Duisburg. Allein in diesem Jahr ist in 106 Duisburger Kleingartenanlagen rund 160 Mal eingebrochen worden. Warum sich der Dachverband machtlos fühlt.

Kleingärtner in Duisburg sind in heller Aufruhr. Denn die Zahl der Einbrüche in den gut 106 Kleingartenanlagen ist in diesem Jahr dramatisch gestiegen. 160 mal stiegen dreiste Diebe über Zäune, brachen Laubentüren auf, nahmen mit, was zu kriegen war. Und das lohnt sich offenbar, denn die „Lauben“ von einst haben sich inzwischen zu Freizeitdomizilen mit TV und Stereoanlage gewandelt.

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Die Einbrüche haben die Schrebergärtner offenbar völlig unerwartet getroffen. Denn der Trend in den vergangenen vier Jahren ging nach unten, kann Turgay Diker, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Duisburger Kleingärtner, anhand eigener Statistiken belegen. 2016 hatten die Einbrüche mit 302 Fällen ihren traurigen Höhepunkt. Doch danach schrumpfte ihre Zahl deutlich auf 239 (2017), 135 (2018) und zuletzt 2019 auf nur noch 96.

Einbrüche: Duisburger Vorstand ist ratlos

Die positive Talfahrt scheint nun allerdings beendet. Warum dies so ist? Der Duisburger Vorstand ist ratlos: „Es ist sehr unbefriedigend und es tut uns um jeden Kleingärtner sehr leid, aber ich habe auch keine Glaskugel.“ Denn eingebrochen wird offenbar nur punktuell und ohne ein erkennbares Muster. „Auch in Anlagen mit hohen Zäunen und eigentlich gut gesicherten Türen steigen die Täter ein“, weiß Diker. Hingegen sind Anlagen mit wenig Schutz nicht häufiger Ziele von Einbrechern.

Offenbar wissen die Täter in vielen Fällen, wo es sich lohnen könnte und bereiten sich vor. Fünf Einbrüche in gerade einmal vier Wochen hat eine Anlage im Duisburger Süden verzeichnet. „Es macht einfach keinen Spaß mehr, wenn man morgens mit flauen Gefühl im Magen hinfährt, weil man sich fragt: Ist es letzte Nacht vielleicht wieder passiert? Was wurde diesmal zerstört?“, schildert ein Gartenbesitzer.

Die Beute: Fernseher, Stereoanlage, teure Werkzeuge und Gartengeräte, Kupferkabel, Lebensmittel.

Denn selbst gut gesicherte Zäune und die inzwischen schon verstärkten Laubentüren halten sie nicht auf. Man habe den Eindruck, dass die Einbrecher in Kleingärten ihr Werkzeug testen wollten, meint ein Besitzer sarkastisch. Meist werden zwei bis drei Häuschen aufgebrochen, die Schubkarren und Abfallcontainer dienen den Dieben sogar als Transportmittel bis zum Auto. Alles Mögliche wandert dort hinein: Fernseher, Stereoanlage, teure Werkzeuge und Gartengeräte, Kupferkabel, Lebensmittel.

Denn das kleine Gartenglück ist bei Städtern als Wochenendresidenz heiß begehrt, die Nachfrage boomt und die besseren ,Geräteschuppen’ von damals haben mächtig aufgerüstet. „Ich kann ja kaum jeden Tag alles mit nach Hause nehmen“, meint ein Besitzer.

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Der Schaden ist noch größer, denn die Diebe gehen nicht zimperlich vor, Schubladen werden aufgerissen und alles auf den Boden geworfen. Auch Vereinsheime werden geknackt und nicht selten so verwüstet hinterlassen, dass die Gemeinschaft sie anschließend renovieren muss. Vor allem aber sind die Türen und Zäune danach oft unbrauchbar. „Und wir bekommen derzeit kurzfristig keinen Handwerker“, schildert der Vorsitzende einer Kleingartenanlage sein Dilemma.

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Gefasst werden Täter in der Regel nicht, auch wenn schon aus Versicherungsgründen stets Anzeige erstattet wird. „Nach drei Wochen bekommt man von der Staatsanwaltschaft die Mitteilung, dass kein Täter ermittelt werden konnte.“ Hilfe fordern deshalb manche Vorstände vom Duisburger Verband und der Polizei ein. Doch der Vorsitzende Turgay Diker winkt ab: „Eine regelmäßige Streife bei 106 Anlagen ist nahezu unmöglich, weil man nicht weiß, wo sie als nächstes zuschlagen werden. Und wir können auch nicht präventiv vor jede Laube einen Wachmann stellen.“

Diker empfiehlt: Keine Wertgegenstände in der Laube aufbewahren

Diker ist zudem skeptisch über den offenkundigen Wandel in den Anlagen, denn laut der Leitlinien zum Kleingartenwesen und Bundeskleingartengesetz müssen sich Lauben „jedoch deutlich von zum Wohnen geeigneten Baulichkeiten abgrenzen und dürfen nicht als Wohnsitz, sondern nur für vorübergehende Aufenthalte geeignet sein“. Diker empfiehlt deshalb: „Man sollte keine Wertgegenstände und teure Elektrogeräte in seiner Laube aufbewahren. Dafür sind sie nicht da.“

>> DAS SAGT DIE DUISBURGER POLIZEI

• Die Zahlen des Verbands kann die Duisburger Polizei zwar nicht bestätigen, denn Einbrüche werden im Detail nicht erfasst. „Wir können aber mit der Streife nicht überall sein, denn es gibt einige andere Orte, wo wir präsent sein müssen“, teilt eine Sprecherin der Polizei mit.

• Aus Sicht der Polizei sind Kleingärten oft Ziel von Einbrechern, weil sie selten gut geschützt sind. Die Polizei bietet daher persönliche Beratungen an. Doch schwere Schlösser lohnten sich selten, rät die Sprecherin. Besser seien Alarmanlagen mit Funk, so genannte GSM-Module.

• Mit ihrer Hilfe sei 2018 eine Einbrechertruppe auf frischer Tat ins Netz gegangen. „Wir raten außerdem dazu, hochwertige Gegenstände mitzunehmen und nicht im Gartenhaus zu lassen“, so die Sprecherin.