Duisburg-Neudorf-Nord. Gut einen Monat lang konnten Street-Art-Fans auf die Werke des Duisburger Künstlers Piranha bieten. Er bleibt dabei anonym – wie Banksy.

Am Goerdeler Park sind sie schon zu sehen, ebenfalls am Rheinpark: Nun zieren die Street-Art-Kunstwerke des Duisburger Künstlers Piranha auch die Wohnungen von sieben Familien, die je einen seiner bunten Fische ersteigert haben. Mit einer Spende an ein soziales Projekte in der Stadt konnten Kunstliebhaber auf die Werke bieten, die Meistbietenden nahmen bei der Übergabe am Sonntag eines davon mit nach Hause. Die Initiative „We love Ludgeriplatz“, die die Aktion organisiert hat, freut sich über insgesamt 2100,32 Euro.

„Wir haben durchaus von mehr geträumt, aber für das erste Mal ist das mehr als ordentlich“, sagt Initiatorin Vanessa Weßbecher. „Gerade wegen der Corona-Pandemie wollten wir Hilfsorganisationen mit Spenden unterstützen, die sich um Obdachlose, arme Menschen oder Ältere kümmern“, ergänzt ihre Kollegin Kirsten Mika.

Der Künstler bleibt anonym – seine Werke sind in der ganzen Stadt zu sehen

Weßbecher folgt Piranha auf Instagram, wo der Duisburger Street Artist Fotos seiner Werke hochlädt. Sie zeigen meist ein Abbild der Raubfische, fügen sich in ihrer Gestaltung aber in eine urbane Großstadtkultur ein. Seine Werke malt er auf Packpapier und klebt sie an freie Flächen in der Stadt. Auch wenn die Witterung seine Fische nach einiger Zeit verschwinden lässt, ist sein Vorgehen nicht ganz legal, weswegen Piranha unerkannt bleiben möchte. Selbst Weßbecher und Mika haben ihn noch nie gesehen.

„Er hat die fertig gemalten Fische immer in die Bücherzelle am Ludgeriplatz gelegt. Als ich ihm von unserer Idee erzählt habe, hat er sofort zugesagt und versprochen, sogar sieben Fische zu spenden“, schildert Weßbecher. Gut einen Monat lang hingen die Fische in den Schaufenstern der Läden am Ludgeriplatz. Interessierte konnten auf der Webseite der Initiative „We love Ludgeriplatz“ auf die Fische bieten.

Das meiste Geld bekommt ein mobiler Waschbus für Obdachlose

„Dazu mussten sie an ein soziales Projekt in Duisburg spenden, zum Beispiel die Tafel oder den Limonadenbaum. Wir haben im Internet vier Herzensprojekte vorgestellt, später sind noch zwei weitere dazugekommen“ sagt Weßbecher. Zur Teilnahme genügte eine zugesandte Spendenquittung. „Viele Leute haben aber auch einfach so gespendet, insgesamt waren es etwa 50.“

Genau 2100,32 Euro sind am Ende zusammengekommen, der größte Anteil kommt mit 1023 Euro dem mobilen Waschbus zuteil, einem Hilfsprojekt für Obdachlose. „Wir hätten uns auch schon über ein- bis zweihundert Euro gefreut“, sagt Mitbegründer Arne Buschmann, der zugleich Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Duisburg City ist. Die Gemeinde befindet sich in der Nachbarschaft des Ludgeriplatzes, weswegen dem 31-Jährigen dessen Mitgestaltung wichtig ist. „Es tut der Stadt gut, sich zu verändern. Nicht, weil sie schlecht ist, sondern weil sie sich verändern darf. Und es ist schön zu sehen, wenn Leute Bock haben, was zu bewegen und etwas Neues entsteht“, sagt er. „An einem Ort wie diesem Platz schafft das auch eine gewisse Bindung.“

Familie Schwarz mit Stefan, Vanessa und dem einjährigen Sohn Paul haben mit einer Spende von 100 Euro an den Verein Immersatt den Piranha mit dem Namen „Crecimiento“ erhalten. Ausgesucht hat ihn der Kleine.
Familie Schwarz mit Stefan, Vanessa und dem einjährigen Sohn Paul haben mit einer Spende von 100 Euro an den Verein Immersatt den Piranha mit dem Namen „Crecimiento“ erhalten. Ausgesucht hat ihn der Kleine. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Sozusagen einen Fisch geangelt hat Familie Schwarz, die in der Kettenstraße wohnt. Mit 100 Euro an den Verein Immersatt haben sie sich den Piranha namens „Crecimiento“, zu deutsch „Wachstum“, gesichert. „Wir fanden die Idee ganz toll, vor allen Dingen, weil man dadurch in Läden kommt, in die man sonst nicht geht“, sagt Vanessa Schwarz, die Spenden zu Corona-Zeiten immens wichtig findet. Ausgesucht hat den Piranha ihr kleiner Sohn Paul (1), in dessen Kinderzimmer er jetzt gehängt werden soll. „Zumindest solange er sich nicht erschreckt.“