Duisburg. Projektentwickler Aurelis plant Bürogebäude wie das Duisburg Central Office am Hauptbahnhof. Gespräch über das Image der Stadt und großen Bedarf.

Wie praktisch, dass Michael Buchholz kein kleiner Mann ist. Für die Bauvorhaben rund um den Duisburger Hauptbahnhof braucht es lange Arme, große Gesten. Buchholz ist Leiter der Aurelis West und damit Chef von Projekten wie dem Lanuv oder der langsam aus der Baugrube wachsenden Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, die Mitte 2022 fertig sein soll.

Aktuell arbeitet er an Ideen, die aus staubigem Geröll Vorzeigeobjekte machen sollen. Architektonisch spannend klingt das Duisburg Central Office. Hinter dem südlichen Bahnhofsflügel sieht es im Moment aus, als wäre ein Meteorit eingeschlagen. Tatsächlich wurde auf dem 70 mal 100 Meter großen Areal ein Tiefbunker aus der Erde gewuchtet, der ein entsprechendes Loch hinterließ, das aktuell ganz gut als Orientierungspunkt dienen kann: „Das wird mal der Innenhof“, sagt Buchholz, er wird eingekeilt von den zwei Schenkeln eines A-förmigen Baukörpers und bekommt vorne ein einladendes Foyer.

So soll das Duisburg Central Office am Hauptbahnhof in Duisburg mal aussehen.
So soll das Duisburg Central Office am Hauptbahnhof in Duisburg mal aussehen. © Aurelis Real Estate Service GmbH

Hochglanzprojekte und klassische Sanierung in Duisburg

Der gebürtige Meidericher betont aber, dass Aurelis „nicht nur die klassischen Hochglanzprojekte entwickelt“. Man kaufe auch aktiv Gewerbeimmobilien an, saniere, vermiete, generiere damit „einen zweistelligen Millionenbetrag“.

Den Job des Kaufmanns muss man sich wohl ein bisschen wie ein Sudoku-Spiel vorstellen. Um ein Projekt zu entwickeln, müssen alle Parameter stimmen: Gelände, Gebäude, Bauzeit, Interessent - stimmt ein Element nicht, rechnet sich alles nicht richtig.

Duisburg sei ein toller Standort mit einer guten Infrastruktur. „Von hier aus ist man schneller am Flughafen als aus der Düsseldorfer Innenstadt“, begründet der Kaufmann. Außerdem gebe es „einen guten Austausch mit der Stadt“. Andernorts müsse man gut und gerne 18 Monate warten, bis eine Baugenehmigung auf dem Tisch liegt. Schlecht für den Entwickler, denn „wenn man einen Nutzer hat, muss man auch liefern. 24 Monate Bauzeit strapazieren die Geduld mehr als genug. „Deshalb investieren wir nicht wenig in den Vorlauf“, erklärt Buchholz.

Wie wirkt sich der Homeoffice-Trend auf die Baubranche aus?

Durch die Corona-Pandemie hat sich in vielen Unternehmen das Homeoffice breit gemacht. Ist das nicht nachteilig für ein Geschäft, das auf Büroräume setzt? Buchholz ist da ganz entspannt. Im eigenen Betrieb hätte gut ein Drittel daheim gearbeitet. „Und das hat echt gut funktioniert!“

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Grundsätzlich glaubt der 47-Jährige aber, zu den Profiteuren der Corona-Pandemie zu gehören. Etwa weil sich Unternehmen, die mehrere Standorte haben, künftig auf eine moderne Zentrale mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten konzentrieren würden.

„Wir haben in den letzten zehn Jahren über 100 Millionen Euro in Duisburg investiert“, sagt Michael Buchholz. Zu den Projekten gehören etwa ein Unternehmerpark an der Dr. Alfred-Herrhausen-Allee in Asterlagen oder einige Immobilien an der Baumstraße in Homberg, die von Aurelis aufgekauft und instandgesetzt wurden inklusive der Verlängerung von Mietverträgen oder Neuvermietungen. Kaufen, bauen oder sanieren und wieder verkaufen – in diesem Rhythmus soll es weitergehen.

Leerstandsquote ist zu niedrig und das ist ungesund

Die Leerstandsquote bei Büroimmobilien in Duisburg bezeichnet Buchholz mit knapp unter 3 % als „ungesund“, größere Nachfragen könnten so nicht bedient werden. Viel Potenzial also für ihn, der Interesse bei Banken und Versicherungen beobachtet, bei öffentlichen Einrichtungen und Krankenkassen.

Das Image von Duisburg sei zwar außerhalb der Stadt nicht so gut, ein „Schneeballeffekt“ durch gute Projekte wie das Lanuv sei dennoch zu beobachten. Immerhin ist der Bau gerade von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen wegen der Energieeffizienz mit dem Goldstandard zertifiziert worden.

„Man muss den Menschen die Qualitäten von Duisburg noch beibringen“, glaubt Buchholz, „dabei hat sich die Stadt richtig gut entwickelt, wir haben was zu bieten.“ Und dann schwärmt er von der letzten Extraschicht und anderen Großveranstaltungen, die Nicht-Duisburger so nicht erwarten würden und auf die im Moment leider eh alle verzichten müssen.

Grünzug in Richtung Duisburger Freiheit

Die Tiefgarage der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung ist bald fertig. Rechts daneben ist das Lanuv zu erkennen, links soll ein weiteres Büroobjekt in Angriff genommen werden.
Die Tiefgarage der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung ist bald fertig. Rechts daneben ist das Lanuv zu erkennen, links soll ein weiteres Büroobjekt in Angriff genommen werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Quartier 1 genannte Bereich am Hauptbahnhof wird in wenigen Jahren vollständig bebaut sein. Was jetzt noch Baustraße ist, wird zwischen dem Lanuv und dem Hotel ein Grünzug in Richtung Duisburger Freiheit.

Wenn es losgeht auf dem Riesen-Areal auf der anderen Seite der Koloniestraße, wenn die Gebag irgendwann mit den Ausschreibungen beginnt, will Aurelis auch da wieder mitmischen. Der Umzug der Unternehmensdepandance von Köln ins selbst sanierte Bahnhofsgebäude war als langfristige Investition gedacht.