Duisburg. Zweieinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung steht der Neubau der Helios St. Johannes-Klinik vor der Fertigstellung. Der Umzug erfolgt im Januar.
Ende 2017 wurde der Grundstein gelegt, vor gut zwei Jahren das Richtfest gefeiert, nach etwas mehr als drei Jahren soll der Neubau der Helios St. Johannes-Klinik bezugsfertig sein. „Der Tanker läuft in den Hafen ein“, sagt Projektleiter Thilo Semisch von der Krefelder Niederlassung der Vamed, der Baugesellschaft des Klinik-Konzerns über das fünfgeschossige Gebäude, das mit 105 x 55 Metern Fußballfeld-Größe hat. Die Investition einschließlich Parkhaus, Abbruch und Sanierung der Bestandsgebäude beläuft sich nach Angaben von Helios auf rund 120 Millionen Euro.
„Im Dezember wollen wir fertig sein, im Januar kann der Einzug erfolgen“, sagt der Bauingenieur, der bereits den Neubau der Hochfelder Marienklinik leitete, die Helios 2017 in Betrieb nahm. „Der Helios-Standard ist festgelegt“, erklärt Semisch mit Blick auf die optische Verwandtschaft beider Häuser. „Das Prinzip ähnelt sich, in der Detailplanung gibt es allerdings durchaus Unterschiede.“
Die Zahlen beeindrucken: Verteilt auf rund 1000 Lkw-Ladungen flossen 8500 Kubikmeter Beton in den Bau, der auf 110 Bohrpfählen mit 12 Meter Tiefe ruht und von 1300 Tonnen Stahl gehalten wird. An 7300 Quadratmetern Fassade reihen sich 429 Fenster, die 5.400 m² Dachfläche wurde mit 430 Tonnen Kies bedeckt.
Krankenhaus-Neubau: Architektur ist auf Effizienz ausgerichtet
Die Architektur für das 400-Betten-Haus, auch hier aus der Feder des Recklinghäuser Büros Ludes, ist auf Effizienz ausgerichtet: Kurze Wege gibt es nicht nur im Erdgeschoss, wo Not- und Patientenaufnahme, alle somatischen Ambulanzen und sieben Operationssäle Platz finden werden, sondern auch auf den Patientenstationen in den Obergeschossen. Dort sind die Stationen für das Pflegepersonal mittig platziert, um Laufwege kurz zu halten zu den Einzel- und Zweibett-Zimmern.
Für den Transport von Proben zum Labor muss niemand laufen – das ganze Haus ist mit einem Rohrpost-System versehen. Effizienz zählt auch im Notfall: Bei einem Brand in einem der beiden Gebäudeteile kann in den anderen horizontal evakuiert werden. „Man kann ja schlecht alle Patienten mit Bett nach draußen bringen“, erklärt Thilo Semisch. Im Keller gibt es einen Löschwasser-Behälter, dessen 200.000 Liter Wasser reichen, um 1400 Badewannen zu füllen.
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St.-Johannes-Neubau: 150 Handwerker auf der Baustelle
Den besten Eindruck, wie’s am Ende aussehen wird, verschafft ein Blick ins Obergeschoss. Dort sind Böden schon verlegt, Wände gestrichen, die ersten Bäder schon eingebaut und die Möbelschreiner schon bei der Arbeit. „Wir stellen von oben nach unten fertig“, erklärt Semisch den geschäftigen Betrieb verschiedenster Gewerke, die gleichzeitig an der Arbeit sind. „Ungefähr 150 Handwerker sind derzeit ständig an der Arbeit“, so der Projektleiter.
Die Abfolge ist minuziös getaktet. Deshalb sollte kein Betrieb plötzlich ausfallen, das würde alles durcheinander bringen.
Panoramablick auf die Stahlkulisse
Wo Deckenverkleidungen noch fehlen, sind verschiedenste armdicke Kabelbündel sichtbar. Strom, EDV, Brandschutz werden damit verbunden. Jedes Leitungsende ist separat gekennzeichnet und findet so am Ende die richtige Verbindung. „Kabelklau ist deshalb neben einem Wasserschaden der größte Alptraum auf dieser Baustelle“, sagt Semisch. „Wenn die Enden fehlen, wird’s schwierig.“ Wenn die Haustechnik steht können die medizinischen Apparate kommen – für Großgeräte wie MRT sind extrabreite Türen und extrahohe Flure geplant worden. Ab dem Sommer beginnen die Probeläufe, damit es nach dem Einzug keine unliebsame Überraschung gibt.
Für frische Luft, Wärme und Kühlung sorgt eine Anlage, die 200.000 Kubikmeter Luft pro Stunde bewegt. Gute Dämmung, Wärmerückgewinnung, ein Blockheizkraftwerk und Fernwärme senken soweit möglich den Energiebedarf des Hauses. Das Lieblingszimmer von Thilo Semisch liegt im Obergeschoss. „Wenn hinter den Hochöfen die Sonne untergeht – toll“, schwärmt er vom Panoramablick auf die Stahlproduktion von Thyssenkrupp.
Modernisierung des Rundbaus ab 2021
Im Rundbogen-Altbau des St. Johannes verbleiben die Kliniken für Dermatologie sowie für Kinderheilkunde und Geburtshilfe mit den zugehörigen Patientenzimmer – diese Bereiche werden nach Fertigstellung des Neubaus ab 2021 modernisiert.
Abgerissen werden die Nachbargebäude der Hauptverwaltung – die Mitarbeiter werden voraussichtlich in einen für ihre Zwecke umgebauten Bereich des Rundbogenbaus umziehen. Auf der Freifläche, die damit entsteht, sind ein Patientengarten und ein Kinderspielplatz geplant. Die Krankenpflegeschule, bisher auch im Verwaltungsbau untergebracht, wird wahrscheinlich nach Hochfeld in einen modernisierten Bereich des Marienklinik-Altbaus umziehen.