Duisburg. Duisburg hat nach dem Corona-Massentest bei DPD mit 43 Infizierten die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in NRW – und testet nun hunderte Zusteller.
Seit dem Höhepunkt am 8. April war die Zahl der bekannten aktiven Corona-Erkrankungen in Duisburg gesunken – langsamer als in anderen Großstädten, aber kontinuierlich: von 278 „aktuell Infizierten“ auf 116 am Mittwochabend, 3. Juni. Die Fallzahl aber ist mit den jüngsten Testergebnissen erstmals wieder gestiegen, und zwar binnen eines Tages sehr deutlich, auf 146 Fälle. Zwischen Mittwoch- und Donnerstagabend wurden dem Gesundheitsamt 30 Neuinfektionen übermittelt. Dadurch hat Duisburg bei der gefürchteten
Sieben-Tages-Inzidenz
nun den höchsten Wert in NRW: 13,8 (Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner).
Die statistischen Hauptgründe: Bei einem privaten Zuckerfest haben sich laut Stadtsprecherin Anja Kopka 14 Gäste angesteckt, und der Massentest im DPD-Paketzentrum Hüttenheim (wir berichteten mehrfach) hat offenbart, dass sich dort doch viele Mitarbeiter angesteckt haben.
DPD-Paketzentrum Duisburg: Schließung aktuell kein Thema
In der aktuellsten Amtsstatistik von Donnerstag, 20 Uhr, sind laut Kopka 27 infizierte DPD-Mitarbeiter aus Duisburg erfasst. Es werden weitere hinzukommen: DPD-Sprecher Peter Rey sagte am Freitagabend, von 440 diese Woche getesteten Angestellten seien 43 positiv, darunter auch solche, die nicht in Duisburg wohnen. Wegen der vielen Erkrankten sollen in den kommenden Tagen – anders als bislang geplant – auch die etwa 400 Paketboten getestet werden, die für Subunternehmen arbeiten.
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Rey betont zwar, es gebe weiterhin keinen Hinweis auf erkrankte Zusteller und kaum Kontakte zwischen ihnen und den Lagerarbeitern. Allerdings hatten die Infizierten vor Ort nach Reys Informationen ebenfalls keine starken Covid-19-Symptome (an)gezeigt. Ein Lagerarbeiter hatte unserer Redaktion berichtet, ein Großteil der Belegschaft halte die Maskenpflicht nicht ein, „sobald die Vorgesetzten wegschauen oder Feierabend haben“.
Die Schließung des Depots aber sei aktuell kein Thema, sagt DPD-Sprecher Rey. Stattdessen seien alle Infizierten und ihre Kontaktpersonen in Quarantäne. Wie zuvor das Gesundheitsamt hätten diese Woche Kontrolleure der Bezirksregierung den Betrieb besichtigt und die Schutzmaßnahmen „sehr positiv bewertet“. Mitte Mai musste DPD seinen Standort in Hückelhoven im Kreis Heinsberg vorübergehend schließen, da von 400 Mitarbeitern etwa 80 infiziert waren. Am Standort Duisburg arbeiten etwa 1000 Menschen. Wie sich die Infizierten dort angesteckt haben, sei weiter unklar, so Rey.
„Würden wir weniger testen, hätten wir sicher niedrigere Zahlen“
Der Fall DPD zeigt für den inzwischen von Stadtdirektor und -kämmerer Martin Murrack geleiteten Corona-Krisenstab, warum die Zahl der Infizierten in Duisburg langsamer sinkt. „Würden wir weniger testen, hätten wir sicher niedrigere Zahlen – damit wäre aber der Sache nicht gedient“, sagt Stadtsprecherin Anja Kopka.
Allein seit Dienstag, 2. Juni, ließ die Stadt fast 1200 Abstriche nehmen; in Summe sind es inzwischen 15.383 – deutlich mehr als etwa in den Nachbarstädten Düsseldorf (12.771) und Essen (13.327), die zudem mehr Einwohner haben. Die Stadt teste obendrein nicht nur Menschen mit Symptomen, sondern gezielt, so Kopka: nach Verdachtsfällen wie bei DPD und in Hochfeld sowie dort, wo die Wahrscheinlichkeit von Infektionen hoch ist, vor allem in Senioren- und Pflegeeinrichtungen.