Duisburg. Der E-Scooter-Anbieter Bird zieht sich bereits nach fünf Monaten aus Duisburg zurück. Steht ein neuer Leihdienst in den Startlöchern?

Der E-Scooter-Betreiber „Bird“ zieht sich vorerst aus Duisburg zurück. Das bestätigt die Stadtverwaltung auf Nachfrage. „Betriebswirtschaftlich, so teilte Bird der Stadt mit, habe sich der Verleih in Duisburg nicht gerechnet“, sagt eine Stadtsprecherin.

Die Flitzer, die bis zu 20 Stundenkilometer erreichen, waren seit Anfang Februar Teil des Stadtbildes: Auf Bürgersteigen zwischen Ruhrdeich und Mülheimer Straße verteilte das US-amerikanische Roller-Verleihunternehmen aus dem Bundesstaat Kalifornien seine Flotte. Mit „mehreren hundert“ E-Scootern wollte der Betreiber eine „umweltfreundliche Mobilitätsalternative“ bieten. Fünf Monate später zieht der Anbieter wohl aus wirtschaftlichen Gründen den Stecker.

E-Scooter in Duisburg: Bird-App zeigt schon keine Roller mehr an

Die Flitzer konnten etwa im Dellviertel, in Kaßlerfeld, Neudorf, Duissern, der Altstadt und im Innenhafen ausgeliehen werden. Der Ausleihvorgang der Roller mit Elektromotor war über eine Smartphone-App möglich. Diese zeigte auch an, wo sich in der Nähe der nächste Roller befindet.

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Dieser Service ist bereits seit wenigen Tagen deaktiviert. Für das Duisburger Stadtgebiet zeigt die App mittlerweile keine verfügbaren Zweiräder mehr an, der Kunde befinde sich auf Duisburger Boden stattdessen „außerhalb des Servicebereichs“. Wie die Stadt mitteilt, sollen die letzten verbliebenen elektrisch betriebenen Roller in den nächsten Tagen vom Betreiber eingesammelt werden.

E-Roller waren umstritten: Stadt warb mit Aufklärungskampagne um Akzeptanz

„Die Stadt Duisburg bedauert, dass dieses zusätzliche Angebot in der Nahmobilität nun nicht mehr zur Verfügung steht.“ Die Verwaltung, die den E-Scooter-Betreiber auf der Stadtseite im Internet mit Videoclips und Erklärungen offensiv vorstellte, hatte mit dem Anbieter klare Regelungen vereinbart, die auf die Verkehrssicherheit und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung abzielen sollten.

Unmut und Kritik gab es gegen die oft als Stolperverfallen in Verruf geratenen Roller etwa in sozialen Netzwerken dennoch. Auch die Polizei berichtete von Missachtungen der Verbotszonen und Verstöße gegen die Verkehrsregeln.

In Duisburg hatte Bird erstmals ein Plattform-Modell in Deutschland angeboten. Dieses ermöglicht jedem beliebigen Unternehmen, E-Scooter zu verleihen. Demnach hat nicht Bird selbst die Roller in Duisburg betrieben, sondern das Unternehmen stellte den Namen, die Software mit App und die technische Hilfe zur Verfügung. Der strategische Partner kaufte die Roller und musste darüber hinaus einen Teil des Fahrpreises an Bird weitergeben. In Duisburg war dieser Partner die Seven Group GmbH. Ein Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, das bereits Bird-Flotten in Zürich, Basel und Winterthur betrieben hat.

E-Scooter in Duisburg: US-Unternehmen reagiert nicht auf Anfragen der Redaktion

Anfragen der Redaktion über die genauen Beweggründe des Rückzucks und was mit Guthaben passiert, das Duisburger Kunden auf ihren virtuellen Konten haben, blieben von dem US-Unternehmen Bird mehrere Tage unbeantwortet. In der Coronakrise hatte Bird von einem Rückgang der Leihen berichtet und als Reaktion 30 Prozent seiner Belegschaft gekündigt. In Essen ist Bird nach wie vor mit einer hohen Anzahl an Rollern aktiv.

Inwieweit die Straßen und Bürgersteige Duisburgs E-Scooter-freie Zone bleiben, gilt abzuwarten. Kritiker der Roller dürften aber hoffnungsvoll sein: Die Stadtverwaltung teilt auf Nachfrage mit, dass aktuell keine Anfragen anderer Anbieter vorliegen.

>>> Fahrrad-Verleih in Duisburg ein Erfolg

• Während der Verleih von E-Scootern in Duisburg für das Unternehmen Bird wohl keinen wirtschaftlichen Erfolg bedeutete, scheint hingegen der Standort Duisburg für das Verleihsystem Metropolradruhr des Betreibers nextbike im Sinne der nachhaltigen Mobilität ein voller Erfolg zu sein.

• Wie die Stadt mitteilt, gab es im vergangenen Jahr 206.060 Ausleihen und damit die höchste Verleihzahl der zehn teilnehmenden Städte. Die Fahrräder des Anbieters nextbike können etwa in Mülheim, Oberhausen und Essen ausgeliehen werden.