Duisburg. . Neue Vorschriften bei der Suche nach Weltkriegsbomben stoppen den Weiterbau des Rheindeichs bei Mündelheim. Die Kosten drohen zu explodieren.

  • Seit dem Frühjahr sind die Neubauarbeiten beim Deichbau in Mündelheim fast zum Erliegen gekommen
  • Der Grund sind veränderte Vorschriften für die Kampfmittel-Detektion durch die Bezirksregierung Düsseldorf
  • Die Behörde geht von 16 Monaten Verzögerung aus, die Wirtschaftsbetriebe verhandeln über ein neues Konzept

Weil sich die Vorschriften für die Untersuchung von Bauflächen auf Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg geändert haben, werden sich die Arbeiten für die Deich-Rückverlegung in Mündelheim erheblich verzögern. Die Arbeiten am dritten Bauabschnitt, die mit Ende der Hochwasserperiode im Frühjahr beginnen sollten, sind deshalb noch nicht einmal ausgeschrieben worden.

„Sämtliche Zeit- und Kostenpläne können wir wegwerfen“, sagt Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe (WBD), die 2015 das Projekt von der Stadtverwaltung übernommen haben. Die Bezirksregierung Düsseldorf geht derzeit von einer Verzögerung von insgesamt 16 Monaten für den dritten und vierten Bauabschnitt aus – möglich sind deutlich mehr.

Die ersten beiden Bauabschnitte des neuen Rheindeichs ab Wittlar bis 1,6 Kilometer südlich der Rheinbrücke sind bereits fertiggestellt.
Die ersten beiden Bauabschnitte des neuen Rheindeichs ab Wittlar bis 1,6 Kilometer südlich der Rheinbrücke sind bereits fertiggestellt. © Lars Fröhlich

Bis 1,6 Kilometer südlich der B 288 ist der neue Deich fertig. „Kampfmittelfreiheit vor Baubeginn“ lautete die Ansage der Bezirksregierung für die ersten beiden Bauabschnitte ab Wittlaer. Etwa ein halbes Dutzend Blindgänger wurde seit Baubeginn entdeckt.

„Man hat gemerkt, dass man mit jedem Meter weiter Richtung Norden mehr Bomben im alten Deich finden wird“, so Linsen. Also wurden für die nächsten Bauabschnitte die Spielregeln geändert. Nur maximal 1,5 Meter Erdreich dürfen abgetragen werden, dann muss erneut untersucht werden. Das Problem: Die Detektionsteams schaffen nur 700 Quadratmeter pro Tag. „Das bedeutet zwei Tage räumen, 14 Tage detektieren“, erklärt der WBD-Geschäftsführer.

Ziel: Stillstandzeiten gering halten

Weil zudem weiterhin die Vorgabe gilt, dass der Deich aus Gründen des Hochwasserschutzes auf maximal 300 Metern aufgebrochen werden darf, ist ein Deichbau nach bisheriger Planung nur im Schneckentempo möglich. Dabei würden aber wegen der langen Standzeiten der Baumaschinen auch die Kosten aus dem Ruder laufen. „Das soll hier ja schließlich keine Elbphilharmonie werden“, so Linsen.

Mit dem Versuch, das weitere Vorgehen abzustimmen, verging der Sommer, nun ist wegen der Hochwasser-Periode ohnehin Pause. Immerhin, berichtet Linsen, liege nun ein Plan auf dem Tisch. Der besagt, mit der Detektion bereits weiter nördlich fortzufahren, wo der neue Deich auf der Fläche des alten steht. Im Rheinbogen, wo die eigentliche Rückverlegung erfolgt, könnte derweil auf der neuen Deichlinie bereits gebaut werden.

Verlegung der Gasleitungen läuft schon

Ziel sei es, „die Stillstandzeiten möglichst gering zu halten“, sagt Uwe Linsen. Ohnehin wisse derzeit niemand, „welche Preise bei den Ausschreibungen herauskommen“. So steht auch der Einbau der unterirdischen Dichtwand zum Schutz des Mündelheimer Ortskern noch aus. Einzig die Verlegung der Gasleitungen an der Brücke läuft, auch die Verhandlungen für den Grunderwerb zur Aufständerung der B 288. Uwe Linsen: „Wir sind zuversichtlich.“