Dusiburg-Baerl. Landwirt Günter Bosch in Duisburg wandelt ungefähr ein Viertel seiner intensiv genutzten Fläche in Blühfelder um. Der Anfang ist vielversprechend.
Der Weg zum Blüh-El-Dorado führt über einen Trampelpfad quer durch ein Maisfeld, das das Gegenteil von Artenvielfalt darstellt. Nach den Regenfällen der vergangenen Tage trägt man besser Gummistiefel, aber der kompakte schwere Boden ist weniger schlammig, als Landwirt Günter Bosch vermutet.
Von der Straße aus ist die Blütenpracht auf dem Feld im Binsheimer Feld im nördlichsten Zipfel Duisburgs auf der linken Rheinseite nicht zu bestaunen. Bosch hat das Feld im April aus der normalen Bewirtschaftung herausgenommen, um es dem Naturschutz zu widmen und etwas für die Artenvielfalt zu tun. In einer Fachzeitschrift war er auf Blühfelder aufmerksam geworden, die von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft gefördert werden.
Ein Tipp aus der Fachpresse
„Für mich ist das Neuland, aber wir müssen als Landwirte auch daran denken, was nach uns kommt“, sagt der 66-Jährige. Wenn er die Enkel Ben (5) und Mathilda (3) sieht, wird diese Zukunft ganz konkret. Das Gesummse und Gebrumme auf dem Feld hat sie beide begeistert. Die Pracht ist allerdings inzwischen auch schon fast wieder vergangen. Weil in diesen Tagen so viel von Blüten, Blumen und brummenden Insekten zu lesen war, wollte Bosch gerne vor Ort zeigen, für welchen Weg er sich auf zwei jeweils gut einen Hektar großen Flächen entschieden hat. Zwischen den unterschiedlichsten grünen Pflanzen ragen hier zahlreiche stattliche Sonnenblumen heraus. Ein Hauch von Provence am Niederrhein.
Im Blütenkelch ist gerade eine Hummel gelandet. Kürzlich war das für die Bienen und Hummeln noch das reinste Schlaraffia. Im April hat Bosch zum ersten Mal ausgesät. Aber es kommt auch vieles, was viele Unkraut nennen würden. Das ist einfach im Boden. Dagegen würde er sonst Herbizide einsetzen. Im September wandelt er die nächsten Felder um und hat dann knapp 4,5 Hektar blühende Landschaften, rund ein Viertel seiner Fläche.
Ein gedeckter Tisch für die Tiere
Neben den Insekten profitieren davon auch viele Vögel, die es zunehmend schwieriger haben. Besonders Meisen und Stieglitze freuen sich über die fetthaltigen Sonnenblumenkerne ein dickes Winterpolster. Und Kleintiere wie Feldhasen, Fasane und Rebhühner kommen hier auch auf ihre Kosten. Und auch Schnecken. „Und manchmal kann es sein, dass da auch ein Reh im Feld steht“, erzählt Bosch.
Auch Randolph Kricke vom städtischen Umweltamt kann sich für diese Felder begeistern und hofft, dass das -- auch an anderer Stelle in Duisburg – Nachahmung findet. Dabei gebe es auch unterschiedliche Instrumente, den Verdienstausfall der Landwirte auszugleichen. „Vor zehn Jahren war die Artenvielfalt hier im Rheinbogen noch größer“, erinnert er sich, will aber der Landwirtschaft dafür nicht allein die Verantwortung geben.
Weichenstellung 1994: Aus Vollerwerb wurde Nebenerwerb
Bosch hat schon früh gemerkt, dass der traditionsreiche Hof eine Familie nicht mehr ernähren kann. Schon vor 26 Jahren, mit 40 Jahren, stellte er die Weichen. Schweine und Rinder gab er auf und reduzierte die landwirtschaftlichen Flächen von 40 auf 18 Hektar. „Den Wahnsinn, immer größer zu werden, wollte ich nicht mitmachen“, erklärt er rückblickend. Mit jungen Leuten zu arbeiten, machte ihm schon immer Spaß. Er bildete gerne aus und zeigte Förderschülern seinen Hof. Da passte es gut, das er schon eine Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauer hatte. Er machte eine sonderpädagogische Zusatzausbildung und fing bei den Caritaswerkstätten an. Den Hof bewirtschaftet er dann im Nebenerwerb und setzt auf Pensionspferde.
Die Umwandlung von intensiv bewirtschafteten Flächen in Blühfelder passen in diese Entwicklung. Der Hof soll Bestand haben. Bei den neuen Flächen möchte er versuchen, dass das Feld drei Monate lang mit unterschiedlichen Kräutern und Pflanzen blüht. Blühfelder bedeutet nicht Nichtstun. Über 20 verschiedene Samen befinden sich in der Saatgutmischung. „Welche das sind, weiß ich selbst nicht so genau“, sagt Bosch und sucht vergeblich auf dem Sack nach einem Etikett. Im Frühjahr hat er für die Saat ein feinkrümeliges Feldbett bereitet. Nach dem Winter werden die Halme abgeschlegelt und bleiben als Mulch auf dem Feld.
Bunte Blütenmischung
Mit der Optik ist Bosch im Moment nicht so ganz zufrieden. Vor ein paar Wochen noch sah es besser aus. Jetzt setzt sich die Melde durch.
Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenDie Stiftung, die inzwischen schon über 300 langjährige Projekte für Flächen unterschiedlichster Größe mit Landwirten im Rheinland gefördert hat, bietet unterschiedliche Mischungen an. Klatschmohn, Schafgarbe, Wiesen-Pippau und Kornblume können darunter sein, aber auch Kulturpflanzen wie Ölrettich und Ringelblume. Für Sebastian Rödl von der Stiftung ist die Fläche umso interessantes, je größer und abgelegener sie ist. Bei einem Ackerstreifen ist die Unruhe für die Tiere noch sehr groß, „auch wenn ein Rad- und Wanderweg am Feld vorbeiführt, kann sich das störend auswirken.“ In Baerl passt es demnach ausgesprochen gut.