Duisburg. In Mündelheim hat der dritte Bauabschnitt am Rheindeich begonnen. Zum Schutz des Ortes entsteht eine 1,6 Kilometer lange, unterirdische Dichtwand.

In Mündelheim haben die Arbeiten am dritten Bauabschnitt des neuen Rheindeiches begonnen. Dabei geht es um das eigentliche Ziel: Durch die Rückverlegung des Deiches dem Fluss bei Hochwasser mehr Raum zu geben. Doch der Neubau des Schutzdammes kann frühestens im Sommer 2021 beginnen. Zuvor muss der alte Deich abgetragen und aufwändig auf Kampfmittel untersucht werden. „Das wirft uns in der Planung weit zurück“, sagt Christine Grommes, Bauleiterin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD).

Etwa 60 Zentimeter breit ist die 1,6 Kilometer lange Dichtwand. Die Mischung aus Erde, Zement und Betonit wird mit den Bohrern gemischt.
Etwa 60 Zentimeter breit ist die 1,6 Kilometer lange Dichtwand. Die Mischung aus Erde, Zement und Betonit wird mit den Bohrern gemischt. © Foto: DANIEL ELKE / FUNKE Foto Services

20 Meter hoher Dreifach-Bohrer

Vorerst bestimmt der 20 Meter hohe Dreifach-Bohrer am Ende der Baustraße nördlich der B 288 das Bild. Bauleiter Moritz Hahn und seine Mitarbeiter aus der Essener Niederlassung der bayrischen Firma Bauer Spezialtiefbau treiben damit zwischen neun und 20 Meter tiefe Löcher ins Rheinvorland bis auf die harte Tertiärschicht. An der Bundesstraße stehen Silos, in denen Wasser mit Zement und dem Quellton Betonit vermengt wird. Über den Bohrkopf wird die Mischung in die Löcher gepumpt und mit dem Boden vermischt.

Durch dieses so genannt „Mixed-in-Place“-Verfahren entsteht eine 1,6 Kilometer lange, etwa 60 Zentimeter breite Dichtwand parallel zum Rhein. „Sie soll den Ort vor dem hochdrückenden Grundwasser schützen“, erklärt Grommes. Einige Schlitze bleiben in der Wand, durch sie kann Wasser auch Richtung Rhein zurückfließen. Die Bauzeit wird etwa ein Jahr betragen. „Der Vorteil des Verfahrens ist, dass wir keinen Aushub haben. Das erspart Mündelheim 1300 Lkw-Transporte.“

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Dichtwand markiert den Verlauf des neuen Deiches

Die Dichtwand markiert auch den künftigen Verlauf des rückverlegten Deiches. Bevor dessen Bau beginnen kann, wird zunächst der alte Hochwasserschutz abgetragen. Vor den Arbeiten muss die Kampfmittel-Detektion in Schichten von jeweils 1,50 Meter erfolgen. „Je näher wir an Hüttenwerke Krupp-Mannesmann heranrücken, desto mehr werden wir finden“, prognostiziert WBD-Vorstand Uwe Linsen.

Die grüne Linie markiert den Verlauf des neuen, rückverlegten Deichs.
Die grüne Linie markiert den Verlauf des neuen, rückverlegten Deichs. © Foto: DANIEL ELKE / FUNKE Foto Services

Rund 700 Quadratmeter – mehr schaffen die Bombensucher am Tag nicht. Dann müssen die Fundstellen untersucht werden. „Die Geräte reagieren bei einer Bombe, aber auch bei einem alten Hufeisen“, erklärt Christine Grommes. Eine besondere Gefahr für die Bauarbeiter seien Phosphor-Granaten, die wegen ihres Aluminium-Mantels leicht unentdeckt blieben.

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Im kommenden Jahr soll auch der zweite Bauabschnitt vollendet werden. Beim Deich-Neubau war der Hof Höffkes ausgespart worden, weil wenige hundert Meter weiter ein Ersatzbau für den Landwirt nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde. Im Frühjahr vergangenen Jahres ist der Umzug erfolgt. „Im kommenden Winter wird der alte Hof abgerissen, danach wird die Lücke geschlossen“, kündigt Bauleiterin Grommes an.

Aufwändige Kampfmittel-Suche treibt die Baukosten

Die Kosten für den neuen Deich im Mündelheimer Rheinbogen werden sich voraussichtlich von den ursprünglich im Jahr 2008 kalkulierten 52,6 Millionen Euro auf fast 110 Millionen mehr als verdoppeln. Ein kleiner Trost aus Duisburger Sicht: Der Anteil der Stadt wird bei 12,3 Millionen Euro liegen, den großen Rest tragen Land NRW und Bund.

Die Gründe sind neben den üblichen Preissteigerungen der aktuelle Bauboom und die durch neue Vorschriften erheblich teurere Suche nach Kampfmitteln aus dem zweiten Weltkrieg. Bei den bisherigen Arbeiten wurden vier Blindgänger gefunden, nördlich der B 288 rechnen die Fachleute mit einer größeren Zahl von Funden.