Duisburg. Beim Kommunalen Integrationszentrum in Duisburg sind 18 Sprachmittler ausgebildet worden. Sie helfen, wenn es bei der Kommunikation im Amt hakt.

Ergyul Stoyanova spricht Bulgarisch, Serbokroatisch und Türkisch, Nathalie Demange Polnisch und Englisch, der Syrer Melbart Haddad kann künftig aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzen. Insgesamt 18 neue Sprachmittler haben in Duisburg eine 60-stündige Qualifizierung beendet und können Zuwanderern in 20 verschiedenen Sprachen helfen, wenn es in städtischen Ämtern zu Verständigungsproblemen kommt.

Es war schon die zweite Gruppe, die nun ausgebildet wurde – der Einsatz der nunmehr 29 Sprachmittler wird vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) koordiniert und vom Land NRW gefördert.


Duisburg: Sprachmittlung als Sprungbrett in den Arbeitsmarkt

Luisa Zanahi sang auf berberisch von Abschied und Verlust.
Luisa Zanahi sang auf berberisch von Abschied und Verlust. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Mengedoht


Um Tod, Trauer, Abschied und Verlust geht es in dem Lied, das Luisa Zamali bei der Abschlussfeier im Internationalen Zentrum in der Sprache der nordafrikanischen Berber singt. „Nach der Flucht in ein fremdes Land fangen viele Probleme erst an“, sagt Dr. Ralf Krumpholz. „Ohne Sprache ist es besonders schwierig. Sie tragen dazu bei, dass die Menschen besser ankommen können“, lobt der Dezernent für Integration die Absolventen. Sie haben allesamt eine eigene Zuwanderungsgeschichte. „Viele haben eine qualizierte Ausbildung, sind Ingenieure oder Lehrer“, erklärt Heidrun Oberländer-Yilmaz, die gemeinsam mit Schewa van Uden und Leyla Akhim die Sprachmittler ausgebildet hat. „Nachwuchs“, so erläutern sie, sei schon deshalb erforderlich, weil der Job für viele das Sprungbrett in ihren erlernten Beruf ist. Leben kann von der Aufwandsentschädigung niemand: 15 Euro gibt’s pro Stunde, der Jahreslohn darf 2400 Euro nicht übersteigen.


In einigen Behörden ständig zugegen

Die Sprachmittler sollen Zuwanderern helfen, Grenzen in der Kommunikation zu überwinden. Die Torte gab’s zur Feier der erfolgreichen Abschlussprüfung.
Die Sprachmittler sollen Zuwanderern helfen, Grenzen in der Kommunikation zu überwinden. Die Torte gab’s zur Feier der erfolgreichen Abschlussprüfung. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Mengedoht


Sprachkompetenz auf C1-Niveau in ihrer Muttersprache und in Deutsch auf B2-Niveau mussten die Bewerber dabei nachweisen, außerdem standen interkulturelle Kommunikation, Konflikte, Gesprächsverlauf, Rollenverständnis und der Umgang mit Behörden und Fachstellen auf dem Stundenplan. Das Einsatzgebiet der Sprachmittler hat Grenzen: „Sie dürfen nur 1:1 übersetzen“, erklärt Heidrun Oberländer-Yilmaz – bei Gesprächsinhalten mit rechtlicher Relevanz, etwa in der Ausländerbehörde – müssen vereidigte Dolmetscher eingesetzt werden. Dafür sind die Sprachmittler in anderen Dienststellen, so im Straßenverkehrsamt, im Sozialamt, im Jugendamt („Frühe Hilfen“) und im Gesundheitsamt an bestimmten Tagen ständig zugegeben, weil dort der Bedarf sehr groß ist. „Ansonsten benachrichtigen uns die Dienststellen, wenn es zu Schwierigkeiten kommt, dann vermitteln wir einen Termin mit einem Sprachmittler“, erläutert Oberländer-Yilmaz.

Win-Win-Situation für alle Beteiligten

Die Bilanz der Einsätze, die es seit August 2017 gibt, fällt aus Sicht der Stadt positiv aus: Der Bedarf an Sprachmittlern sei groß, sie hätten die Kommunikation zwischen den Beratern und Zuwanderern deutlich erleichtert. „Wir konnten Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besser erreichen“, sagt auch Ralf Krumpholz, „Missverständnisse und Diskriminierung konnte so vermieden werden, die Teilhabe-Chancen der Menschen sind gestiegen.“