Duisburg-Baerl. . Das Binsheimer Feld ist immer noch Oase für bedrohte Tiere. Manche sind allerdings verschwunden. Dem Steinkauz schmeckt die Landwirtschaft nicht.
Ganz hoch über dem Binsheimer Feld dreht ein Turmfalke einsam seine Kreise. Auf der Suche nach einer Maus vielleicht. Im Naturschutzgebiet am Rhein bei Baerl sind diese Greifvögel noch vorhanden. Selten, aber es gibt sie noch. Gespannt lauschen etwa 40 Teilnehmer einer Exkursion durch das Naturschutzgebiet „Blaue Kuhle – NATO-Rampe“ den Ausführungen von Dr. Randolph Kricke von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Duisburg. Innerhalb einer VHS-Exkursion kann der Kenner der Naturwissenschaften Spannendes erklären.
Vieles davon ist aber auch bedauerlich: zum Beispiel das Verschwinden des Kiebitzes im Binsheimer Feld. „Durch die intensive Nutzung der Landwirtschaft - kaum eine Fläche dort liegt noch längere Zeit brach - fanden die seltenen Vögel keine Nistplätze mehr.“ Auch die seichten Wasserstellen „Blänken“, als besonderes Biotop für die Kiebitze, sind dort durch den Pumpbetrieb in diesem Trinkwasserschutzgebiet zurückgegangen, weiß der 46-Jährige. Denn kein Wasser dürfe sich im Binsheimer Feld in größerem Ausmaß über der Erdoberfläche ansammeln, sonst werde von der Lineg abgepumpt.
Auch der Vogelkundler Peter Barran ist Augenzeuge des Rückgangs dieser Vogelart. „Vor einigen Jahren hatte ich noch 115 Kiebitze gesehen, heute gibt es keinen einzigen mehr“, weiß der Fachmann vom Nordrhein-Westfälischen Ornithologenverband (NW0). Jeden Tag zieht es den 77-Jährigen in die Rheinaue, bewaffnet mit einem Feldstecher zählt er die seltenen Vogelarten und führt Buch über deren Anzahl.
Vorbei an einer romantisch wirkenden Streuobstwiese ziehen die Exkursionsteilnehmer. Diese wurde von einer größeren Firma als Entschädigung für ein Bauvorhaben in der Natur angelegt. Unterschiedliche Früchte wie Äpfel, Birnen oder Pflaumen hängen von den runzeligen Ästen. „Die alten Bäume sind ein idealer Nistplatz für den Steinkauz, der die verwinkelten Aushöhlungen für seine Jungen benötigt“, weiß Dr. Randolph Kricke. „Es gibt auch eine spezielle Niströhre als Schutz für die Brut der kleinen, kurzschwänzigen Eulenart“, ergänzt Peter Barran.
Mit den Menschen kam der Müll
Etwa 300 Meter weiter befindet sich die „Blaue Kuhle“. Aufgrund der heißen Temperaturen ist nicht mehr viel Wasser darin vorhanden. Dr. Randolph Kricke erklärt: „Sie ist entstanden durch einen großen Deichbruch im 18. Jahrhundert, bei dem viel Rheinwasser landeinwärts geströmt war.“ Seitdem wird die Kuhle vom im Flussgebiet höher stehenden Grundwasser gespeist, so etwa wie die Roos in Friemersheim. „Es ist ein idealer Ort für Amphibien, man kann hier noch den vom Aussterben bedrohten Kammmolch entdecken, weil kaum Fische als natürliche Feinde bei Niedrigwasser darin herum schwimmen“, verrät der Biologe.
Die Teilnehmer bewegen sich in der gleißenden Sonne auf dem Damm und bemerken die spärliche Vegetation des Deiches: neben durch die lange Hitzeperiode ausgedörrtem Gras, wachsen einzig und allein Pimpernellen und Wilde Möhren, teilweise auch schon durchsetzt mit braunen Blättern. Dann plötzlich ein Schwarzkehlchen etwa 100 Meter landeinwärts. Die Feldstecher huschen dem gefährdeten Vogel, der sich vorwiegend von Insekten und Würmern ernährt, hinterher.
Immer heißer wird es in der samstäglichen Mittagshitze, doch unbeirrt marschiert die Gruppe in Richtung NATO-Rampe. „Diese wurde ursprünglich von der NATO im Kalten Krieg als mögliche Panzerquerung über den Rhein errichtet, wurde aber niemals von Panzern überquert“, weiß Randolph Kricke. Heute wird der Ort von vielen Menschen als Naherholungsgebiet genutzt. Doch hier überwiegen die Nachteile aus Sicht des Naturschützers. „Die Menschen lassen leider viel Müll dort und vertreiben die brütenden Vögel in dem umliegenden Gebiet, die dann auch nicht mehr zurückkommen“, bedauert Dr. Randolph Kricke. Die Nachtigall, die dort ihren Brutplatz hatte, sei jedenfalls nicht mehr zu entdecken.