Duisburg. . Durch eine Hilfsaktion wird eine schwerstbehinderte Duisburgerin den Wunsch-Rollstuhl bekommen. Die Mutter will trotzdem gegen die Barmer klagen.
Der ehrenamtliche Widerspruchsausschuss der Barmer hat getagt und Antje Frohnert Ballon hat zumindest Klarheit. Die Krankenkasse wird den gewünschten Elektro-Rollstuhl für ihre schwerstbehinderte Tochter Lina (19) nicht bewilligen. Das ist die schlechte Nachricht, die für die 50-Jährige aus Rumeln nach eigener Aussage enttäuschend, aber auch nicht ganz unerwartet kommt. Die gute Nachricht: In der Zwischenzeit hat Antje Frohnert Ballon über Paypal und einen so genannten Moneypool binnen weniger Wochen so viel Geld eingesammelt, dass die 19-Jährige den speziell angefertigten und knapp 25.000 Euro teuren E-Rollstuhl bekommen wird.
Der soll neben einer Lagerungs- auch eine Stehfunktion haben, die die Mutter und unter anderem auch ein behandelnder Orthopäde für erforderlich halten, nicht aber der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK). Der ist überzeugt, dass ein manueller Rollstuhl mit elektrischer Schiebehilfe, einem Stehtrainer mit Beckengurt sowie einem elektrischen Aufrollgurt völlig ausreichend ist.
1:1-Betreuung rund um die Uhr
Der Widerspruchsausschuss ist dem MDK nun gefolgt. Bei einer Genehmigung des Wunschrollstuhls, heißt es, würde die Barmer das gesetzlich vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsgebot missachten. Außerdem fehle der Beweis von Linas Fahrtauglichkeit. Antje Frohnert Ballon hat schon mehrfach betont, dass sie ihre Tochter den E-Rollstuhl bei einer 1:1-Betreuung rund um die Uhr niemals selbst steuern lassen würde. Sie kann deshalb auch dieses Argument nicht nachvollziehen.
Die 50-Jährige hat durch die erfolgreiche Hilfsaktion („Es fehlen nur noch 4000 Euro“) zwar nun bereits den gewünschten E-Rollstuhl bestellt, will aber gleichzeitig weiterkämpfen. Sie lässt über ihren Anwalt eine Klage vorbereiten. „Ich werde notfalls durch alle gerichtlichen Instanzen gehen“, sagt die Mutter. „Mir geht es um ein Grundsatzurteil, vom dem auch andere betroffene Familien profitieren sollen.“ Nicht alle hätten das Glück, so viele finanzielle Unterstützer zu finden. Am 22. Mai feiert Lina, die unter dem De-Grouchy-Syndrom leidet und nicht laufen, reden, aber lautieren kann, ihren 20. Geburtstag. „Ich hoffe“, sagt Antje Frohnert Ballon, „dass meine Tochter dann endlich in ihrem neuen Rollstuhl sitzt.“