe: So werden für den Physik-Leistungskurs Schüler aus insgesamt vier Schulen zusammengezogen. Ein Beispiel von vielen.

Konsequent wäre es aus Sicht von Beckmann gewesen, wenn das Ministerium pandemiebedingt vom Kurs- zum Klassensystem gewechselt hätte. Das derzeitige Konzept hält er für „nicht zu Ende gedacht“.

Digitale Ausstattung der Schulen: Wer kümmert sich um die Wartung?

Ambivalent steht er auch zur besseren digitalen Ausstattung von Schulen. Die Stadt Duisburg kann für 5,3 Millionen Euro aus dem Sofortausstattungsprogramm Digitalpakt Schule Laptops und Tablets ordern. „Das ist gut!“, betont Beckmann, beklagt aber auch hier: „Das ist nicht zu Ende gedacht. Was mache ich denn, wenn der Lkw mit den Geräten auf dem Schulhof steht? Wer richtet die Geräte ein, wer spielt Updates auf, wer wartet sie?“

Er kenne keine Schule in Duisburg, die einen eigenen Administrator habe. Die meisten würden sich mit technikaffinen Lehrern behelfen, die einen Teil ihrer Stunden darauf verwenden. Er rechnet allein in Duisburg mit einem Bedarf von 50 bis 60 Administratoren-Stellen. „Das ist ein Riesenproblem!“

Hildegardis-Gymnasium profitiert von Kompetenzteam Digitalisierung

Zuversichtlich ist sein Kollege Marcus von der Gathen, stellvertretender Schulleiter des Hildegardis-Gymnasiums. Der Mund-Nasen-Schutz sei auch vor den Ferien im Schulgebäude schon verpflichtend gewesen, jetzt müsse er auch im Unterricht getragen werden. Das sei schon eine Herausforderung, „aber in dieser Ausnahmesituation werden wir unser Bestmögliches tun“. Im Laufe der Woche sollen die Eltern über die Regeln zum Schulstart informiert werden.

Die digitale Ausstattung sei schon länger Thema, die Schule sei in den vergangenen zwei Jahren mit 100 neuen Rechnern ausgestattet worden. Für 50 Kinder konnten Laptops organisiert werden, „der digitale Unterricht soll für niemanden eine Barriere sein“. Dafür sei eigens ein Kompetenzteam Digitalisierung aufgestellt worden. „Einen umfangreichen Support können sie aber auch nicht leisten“, pflichtet er Bernd Beckmann bei.

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Von Stefan Meinhardt und Christopher Onkelbach

Grundsätzlich habe die Sicherheit der Schüler und Kollegen oberste Priorität, deshalb hätte von der Gathen eine Kombination aus Präsenz- und Digitalunterricht gut gefunden, „um eine Entzerrung zu schaffen“. Jetzt werde man die Vorgaben umsetzen. Zusätzliche Reinigungskräfte seien geordert worden. „Wir werden alles tun, um Ansteckungen zu vermeiden.“ Das Kollegium geht mit zwei Kollegen weniger an den Start. Den Wegfall der beiden Risikopatienten kriegen sie am Hildegardis „gerade so gestemmt, wir haben ja ohnehin niemanden im Überhang“, sagt von der Gathen. Sorgen macht ihm die Belastung der Kollegen, die dafür mehr Stunden auf sich nehmen.

Homeschooling „machte die Nächte zum Alptraum“

Vater Stefan Czinczoll ist erleichtert, dass seine Tochter nach den Ferien wieder zur Schule gehen kann. „Das Homeschooling war ein derart enormer Stress für uns, dass die Nächte zu Alpträumen geworden sind“, berichtet er. Dass die Zehnjährige eine Maske tragen muss, findet er nachvollziehbar. „Corona ist ja in der Welt und wir wollen alle nicht, dass sich das Virus weiter ausbreitet.“

Er setzt für sein Kind auf maskenfreie Entspannung am Nachmittag. Bedauerlich sei, dass die Mimik verloren geht. Nach den psychosozialen Folgen des Homeschooling sei das Fehlen dieser Art von Kommunikation die nächste Unbekannte, findet der Rheinhauser. Von einer „richtigen Normalität“ könne man daher auch beim Neustart nicht sprechen, so Czinczoll.

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