Duisburg. Die Entwicklung des „Stadtquartiers Am Alten Güterbahnhof“ in Duisburg und die Bürgerbeteiligung wird wegen Corona ins Internet verlagert.

Die Corona-Pandemie erfordert einen neuen Weg der Bürgerbeteiligung an der Entwicklung des neuen „Stadtquartiers Am Alten Güterbahnhof.“ Unter diesem Namen soll das gesamte Planungsgebiet der „Duisburger Freiheit“ künftig entwickelt werden. Nachdem im November der Prozess mit rund 200 Bürgern in der Mercatorhalle gestartet ist, wird er nun digital fortgesetzt. Eigentlich sollten die beim Werkstattdialog gesammelten Ideen zu einzelnen Themenbereichen wie Wohnen, Freizeit, Grün und Verkehr in Leitbildwerkstätten vertieft werden. Doch das geht nun aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr.

Im vergangenen Jahr gesammelte Ideen sollen weiterverfolgt werden

Damit der Prozess aber nicht ins Stocken gerät, haben die Stadt Duisburg und die Gebag mit Unterstützung des Düsseldorfer Stadtplanungsbüro Faltin + Sattler ein neues Konzept zur Beteiligung und Planung ausgearbeitet. Das sieht vor, ein Wettbewerbsverfahren mit integrierter und fortlaufender Bürger-Onlinebeteiligung durchzuführen – über eine Webseite ab Mitte Juli.

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„Vor dem Hintergrund der momentanen Situation gelingt es uns so, die Duisburger nicht nur in den Beteiligungsprozess einzubinden, sondern auch fortlaufend und transparent über den Fortgang zu informieren“, wirbt Oberbürgermeister Sören Link für das neue Konzept, über das der Rat in seiner nächsten Sitzung am 15. Juni entscheiden soll.

Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer betont, dass die „im vergangen Jahr in den ersten Beteiligungsformaten gesammelten Anregungen und Ideen jetzt konsequent weiterverfolgt“ werden sollen.

Auch Jüngere sollen in den Prozess eingebunden werden

Das neue Konzept sieht ein Wettbewerbsverfahren in zwei Schritten für die nächsten zehn bis zwölf Monate vor. In einem ersten werden ab Juli maximal 15 „Bearbeitungsgemeinschaften“ von Stadtplanern, Architekten und Landschaftsarchitekten Konzepte entwickeln, in die auch die Ideen der Bürger mit einfließen sollen. Die Teams werden zunächst anonym bleiben. Parallel dazu können Bürger Ideen über die Webseite in den Prozess einbringen, auch sollen die „Jüngeren“ gezielt angesprochen werden. So könnten Schulen und Hochschulen eine „Sonderposition“ übernehmen, heißt es in der Ratsvorlage.

Reale Bürgerdiskussionen, wenn es die Corona-Lage wieder zulässt

Eine Jury aus Experten, Vertretern der Stadt, Politik und Gebag werden aus den 15 Konzepten sechs auswählen, die es in die zweite Stufe schaffen und online – beispielsweise in Video-Clips – zur Diskussion gestellt werden. Die Bürger können zwar nicht ihren Favoriten wählen, aber Verbesserungsvorschläge machen. Sollte es die Corona-Lage zulassen, könnte es im Herbst 2020 auch wieder einen realen Bürgerdialog geben. Die Website würde aber dennoch „als konstantes Medium weiter betrieben und bestückt werden“, erklärt die Stadt.

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Aus den sechs Konzepten wird die Jury im März 2021 einen Beitrag auswählen, der ab Sommer 2021 die Basis der Planungen für die nächsten Jahre wird. Auch wenn noch vieles offen ist, eines scheint aber schon klar: Der Siegerentwurf dürfte einen Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeit und Freizeit vorsehen.

Es gab schon viele Ideen für das alte Güterbahnhofsgelände am Hauptbahnhof: Vom Stadion-Neubau über ein Einkaufszentrum „Multi Casa“ bis hin zum per Bürgerentscheid abgelehnten Designer-Outlet Center. Alles gescheitert.

Zukunftsquartier mit einem Mix aus Wohnen, Büros und Freizeit

Überlebt haben aber die Pläne des Star-Architekten Lord Foster, die im Kern einen Mix aus Wohnen, Büros und Freizeit auf der 30 Hektar großen Fläche vorsehen. Immer wieder wurden sie in den vergangenen Monaten als Basis für die Entwicklung des seit Oktober 2018 in städtischem Besitz befindlichen Filetgrundstücks genommen.

Ein paar Eckpunkte scheinen deshalb schon klar zu sein: Das Areal soll zu einem „Zukunfts-Stadtquartier“ mit neuen Arbeitsplätzen in Büros und urbanen Produktionsstätten werden, mit Gastronomie, Wohnen, Nahversorgung und einem Rad- und Fußwegenetz, das zentrale Wegführungen in Nord-Süd-Richtung bis zur Wedauer Seenplatte ermöglicht. Das Quartier soll zudem den „Zeichen der Zeit“ folgen und einer CO2-neutraler und klimaschutzorientierter Entwicklungs- und Vermarktungsstrategie folgen. Dabei, so steht es in der Vorlage, habe immer eines oberste Priorität: „Das Zurückholen der ehemaligen Güterbahnhofsfläche in das Stadtgeschehen.“