Duisburg. Die Landesregierung hat die gefährlichsten Orte von NRW aufgelistet. Warum Duisburg nicht darunter ist und trotzdem gefährliche Ecken hat.
Die Landesregierung veröffentlicht eine Liste der gefährlichsten Orte in NRW – und weder Hochfeld noch Marxloh tauchen auf? Warum Duisburg nicht auf diesem Zettel ist, erklärt Polizeisprecher Stefan Hausch.
Jede Stadt hat gefährliche Ecken, in denen mehr Straftaten als anderswo verübt werden, betont der Polizist, auch in Duisburg gebe es zehn bis 20 solch polizeilich auffälliger Orte: „Wir nutzen dieses Instrument aus dem Polizeigesetz aber nur kurzfristig, andere Städte erklären Straßen oder Viertel dauerhaft zu gefährlichen Orten.“
Ist eine Ecke zum gefährlichen Ort ernannt worden, darf die Polizei hier anlasslos Personen kontrollieren und Fahrzeuge durchsuchen. Überall sonst muss ein Verdachtsmoment gegeben sein, damit Polizisten Durchsuchungen an Menschen oder Fahrzeugen durchführen dürfen.
Hochfeld war ein gefährlicher Ort
Um eine Gegend zum gefährlichen Ort gemäß Polizeigesetz zu ernennen, seien aufwändige Begründungen nötig, die auch immer wieder aktualisiert werden müssten, so Hausch. Anlass müssen erwartete Straftaten mit erheblicher Bedeutung sein, also Waffen- und Drogendelikte oder Einbrüche. Der Verwaltungsaufwand sei hoch. Außerdem würden damit Straßenzügen stigmatisiert, wodurch sich beispielsweise der Wert von Häusern schnell reduziere, erklärt der Polizeisprecher.
Im August 2019 war Hochfeld für ein paar Wochen solch ein gefährlicher Ort. Die Polizei konnte dadurch strategisch fahnden und konzertiert gegen Clan-Kriminalität vorgehen, 17 Personen wurden im Rahmen einer Razzia festgenommen.
Danach habe man sich wieder anderen Ecken der Stadt zugewandt. „Unsere Erfahrung ist, dass das Geschehen sehr dynamisch ist, die Hotspots der Kriminalität mal hier und mal da sind“, so Hausch. Es gebe regelmäßige Aktionen am Rheinhauser Markt, an der für Raser beliebten ehemaligen B8, in Hochfeld und Marxloh. Der erfahrene Polizist betont, dass es in Duisburg keine No-Go-Areas gibt: „Wir gehen überall hin, wo es weh tut.“
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Dafür werden seit zehn Jahren regelmäßig zusätzliche Polizisten beantragt – und auch gewährt, so etwa die Unterstützung durch Einsatzkräfte der Hundertschaft in Marxloh.
Die Polizei setzt auf das Konzept „Triangel“, das etabliert wurde, als 2011 ein sprunghafter Zuzug aus Osteuropa beobachtet wurde und sich zudem Rockergruppen präsenter zeigten. Die Duisburger Besonderheit meint einen Dreiklang aus Bürgern mit ihrem Sicherheitsbedürfnis, den Behörden wie Polizei und Ordnungsamt sowie den Zuwanderern. Hier wird eng kooperiert, ähnlich wie bei der Task Force gegen Schrottimmobilien.