Duisburg. Ernst Wardemann, Leiter der Gesamtschule Mitte und Sprecher der Duisburger Gesamtschulen, geht in den Ruhestand. Fast hätte er für Köln gekickt
Der große Abschied muss ausfallen, doch ein wenig feiern wird Ernst Wardemann am Mittwoch dennoch mit den Kollegen. Nach 16 Jahren in leitender Funktion an der Gesamtschule Mitte, davon die letzten acht als Schulleiter, beginnt für den 64-Jährigen mit dem Ende des Schuljahres der Ruhestand. In den vergangenen fünf Jahren fungierte er außerdem als Schulformsprecher der Duisburger Gesamtschulen.
Duisburger Schulleiter wäre beinahe Fußballprofi geworden
Nett, gewitzt, verbindlich und einem Scherz nicht abgeneigt, aber dennoch mit klarer Haltung und Meinung, wenn’s um die Schule und ihre Belange geht – so kennen ihn Kollegen, Eltern, Schüler und Gesprächspartner. Der Dinslakener ist ein Teamspieler. Gar nicht so weit hergeholt, denn noch heute verrät der Gang den Fußballer, der als talentierter Jugendspieler des SV Spellen in den Auswahlteams mit späteren Größen wie Rainer Bonhof und Jupp Tenhagen kickte und es fast zum Profi beim FC Köln gebracht hätte.
Weil der Klub ihm kein Studium in der Domstadt garantieren konnte, kam es anders. Der Junge aus Voerde studierte in Münster Sport und Geografie, kickte unterklassig und blieb den Geißböcken als Fan verbunden. Manchem Talent, das von seiner Schule nach Schalke und Möchengladbach zum Training fuhr, hat er seine Erfahrungen mit auf den Weg gegen. Nicht alles auf den Fußball zu setzen, lautet ein Rat. Talente gibt es viele, letztlich setzen sich nur wenig durch, weiß er auch mit Blick auf die eigene Karrriere: „Bei einem Pressschlag mit Rainer Bonhof wäre ich mal fast über die Bande geflogen.“
Wechsel an die Pappenstraße im Jahr 2004
Die schulische Laufbahn – ein Kontrastprogramm: Im Referendariat zunächst die Hauptschule Beim Knevelshof in Wanheim, dann eine Mädchenrealschule in Oberhausen. Die erste Station war die Hauptschule Albert-Einstein-Straße in Neumühl. „Der Polizeibesuch ist hier Teil des Unterrichts“, hörte Wardemann zum Einstand. „Ich durfte das komplette Schülerklientel schon früh kennenlernen“, schmunzelt er heute. Er blieb dennoch sechs Jahre bis zu seinem Wechsel an die Gesamtschule Walsum (1987), wurde dort Abteilungsleiter, ehe er 2004 als stellv. Schulleiter nach an die Pappenstraße wechselte.
[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Duisburg. Den Duisburg-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]
Überzeugt von der Gesamtschule ist er aus Berufserfahrung und wohl auch aufgrund der eigenen Biografie, die über Volks- und Realschule aufs Gymnasium führte. „Das integrierte System gibt vielen Schülern die Möglichkeit, das Abitur zu machen, die ansonsten dort nicht ankommen würden.“ Sorge macht ihn der geringe Anteil der Schüler, die nach der zehnten Klasse in eine Ausbildung wechselt. „Der Weg zum Berufskolleg scheint den meisten wohl noch der leichtere“, vermutet er, „dabei gibt es doch in Duisburg, nicht zuletzt in der Logistik, viele Möglichkeiten.“
Die Nachfolgeregelung
Die Nachfolge von Ernst Wardemann an der Gesamtschule Mitte ist noch nicht geklärt, weil sich wegen der Corona-Krise die Weiterbildungen für die Kandidaten verzögert haben. Bis der neue Schulleiter feststeht, wird sein Stellvertreter, Dr. Rüdiger Severin, die Schule kommissarisch leiten.
Auch für das Amt des Sprechers der Duisburger Gesamtschulleiter ist eine Nachfolgeregelung getroffen. Zunächst übernimmt Erhard Schoppengerd (GS Globus am Dellplatz), in einer der nächsten Ratsitzungen sollen dann Bernd Beckmann (GS Meiderich) als Sprecher und Karl Hußmann (Leibniz-Gesamtschule) als sein Stellvertreter bestätigt werden.
„Lehrer ist immer noch mein Traumberuf“
Berufswunsch Lehrer, das hat er schon als Schüler auf Fragebögen geschrieben. „Ich habe immer gern mit Kindern gearbeitet, das hat sich bis heute nicht geändert“, sagt der Pädagoge, „es ist immer noch mein Traumberuf.“ Er ist ihm nicht in den Schoß gefallen. Im Elternhaus wurde nicht mit goldenen Löffeln gegessen. Eine Schreinerlehre hat Ernst Wardemann nebenbei gemacht, sich zunächst das Studium verdient im Lehrbetrieb, wo er bis heute noch aushilft. „Das holt mich immer wieder positiv ein“, sagt er, „mir kann kein Hausmeister was erzählen“.