Duisburg. Nicht immer verstehen Zugewanderte, was sie unterschreiben. Mit einem neuen Projekt in Hochfeld will die Verbraucherzentrale Abhilfe schaffen.

Die Verbraucherzentrale Duisburg setzt in Hochfeld auf ein neues „Leuchtturmprojekt“: In den kommenden zwei Jahren soll Mitarbeiterin Esther Deppe Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien beraten, um sie zum Beispiel vor Abo-Fallen, Haustürgeschäften und anderen ungewollt abgeschlossene Verträge zu schützen. 80.000 Euro kostet das Projekt. Glück für die Stadt: Das Geld stammt aus Überschüssen der Verbraucherzentrale und wird nun reinvestiert. Zunächst steht für Esther Deppe netzwerken im Stadtteil auf dem Programm.

Verbraucherzentrale: Arbeit der neuen Beraterin beginnt mit netzwerken in Duisburg-Hochfeld

„Wir erheben die Nationalität unserer Besucher nicht“, betont Paulina Wleklinski, Leiterin der Duisburger Verbraucherzentrale. Aus den Gesprächen wisse sie aber, dass rund 50 Prozent aller, die sich beraten lassen, einen Migrationshintergrund haben. Allerdings sei die Community der Bulgaren und Rumänen anfangs aufgrund ihrer Erfahrung mit Ämtern und Behörden „etwas misstrauisch. Vieles wird unter sich ausgemacht, deshalb ist es wichtig, Türöffner zu finden.“ Die Arbeit von Esther Deppe könnte zum Beispiel anknüpfen an das „Get in“-Programm, bei dem bisher spielerisch Flüchtlinge über Verbraucherthemen aufgeklärt wurden.

Susanne Voss, Regionalleiterin bei der Verbraucherzentrale, weiß, wie wichtig diese Arbeit ist. In den 1990er Jahren habe die Verbraucherzentrale etwa in der Flüchtlingseinrichtung Unna-Massen kurzerhand eine Beratungsstelle eröffnet. „Die Leute hatten noch gar keine Wohnung, aber schon einen Vertrag für eine Hausratsversicherung unterschrieben. Auch teure Topfsets, die sie auf Raten abbezahlen sollten, wurden ihnen verkauft“, erinnert sie sich. Besonders bitter werde es für die Betroffenen, wenn sie merken, dass sie von Landsleuten abgezockt wurden. „Die sehen den Leuten ja an der Nasenspitze an, ob sie auf Türkisch, Arabisch oder in welcher Sprache auch immer angesprochen werden sollten.“

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Die Beratung findet auf Deutsch statt. „Bei Bedarf können die Sprachmittler vom Kommunalen Integrationszentrum hinzugezogen werden. Ich bin ja für Integration und Verbraucherschutz zuständig, das ist ein ganz wichtiges Projekt“, betont Dezernent Ralf Krumpholz. Susanne Voss weiß: „Im Arabischen gibt es keinen sprachlichen Unterschied zwischen Widerruf und Kündigung, dabei sind das in Deutschland zwei ganz unterschiedliche Sachen.“ Bei Bedarf könne ein Dolmetscher aber auch telefonisch zur Beratung zugeschaltet werden. Esther Deppe will sich nun mit dem Stadtteil vertraut machen, mit möglichen Kooperationspartnern sprechen und ein Konzept erarbeiten, wie in Zeiten von Corona die Beratung vor Ort stattfinden kann.

Interessierte können sich melden

Wer sich gerne beraten lassen oder mit Esther Deppe zusammen arbeiten möchte, kann sich per E-Mail melden: duisburg@verbraucherzentrale.nrw. Perspektivisch soll es in Hochfeld eine offene Sprechstunde geben, aktuell sind die Beratungen in der Zentrale aus Schutz vor Corona nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Für Geringverdiener und Personen, die Sozialleistungen beziehen, ist die Beratung der Verbraucherzentrale kostenlos.