Duisburg. Die Geschichte hat viele bewegt: Ein langer Kostenstreit um einen E-Rollstuhl für eine schwerstbehinderte Duisburgerin endet mit einem Vergleich.
Ein über zwei Jahre langer Kampf mit der Krankenkasse um einen Elektro-Rollstuhl für ihre schwerst-mehrfachbehinderte Tochter Lina (21) ist für Antje Frohnert Ballon zu Ende gegangen. Die gewünschte und rund 25.000 teure Spezialanfertigung hat die Duisburgerin nach einer über die Sozialen Medien gestarteten Spendenaktion mittlerweile bekommen. Doch Antje Frohnert Ballon ließ danach nicht locker. Sie wollte die Barmer, die die Ausstattung nicht für erforderlich hielt, gerichtlich doch noch zur Kasse bitten und vor allem ein Grundsatzurteil für andere betroffene Familien erstreiten. „Es sollte ein Anrecht auf so einen Elektro-Rollstuhl geben“, sagt die Rumelnerin. Am Ende ist es vor dem Sozialgericht zu einem Vergleich gekommen.
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Die Barmer muss demnach die Kosten für den neuen Rollstuhl zwar nicht übernehmen, sich aber in den nächsten 15 Jahren finanziell gestaffelt an Wartungen und Reparaturen mit einer Summe von bis zu 15.000 Euro beteiligen. Dies bestätigte ein Sprecher der Krankenkasse auf Nachfrage der Redaktion. Er sagt: „Der Barmer ist sehr daran gelegen, ihre Versicherten bestmöglich zu unterstützen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir mit Familie Ballon eine Einigung finden konnten.“
Duisburgerin hadert mit dem Vergleich vor Gericht
Antje Frohnert Ballon hadert hingegen mit dem Vergleich. „Ich bin traurig und ärgere mich auch darüber, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben“, sagt die Duisburgerin. „Andererseits wird Lina dadurch einiges erspart. Und das ist für mich das Wichtigste. Sie wäre ansonsten für weitere Gutachten immer wieder auf ihre Fähigkeiten getestet und bewertet geworden. Ich bin froh, dass Lina nun nicht mehr zur Schau gestellt werden muss.“
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Hätte die Barmer am Ende tatsächlich den kompletten Wunsch-Rollstuhl bezahlen müssen, wäre das Geld der Caritas-Werkstatt in Rheinhausen zu Gute gekommen. Nun, nach dem Vergleich, will Antje Frohnert Ballon ihre Krankenkasse über kurz oder lang verlassen und eine neue suchen.
„Ich verzichte da lieber auf diese Almosen“, sagt sie „Nur fehlt mir gerade dazu die Energie.“ Durch Corona habe sie Lina wochenlang alleine, mehr oder weniger komplett isoliert, betreut. „Das ist oft nicht sehr einfach“, so die Duisburgerin. „Aber immer noch besser so, als dass sie sich ansteckt. Sie hätte wohl keine Chance.“
Der neue Elektro-Rollstuhl erleichtert den Alltag enorm
Die 21-Jährige hat das 18q-Syndrom, auch als De-Grouchy-Syndrom bekannt. Lina kann nicht laufen, nicht reden, aber lautieren und sich durch Zeigen verständlich machen. Der neue Elektro-Rollstuhl mit einer Lagerungs- und Stehfunktion helfe im Alltag enorm, sagt Antje Frohnert Ballon, „zumal wir eh nur eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung haben“.