Duisburg-Walsum. An der Gesamtschule Walsum droht in den kommenden Jahren der Containerbedarf zu explodieren. Sanierungsmaßnahmen verschärfen den Platzmangel.
Es war ein Bild mit Symbolwert, als im vergangenen Spätsommer einige dutzend Walsumer Gesamtschüler vor Containern posierten. In den mobilen Klassen sollten sie ab Beginn des Schuljahres unterrichtet werden – bis die Container jedoch bezugsfertig waren, dauerte es noch mehrere Wochen. Jetzt, ein Jahr später, droht dieselbe Situation: Wieder braucht die Gesamtschule neuen Platz, und wieder werden die provisorischen Klassen wohl nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Was die Schulleitung aber noch mehr beunruhigt, ist der Blick auf die kommenden Jahre: Demnach könnte rund um die Schule bald ein regelrechtes Containerdorf entstehen.
In die Gesamtschule Walsum werden fast sechs Millionen Euro investiert
Alleine der Umstand, dass die einzuschulenden Jahrgänge seit vergangenem Jahr sieben- statt sechszügig sind, sorgt in Walsum für kontinuierlich wachsenden Raumbedarf. Zu den zwei bereits bestehenden Containern kommen deshalb in Kürze drei weitere. „Für das Schuljahr 21/22 brauchen wir dann sogar sechs neue Container“, sagt Schulleiter Henning Korsten. Korsten hat jüngst eine Nachricht von der Stadt erhalten, über die er sich grundsätzlich freut: Zwei Gebäudetrakte der Schule sollen zeitnah saniert werden. Die geplante Maßnahme erfüllt ihn aber auch mit Sorge: „Wo sollen wir die Schüler in dieser Zeit unterbringen?“
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Die Sanierung des Klassentrakts und des naturwissenschaftlichen Trakts an der Kurzen Straße hat der Rat schon vor längerer Zeit beschlossen. Jetzt steht das Fördergeld bereit; bis Herbst 2022 sollen 5,65 Millionen Euro in Duisburgs zweitgrößte Gesamtschule geflossen sein. Alleine der Klassentrakt hat 18 Räume, die in dieser Zeit vollständig ersetzt werden müssten. Denn, so Korsten: „Man kann den Trakt nicht einfach in mehreren Abschnitten sanieren und immer nur einen Teil der Schüler auslagern. Die Räume sind mit Türen direkt miteinander verbunden und dienen als Fluchtwege zum Treppenhaus. Wird ein Raum gesperrt, darf auch in den anderen Räumen nicht unterrichtet werden.“ Folgt man seinen Ausführungen, wäre schon im Schuljahr 21/22 ein Containerbedarf von 25 Klassen oder mehr denkbar.
Es wird noch lange dauern, bis an der Gesamtschule ein Neubau entstehen kann
„Ich bin froh, dass die Gebäudeteile saniert werden“, betont Korsten. „Aber das löst nicht unserer grundsätzliches Problem, dass wir dringend einen Neubau brauchen, um mittelfristig alle Schüler unterbringen zu können.“ Darüber hinaus befürchtet der Rektor, dass die Sanierung deutlich länger dauern könnte als geplant. „Bislang ist keine Schadstoffmessung erfolgt. Keiner weiß, was da für Substanzen verbaut sind.“ Bei der Instandsetzung anderer Gebäudeteile sei man in der Vergangenheit auf Asbest gestoßen, merkt Korsten an. Eine zusätzliche Asbest-Sanierung würde weitere Zeit in Anspruch nehmen.
Auf Anfrage der Redaktion macht die Stadt keine Angaben, wie sie den Schulbetrieb während der Bauarbeiten organisieren will. Man wisse aber vom „grundsätzlichen Bedarf einer baulichen Erweiterung“, teilt Sprecherin Gabi Priem mit. Den habe auch eine Machbarkeitsstudie bestätigt, deren Ergebnisse es noch zu modifizieren und mit der Schule abzustimmen gelte. „Erst im Anschluss folgt eine Detailplanung“, so Priem. Zu dieser Detailplanung gehöre auch die Festlegung eines möglichen Standortes für einen Erweiterungsbau „unter Berücksichtigung bauordnungsrechtlicher und stadtplanerischer Aspekte“. Kurz gesagt: Es wird noch lange dauern, bis ein Neubau entstehen kann.
Stadt Duisburg will sich mit der Walsumer Schule an einen Tisch setzen
Die Kommunikation mit dem Immobilien-Management Duisburg (IMD) und dem Schulamt nennt Korsten bislang ausbaufähig: „Ich weiß nicht, mit wie vielen Objektbetreuern des IMD ich in meinen sechs Jahren als Schulleiter schon zu tun hatte.“ Dass sich zumindest in dieser Hinsicht etwas verbessern könnte, hofft er nach dem jüngsten Schreiben der Stadt. Darin wird der Schulleitung ein Treffen mit Verantwortlichen beider Abteilungen nach den Sommerferien in Aussicht gestellt.
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Für die nahe Zukunft hofft Korsten zunächst, dass die jetzt benötigten Container so schnell wie möglich kommen. Die Stadt sagt auf Nachfrage, man werde sofort mit vorbereitenden Arbeiten auf der vorgesehenen Wiese beginnen, sobald die beauftragte Firma einen Aufstelltermin mitteilt. Das würde der Gesamtschule zumindest für ein paar Monate Luft verschaffen, wenngleich Korsten betont: „Dass einfach immer mehr Container aufgestellt werden, ist gegenüber den Kindern ein Unding. Die Klasse ist für viele ein zweites Zuhause, das ihnen so genommen wird.“
>>> STADT WILL NEUE GESAMTSCHULE IN RÖTTGERSBACH
• Die Gesamtschule Walsum besuchen derzeit rund 1400 Mädchen und Jungen – mit deutlich steigender Tendenz. Rund 90 Prozent der Schüler kommen laut Rektor Korsten aus dem Bezirk selbst.
• Im Zuge der geplanten energetischen Sanierung sollen unter anderem die Dachfassaden und die Fenster erneuert werden. Die vorausgegangene Sanierung des Hauswirtschaftsgebäudes ist dagegen fast fertiggestellt.
• Als möglicher Standort für einen Neubau ist immer wieder der Bereich an der Mensa der Gesamtschule am Driesenbusch genannt worden.
• Dem kontinuierlich wachsenden Bedarf im Duisburger Norden will die Stadt auch mit einer neuen Gesamtschule in Röttgersbach begegnen.