Duisburg. Im Duisburger AfD-Kreisverband kommt es zur Machtprobe. Im Raum stehen schwere Vorwürfe und Strafanzeigen, Polizei und Staatsschutz ermitteln.

Der Duisburger Kreisverband (KV) der AfD steht vor einer Zerreißprobe. Nach einer Wahlversammlung, die am 25. Juni im Eklat endete, weil die beiden Ratskandidaten Artur Oppenhorst und Ralf Kubsch von der Reserveliste gewählt werden sollten (wir berichteten), wehren sich nun die beiden Mitglieder, die sich zum bürgerlichen Lager der Partei zählen.

Die Polizei Duisburg bestätigt „diverse Vorgänge“ gegen AfD-Mitglieder. In die Ermittlungen sei auch der Staatsschutz eingebunden. Weitere Details nannte Polizeisprecher Jonas Tepe mit Blick auf laufende Ermittlungen nicht.

AfD in Duisburg: Streit um Kontakte zur neonazistischen FAP

„Andreas Laasch führt den Kreisverband wie eine Sekte“, sagt Oppenhorst über den Kreisvorsitzenden, gegen den er und auch Ralf Kubsch Strafanzeigen erstattet haben. Anlass dafür sind Vorgänge im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit, den der Kreisvorsitzende im vergangenen Jahr mit dem „Spiegel“ führte.

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Ein Bericht des Nachrichtenmagazins hatte nahegelegt, Laasch habe Anfang der 1990er Jahre Kontakte zur 1995 verbotenen, neonazistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) gehabt. Die Veröffentlichung des Textes konnte Laasch nicht verhindern. Schreiben, die ihn als Beteiligten an Aktivitäten der Nazi-Kameradschaft nennen, ließ er über seinen Anwalt als Fälschung bezeichnen.

Konflikt in der AfD: Laasch dementiert Verbindungen zur FAP

Oppenhorst und Kubsch glauben, dass ein mittlerweile aufgetauchtes zweites Schreiben für die FAP-Kontakte von Laasch spricht. Für die Ortsgruppe Duisburg der FAP, so heißt es in diesem Papier, das der Redaktion vorliegt, habe der heutige AfD-Kreisvorsitzende in der Fanszene des MSV Duisburg 1992 gemeinsam mit anderen um Sympathisanten geworben.

Andreas Laasch dementiert Verbindungen zur FAP.
Andreas Laasch dementiert Verbindungen zur FAP. © AfD Duisburg

Auf Nachfrage dementiert Andreas Laasch Verbindungen zur FAP: „Ich habe mich nicht in ihrem Umfeld bewegt und Kontakte zu Funktionären gepflegt. Ich war in dem genannten Zeitraum Wehrdienstleistender und verbrachte die Wochenende mit einem Jugendfreund türkischer Abstammung.“ Das Schreiben sei ihm nicht bekannt, soweit behauptet werde, er habe der Neonazi-Kameradschaft angehört, „kann ich seine Echtheit nur bestreiten.“

Mitglieder: Völkische Sprache und Verunglimpfungen

Um den Inhalt des Schreibens geht es auch bei einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Laasch und dem Schatzmeister der NRW-Landesverbandes der AfD, Heinz Burghaus. Beide sollen wechselseitig Strafanzeigen erstattet haben. „Inzwischen stelle ich gegen jede Person, die Falschbehauptungen über mich erhebt, Strafanzeige“, sagt Laasch dazu.

Wegen einer finanziellen Zuwendung, die Ralf Kubsch im vergangenen Jahr an den Kreisverband leistete, habe er auch eine Selbstanzeige erstattet, sagt der Rheinhauser: „Ich will mit der ganze Nazischeiße nichts zu tun haben und sicherstellen, dass ich mit allem, was in diese Richtung mit dem Geld passiert, nicht in Verbindung gebracht werde.“

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Mehr als einer Partei gleiche der Kreisverband einer Kameradschaft, in der Mitglieder nicht nur beobachtet, kontrolliert und in ihrem Abstimmungsverhalten bei der Wahl von Kandidaten und Delegierten vorgegeben und überwacht werde, beschreibt Artur Oppenhorst die AfD Duisburg: „Seit ich im KV bin, habe ich mit Hitler, Holocaust, völkischer Sprache, Relativierungen und Verunglimpfungen zu tun. Das ist ein System.“

Bruch wegen Demo vor dem Hauptbahnhof Duisburg

Artur Oppenhorst, einst FDP-Mitglied und zuvor im Kreisverband Kleve der AfD aktiv, schloss sich im vergangenen Jahr dem KV Duisburg an. Von rechtsextremistischen Umtrieben hätten ihm da schon Alt-Mitglieder berichtet, sagt er: „Aber das waren so irre, durchgeknallte Geschichten, dass ich sie nicht geglaubt habe“, sagt er. So ging es auch Ralf Kubsch, der sich zur gleichen Zeit der Partei anschloss. Abfällige Bemerkungen von Laasch wegen Mitarbeitern mit Migrationshintergrund, die er in seiner Baufirma beschäftigt, habe er zunächst abgetan.

Zum Bruch mit Laasch sei es gekommen, als sie am 13. Juni eine Demonstration vor dem Duisburger Hauptbahnhof organisierten, die nicht die AfD, sondern Kubsch anmeldete aus Enttäuschung über die politische Untätigkeit des KV: „Da ist einfach Null. Da gibt es keine Arbeit, da ist immer nichts. Ich wollte, dass wir aus dem Schatten treten, damit die Leute wissen, was unsere Linie ist.“ Der Kreisvorsitzende habe die Demo mit aller Macht zu verhindern versucht, so Oppenhorst.

Kritiker fühlen sich „Geächtete“ im Kreisverband

Seither seien er und Kubsch „Geächtete“ im Kreisverband. Unterstützung gebe es seither aber von vielen Mitgliedern, die sich wegen Andreas Laasch zurückzogen. Oppenhorst: „Da kommen täglich neue Geschichten ans Licht. Das ist total irre.“ Das mache ihm Hoffnung auf eine Erneuerungsfähigkeit des Kreisverbandes, ein Austritt aus der AfD sei für ihn keine Option:. „Ich will gegen diese Nazi-Lümmel kämpfen, die echte Rechtsextremisten sind. Das kann ich nicht von außen“, sagt Artur Oppenhorst. Zur ersten offenen Auseinandersetzung mit Laasch wird es wohl am Sonntag, 12. Juli bei der nächsten Versammlung kommen. „Da wird der ganze Schmodder auf den Tisch kommen“, kündigt Ralf Kubsch an.

Parteiauschluss-Verfahren nach Nazi-Propaganda

Bereits vergangenen Jahr kam es zu innerparteilichen Auseinandersetzungen um Andreas Laasch: Als Whatsapp-Chats mit Nazi-Propaganda auftauchte, strengte der damalige Co-Vorsitzende des NRW-Landesvorstandes der AfD, Helmut Steifen, ein Parteiausschluss-Verfahren gegen den Duisburger Kreisvorsitzenden an, der dem völkisch-nationalistischen Flügel der Partei zugeordnet wird.

Der neue Landesvorstand, dem der Landtagsabgeordnete Seifen nicht mehr angehört, verfolgt den Ausschluss von Laasch jedoch offenbar nicht weiter. Der Auftritt des Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen auf der Wahlversammlung der Duisburger am 25. Juni darf als Signal der Unterstützung für den Duisburger Kreisverband verstanden werden.