Duisburg. Die Polizei Duisburg hat nach Konflikten mit Clan-Mitgliedern in Marxloh eine E-Mail mit Morddrohungen erhalten. Zweimal gab es im Mai Tumulte.
Im Duisburger Problemstadtteil Marxloh gärt eine Auseinandersetzung zwischen der Polizei und libanesischen Clans. Zweimal gerieten Einsatzkräfte im Mai bei Tumulten mit Clan-Mitgliedern aneinander. Nun wird bekannt: Am 22. Mai soll laut Medienberichten im Polizeipräsidium eine Mail eingegangen sein, die eine Anschlagsdrohung enthielt. . Es habe „zwei anonymisierte, wortgleiche E-Mails mit strafrechtlich relevantem Inhalt an die Presse und an das Polizeipräsidium Duisburg“ gegeben, bestätigte das NRW-Innenministerium am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Entsprechende Ermittlungen habe die Duisburger Polizei aufgenommen.
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„Wir haben 2000 Stück AK-47-Sturmgewehre mit genügend Munition aus der Türkei und Russland beschafft. Allahu Akbar, tötet alle Ungläubigen“, zitiert die Rheinische Post aus einem internen Ermittlungsbericht der Polizei. Demnach ist damit eine Drohung gegen Polizisten und Journalisten verbunden, den Stadtteil nicht mehr zu betreten. Abgesendet wurde die Mail offenbar über eine Plattform, die Mail-Adressen und Identitäten verschleiert. Zum Inhalt der Mail wollte die Polizei am Freitag nicht äußern. „Es handelt sich um eine Verschlusssache, die wir nicht kommentieren“, erklärte Sprecher Stefan Hausch.
Clans: Zwei Polizeieinsätze in Marxloh machten Schlagzeilen
Hintergrund der Mail: In den Tagen zuvor gibt es in dem extrem belebten und internationalen Viertel rund um das Pollmanneck zweimal Tumulte: Am Abend des 17. Mai, einem Sonntag, wird eine Streifenwagenbesatzung auf einen 18-Jährigen aufmerksam, gegen den ein Haftbefehl wegen eines brutalen Angriffs im Januar bestand. Der 18-Jährige ist polizeibekannt, Experten ordnen ihn einer libanesischen Großfamilie zu. Der junge Mann flüchtet in einen Hauseingang, dort wird es für die Beamten prekär: Schnell bildet sich vor der Tür des Mehrfamilienhauses eine Traube von 30 Angehörigen. Nach Berichten der Polizei gehen sie die Polizisten an, filmen den Einsatz mit dem Smartphone. Die Einsatzkräfte müssen gegen den 18-Jährigen Pfefferspray einsetzen. Der droht damit, sie umzubringen.
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Nur zwei Tage später kommt es wenige Straßen weiter zu einem zweiten Konflikt. Auch hier ist die Festnahme eines 18-Jährigen der Auslöser. Auch in diesem Fall rennt der junge Mann in einen Hauseingang. 200 Menschen stören den Polizeieinsatz. Sie bespucken die Polizisten, beschimpfen sie als „Hurensöhne“. Nach Informationen aus dem Duisburger Polizeipräsidium hat eine „unbestimmte Anzahl der Personen“ einen „Clan-Bezug“. 36 Einsatzkräfte sind nötig, um den 18-Jährigen durch einen Korridor in einen Streifenwagen zu bringen.
Polizei Duisburg kontrolliert Wettbüros und Teestuben
Die beiden Vorfälle, die laut Polizei nicht zusammenhängen, haben genauso Schlagzeilen gemacht, wie der Auftritt eines Bild-Reporters, den Unbekannte mit Eiern bewarfen. Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) forderte jüngst eine „robuste Strategie“ und eine erhöhte Personalstärke der Schutzpolizei im Kampf gegen die Clans im Duisburger Norden. Polizeisprecher Stefan Hausch kündigte an, dass die Polizei nicht zurückweichen werde. „Wie geplant kontrollieren wir dort in der Nach-Coronazeit jetzt wieder Spielhallen, Cafés, Wettbüros und Teestuben“, sagte Stefan Hausch. Marxloh sei aber nicht schlimmer geworden als vorher.
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Die Polizei beobachtet in Duisburg 70 kriminelle Großfamilien mit 2800 Mitgliedern. 153 Einsätze gegen Clans hat sie 2019 registriert. In Marxloh fahren die Ordnungshüter unter anderem seit Jahren eine personalaufwendige Strategie gegen sogenannte „Streetcorner-Gangs“. Die Zahl der Tumultdelikte sank erheblich. Bei der Arbeit vor Ort unterstützt eine Einsatzhundertschaft der Landespolizei die Duisburger Behörde. Zwei Sonderstaatsanwälte arbeiten unter dem Projekttitel „Staatsanwälte vor Ort“ daran, Ermittlungen voranzutreiben.