Duisburg-Neumühl. An einer Duisburger Kita ruhen seit Monaten die Bauarbeiten. Ein Vater hat sich eingeschaltet - jetzt wurden ihm die Betreuungsplätze gekündigt.
Noch immer prägen eingeschlagene Mauern und abgestelltes Baumaterial das Bild an der Max-Planck-Straße 45 in Neumühl. Die Kita „Zaubersterne“ soll umgebaut und vergrößert werden, doch seit Monaten ist auf der Baustelle kaum etwas passiert. Während der Investor weiter schweigt, hat sich sich in der Zwischenzeit ein Vater eingeschaltet – und in der Folge die Betreuungsplätze für seine Söhne verloren.
Als ein „leidiges Thema“ bezeichnet Michaela Merfeld-Hilgers von der „Zaubersterne“-Verwaltung den Umbau. Wie berichtet, hat der österreichische Immobilienkonzern Signa das Gebäude gekauft. Nach der baulichen Erweiterung sollten die „Zaubersterne“ ursprünglich im Sommer 2019 wieder einziehen und dort dann fünf statt bislang drei Gruppen betreuen können. In der Zwischenzeit dient die alte Kita an der Schillerstraße als Übergangslösung.
Immobilienkonzern Signa verweigert jede Aussage zum Baufortschritt
„Vorher hatten wir das Gebäude von der Kirche gemietet“, berichtet Merfeld-Hilgers. Den Verkauf an die Signa und die Umbaupläne habe man positiv bewertet, insbesondere wegen der Möglichkeit, sich zu vergrößern. Doch erst verzögerte sich die Genehmigung des Bauantrags, dann gab es Probleme mit einem beauftragten Subunternehmen – das stört nicht nur Kita-Leitung und Eltern, sondern auch die umliegenden Anwohner.
Nach wie vor wollen weder der Signa-Konzern noch dessen zuständiges Tochterunternehmen Kid Invest über die Situation sprechen. Seit Januar sind mehrere Anfragen der Redaktion, schriftlich wie telefonisch, unbeantwortet geblieben. Nach Kenntnisstand der „Zaubersterne“ musste sich Kid Invest eine neue Entwicklungsgesellschaft suchen, die im Auftrag die einzelnen Arbeiten ausschreibt und vergibt.
Mehrfeld-Hilgers hofft, dass es bald weitergehen kann. Nachbarn berichten jedenfalls von einer großen Baustellenbegehung, an der vor wenigen Wochen mehrere Menschen teilgenommen hätten. Mehr wisse sie auch nicht, sagt Merfeld-Hilgers, und drückt ihr Bedauern über die mangelnde Transparenz der Signa aus: „Solche Dinge können passieren. Aber man muss drüber sprechen.“
Vater wirft Zaubersterne-Kita Hinterlist und mangelnde Transparenz vor
Für Vater Sebastian Deppe sind es jedoch die „Zaubersterne“, denen jegliche Transparenz abgehe. Einer seiner Söhne besucht den Kindergarten bereits, im Sommer sollte sein zweiter Sohn folgen. Weil die Eltern keine Informationen über den Umbau erhalten hätten, nahm Deppe im Januar selbst Kontakt zu einem Mitarbeiter von Kid Invest auf. „Ein angenehmes Gespräch“, sagt Deppe. Man habe ihm dabei zugesagt, zeitnah bei einem Termin im Kindergarten den Eltern Rede und Antwort stehen zu wollen.
Ein solcher Termin sei von der „Zaubersterne“-Geschäftsführung jedoch abgelehnt worden. Stattdessen bekam Deppe kürzlich eine Abmahnung. Ihm wird vorgeworfen, „in völlig unangebrachter und zum Teil diffamierender Art und Weise“ seinen Unmut über den Baufortschritt ausgedrückt zu haben. Im selben Schreiben kündigen die Zaubersterne den Betreuungsplatz für Deppes Sohn zum Ende des Kita-Jahres, und ziehen die Zusage für seinen zweiten Sohn zurück. Diese Möglichkeit hat die gemeinnützige GmbH, weil sie ein privater Träger ist.
Deppe bestreitet, sich gegenüber dem Kid-Invest-Mitarbeiter im Ton vergriffen zu haben. Der habe ihm das auch bestätigt. Es steht Aussage gegen Aussage. Deppe wirft den „Zaubersternen“ vor, ihn auf diese Weise loswerden zu wollen, weil er „unangenehme Fragen“ stelle. Auch seine Kandidatur für den Elternbeirat sei verhindert worden. „Ich finde es unerhört und traurig, dass meine Kinder jetzt darunter leiden müssen und aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden.“
Stadt Duisburg hat neue Betreuungsplätze arrangiert
Merfeld-Hilgers bezeichnet die Schilderungen Deppes als „sehr vereinfacht“, will das Thema aber nicht öffentlich kommentieren: „Eine Partei hat ordnungsgemäß ein Vertragsverhältnis gekündigt, nicht mehr und nicht weniger. Aber das ist eine private Angelegenheit.“ Grundsätzlich führe das dauerhafte Schweigen der Signa zu „Problemlagen auf ganz vielen Ebenen, die sich verhindern ließen“. Dazu zählt sie auch den Streit mit Sebastian Deppe: „Eltern tun Dinge, die sie vielleicht nicht tun sollten.“
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Deppe wollte zunächst gegen die Kündigung klagen. Er hat außerdem einen offenen Brief geschrieben, der sich unter anderem an Oberbürgermeister Sören Link und Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer richtet. Jetzt bekam er von der Stadt eine Antwort. Weil die „Zaubersterne“ ein privater Träger sind, könne man auf die Kündigung keinen Einfluss nehmen. Immerhin: Deppe kann seine beiden Söhne ab Sommer in einer städtischen Kita betreuen lassen – ohne das übliche Bewerbungsverfahren zu durchlaufen.