Duisburg. Ihr Corona-Test war nicht eindeutig. Dennoch sollte eine Duisburgerin in der Helios-Klinik in ein Doppelzimmer mit einer positiv getesteten Frau.
Der Corona-Test von Karolin Lurz war nicht eindeutig. Weil sie im Helios St. Johannes dennoch ein Doppelzimmer mit einer positiv getesteten Patientin beziehen sollte, ist die 35-Jährige stocksauer auf die Hamborner Klinik. „Ich hätte mich anstecken können.“ Es handele sich dabei um einen „außergewöhnlichen Fall“, sagt Chefarzt Dr. Nikolaus Büchner. Den Vorwurf der Patientin bestätigt er und sagt: „Wir möchten und dafür in aller Form entschuldigen.“
Mit starken Schmerzen in der Nierengegend hatte Karolin Lurz die Notaufnahme der Klinik aufgesucht. Auf einer Computer-Tomographie (CT) fanden die Ärzte zwar keine Ursache für ihre Beschwerden, wohl die für eine Corona-Infektion typischen Veränderungen der Lunge. Ein Speicheltest auf das Virus ergab ein „schwach positives Ergebnis“, bestätigt die Klinik.
Coronatest: Mund-Nase-Abstrich fällt negativ aus
In Summe habe das die Annahme gerechtfertigt, dass die Patientin als „gesichert mit dem Corona-Virus infiziert“ anzusehen sei“ – so wurde sie auch der Covid-Station angekündigt.
Auch interessant
Zur Kontrolle des schwach positiven Tests wurde ein Mund-Nase-Abstrich genommen. Der fiel negativ aus, „überraschend“, wie Chefarzt Büchner betont. Konsequenz: Aufgrund der unklaren Befundlage hätte die Patientin zwar „konsequent isoliert“ werden müssen, aber nicht gemeinsam mit eindeutig Corona-positiv getesteten untergebracht werden dürfen.
Das sollte aber geschehen, als sie auf der Covid-Station eintraf, berichtet Karolin Lurz. Man habe ihr ein Doppelzimmer zugewiesen mit anderen Frau. „Das passt vom Alter, sagte mir die Krankenschwester, sie müssen ja die nächsten zwei Wochen gemeinsam verbringen“, berichtet die Duisburgerin. Von ihrem zweiten, negativen Test, habe die Pflegekraft nicht gewusst. Nur weil sie sich weigerte, das Zimmer zu beziehen, sei es nicht zur Doppelbelegung gekommen.
Patientin: Zimmer war total verdreckt
Auch dem Pflegekräften sei die unklare Situation aufgefallen, Lurz daraufhin ein Einzelzimmer angeboten worden, so die Klinik. Doch auch darum gab es Streit: „Total verdreckt“ sei es gewesen, behauptet die Patientin, Helios bestätigt „kleinere Verschmutzungen auf dem Boden“, die aber auch vom Bereitschaftsdienst der Reinigung nicht zur Zufriedenheit der Patientin entfernt werden konnten. „Ich habe befürchtet, mich dort zu infizieren“, sagt Karolin Lurz.
Die Gefahr habe nicht bestanden, betont ein Klinik-Sprecher: „Die Patientin, die dort zuvor gelegen hat, war negativ auf Corona getestet.“
Chefarzt: Isolierung der Patientin war angemessen
„Das war kein guter Ablauf, wir haben nicht gut reagiert“, räumt Dr. Nikolaus Büchner ein. Der Lungenfacharzt verteidigt aber die Isolierung der Patientin: „Die Veränderungen der Lunge, auch ihr Abklingen nach vier Tagen deuteten auf eine Corona-Infektion hin. Wir mussten das unter die Lupe nehmen.“ Das habe er auch versucht, ihr zu erklären.
Auch interessant
Neben dem Chefarzt hätten auch der stellv. Pflegedirektor und die Vorarbeiterin der Reinigungskräfte um Entschuldigung gebeten, so der Helios-Sprecher. Karolin Lurz bestreitet das: „Eine Beschwerde bei der Ärztekammer habe ich eingelegt, eine Klage behalte ich mir vor.“
Sputum-Test: Sehr schwaches Signal
Das sie ohne eindeutiges Ergebnis schon auf die Corona-Station eingewiesen wurde, ärgert Karolin Lurz. Beim PCR-Schnelltest des Sputums (Auswurf aus den unteren Atemwegen) „war lediglich ein sehr schwaches Signal zu beobachten“, heißt es im Arztbrief von Dr. Nikolaus Büchner zu ihrer Behandlung im Helios St. Johannes. Das könne, vermerkte der Chefarzt, „auf eine Verunreinigung der Probe oder eine inadäquate Probenentnahme hindeuten“.
Unzweideutig war das Ergebnis des Mund-Nase-Kombiabstrichs, der wenig später zur Sicherung der Diagnose erhoben wurde: Sars-CoV-2 RNA nicht nachweisbar. Angesichts der Veränderungen der Lunge sei es aber dennoch nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass die Patientin eine Corona-Infektion durchlebt habe, sagt der Chefarzt.